Die Ex-Profis René Rydlewicz und Roland Benschneider kommen zu Saisonbeginn mit der Ersten beziehungsweise Zweiten Herren-Mannschaft des BFC Dynamo schlecht aus den Startlöchern.
Im selben Verein waren die Beiden schon einmal tätig – für knapp zwei Jahre bei Energie Cottbus: Roland Benschneider als Sportdirektor, René Rydlewicz als Co-Trainer. Es war zur Zeit des sportlichen Niedergangs in Cottbus – im Jahr 2014 stand der Abstieg in die Dritte Liga fest, und ein Neuanfang sollte her. Man suchte nach einem geeigneten Kandidaten für die sportliche Leitung, um die Kehrtwende einzuleiten – und Roland Benschneider brachte alles für den Posten mit: „Stallgeruch" aus seiner Zeit in der Energie-Jugendabteilung (1998 bis 2000), Erfahrung aus unter anderem 140 Einsätzen in Erster und Zweiter Liga (Köln, Trier, Bielefeld, Augsburg) und einen Aufstieg als Verantwortlicher. Nach Karriereende begann der heute 38-Jährige nämlich einen Studiengang im Bereich Sportmanagement und wurde bereits im September 2011 Teammanager beim saarländischen Regionalligisten SV Elversberg. Der Verein aus dem Landkreis Neunkirchen erlebte daraufhin den größten Erfolg seiner Geschichte: Im Jahr 2013 stieg man in die Dritte Liga auf. Die SVE beförderte ihren Teammanager daraufhin zum Sportdirektor – doch schon in der folgenden Winterpause kam es zur Trennung. Der Neuling lag zwar zu diesem Zeitpunkt knapp vor den Abstiegsplätzen – Anlass für die Entscheidung seien jedoch „unterschiedliche sportliche und strategische Ausrichtungen zwischen Trainerteam und Sportdirektor" gewesen, hieß es in einer Erklärung des Vereins.
Bereits in Cottbus zusammengearbeitet
So wurden sich dann vor der Saison 2014/15 der FC Energie und Benschneider einig – zunächst einmal mit der Vorgabe, einen konkurrenzfähigen Kader zusammenzustellen und nach Möglichkeit den direkten Wiederaufstieg anzugehen. Mit Platz sieben am Ende der Spielzeit wurde das erste Ziel dann zwar erfüllt, das zweite aber deutlich verpasst. Im darauf folgenden Jahr geriet die sportliche Situation dann komplett in Schieflage: Roland Benschneider sah sich gezwungen, Trainer Stefan Krämer bereits im September 2015 zu entlassen. Interimstrainer wurde dessen Assistent: René Rydlewicz, der nach zwei Spielen auf der Cottbuser Bank aber bereits von Vasile Miriuta abgelöst wurde. Der Rumäne, als Spieler eine Energie-Legende, konnte die Abstiegsgefahr allerdings nicht bannen. Grund genug für die Verantwortlichen, Benschneider im Februar 2016 zu kündigen. „Mangelnde Akzente in der aktuell bedrohlichen Situation" lautete einer der Vorwürfe, „unterschiedliche Auffassungen bei der Kaderzusammenstellung, -planung und Personalführung" ein anderer. Am Ende musste Energie Cottbus im Sommer 2016 trotzdem erstmals den Gang in die Viertklassigkeit antreten.
Benschneiders nächste Station endete nach einem Jahr mit Abstieg und Insolvenz des angeschlagenen Drittligisten FSV Frankfurt auf chaotische Weise. Danach wurde es zunächst einmal ruhig um den heute 38-Jährigen – bis im Juli 2018 dessen Anstellung als Trainer der Zweiten Mannschaft beim BFC Dynamo bekannt gegeben wurde. Landesliga Berlin, siebte Spielklasse, in veränderter Aufgabe als Trainer – Benschneider verfügt über die A-Lizenz des DFB – im Gespann mit Thomas Fritz. Es ist ein bisschen wie die viel zitierte Reset-Taste, die der Ex-Profi damit gedrückt hat. Als Coach leitet er bei den Weinrot-Weißen quasi die Schnittstelle zwischen Nachwuchs und Herrenbereich – nur fünf Spieler im Kader sind über 22 Jahre. Viele Talente also, die sich für das Regionalligateam des BFC empfehlen können. Und das wird von René Rydlewicz trainiert – mit der Hierarchie verhält es sich nun also umgekehrt zur gemeinsamen Cottbuser Zeit.
Auch Rydlewicz (45), der es in seiner aktiven Zeit auf 278 Bundesligaspiele (für Leverkusen, 1860, Bielefeld, Rostock) brachte, begann seine „zweite Karriere" zunächst als sportlicher Leiter: über Sechstligist Anker Wismar landete er im März 2009 wieder bei Hansa Rostock. Kurzfristig konnte dort die Zweite Liga zwar gesichert werden, im Jahr darauf musste Rydlewicz dann aber doch die bittere Erfahrung des Abstiegs machen – der FC Hansa war erstmals in seiner Vereinsgeschichte nur noch drittklassig. Der Ex-Profi wechselte daraufhin ins Trainermetier, leitete unter anderem die A-Junioren des FC Energie Cottbus. Später saß er dann auch bei den Herren auf der Bank, es sollte dort allerdings nicht über die Rolle des Assistenten beziehungsweise Interimstrainers hinausgehen. So kam Rydlewicz schließlich im Mai 2016 bei seinem früheren Jugendverein BFC Dynamo als Chefcoach zum Zug. Nach einem mittelmäßigen Jahr in der Regionalliga, das mit dem Sieg im Berliner Pokal und dem Erreichen des DFB-Pokals versöhnlich endete, war die anschließende Spielzeit dann quasi für das „Über-Team" von Energie Cottbus reserviert. Dynamo schloss auf einem guten vierten Platz ab und verteidigte den Titel im Landespokal. Ausgerechnet in der ausgeglichener erwarteten Regionalliga Nordost 2018/19 legte Dynamo jetzt allerdings einen Fehlstart hin. Nach dem 4:1-Sieg in Auerbach holte man in den folgenden vier Spielen nur einen Zähler – bei einem Torverhältnis von 1:11. Dazu war das Aus im DFB-Pokal gegen den 1. FC Köln zwar zu erwarten, mit 1:9 fiel die Niederlage jedoch schmerzhaft hoch aus.
Schwerwiegende Abgänge und großes Verletzungspech
Zu den schwerwiegenden Abgängen von Rufat Dadashov und Matthias Steinborn, die letzte Saison allein insgesamt 41 Tore erzielten, gesellte sich beim BFC auch noch großes Verletzungspech hinzu. Stürmer Vincent Rabiega (Kreuzbandriss) erwischte es bereits in der Vorbereitung, Verteidiger David Malembana fällt seit dem zweiten Spiel wegen einer Prellung aus. Dann zogen sich Kapitän Bilal Cubukcu (Schienbeinbruch) und die Neuzugänge Patrick Brendel (Schulter) und Mateusz Lewandowski (Bänderriss) gravierende Verletzungen zu. So musste der BFC noch mal auf dem Transfermarkt aktiv werden und holte den in Hoffenheim ausgebildeten Bahadir Özkan, Marc Brasnic (Viktoria Köln) und mit Ronny Garbuschewski noch einen Ex-Profi. Das 1:0 gegen Lok Leipzig (Tor: Brasnic) Anfang September stoppte dann immerhin den Negativtrend und weckte Hoffnungen auf eine Trendwende. Beim Reserveteam von Trainer Roland Benschneider wartete man dagegen zu diesem Zeitpunkt noch auf eine solche – nach drei Niederlagen zum Auftakt und 1:10 Toren hatte man in der Landesliga die Rote Laterne. Um die Situation zu meistern, können Rydlewicz und Benschneider bei Dynamo aber in jedem Fall – ob als Spieler oder Verantwortlicher – auf reichlich Erfahrung zurückgreifen: in guten wie in schlechten Zeiten.