„Kinder, Küche, Kirche": Dieses Frauen-Rollenbild ist nicht zeitgemäß, aber dennoch wieder im Aufschwung – so Stefanie Elies, Leiterin des Forums Politik und Gesellschaft der Friedrich-Ebert-Stiftung. Sie bekennt sich zum Feminismus und plädiert für mehr Geschlechtergerechtigkeit und Gleichstellung im Berufsleben.
Frau Elies, ist Feminismus noch zeitgemäß? Sind Sie eine Feministin?
Auf jeden Fall. Mein Instrument ist das Gender-Mainstreaming: die Verwirklichung der Gleichstellung der Geschlechter. Dazu müssen die Strukturen der Gesellschaft durchleuchtet werden. Meine Fragen lauten: Haben wir die Frauenperspektive beachtet? Macht das Geschlecht einen Unterschied? Was bedeutet es, Mann oder Frau oder ein anderes Geschlecht zu sein? Ist es gerecht, wenn Mädchen zwar bessere Abschlüsse haben, aber trotzdem schlechtere Jobs?
Das heißt, es gibt immer noch antifeministische Tendenzen?
Ja, leider. Das konnte man gut bei der Fußballweltmeisterschaft beobachten. Die einzige Sportmoderatorin wurde im Internet von fast ausschließlich männlichen sogenannten Hatern fertiggemacht. Aber Antifeminismus, vor allem durch Rechtspopulisten verbreitet, gibt es überall. Hier werden rückwärtsgewandte Rollenbilder propagiert: Kinder, Küche, Kirche. Das ist nicht zeitgemäß. Wichtig für alle ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Väter, die in unserem Haus mehr als zwei Monate Elternzeit nehmen, kriegen deshalb von mir einen Extrapreis.
Was wollen eigentlich die Frauen in Bezug auf die Geschlechtergerechtigkeit?
Wir sind natürlich keine homogene Gruppe. Die Ungerechtigkeit wird aber in allen Milieus beklagt. Zum Beispiel die Lohnlücke. Frauen verdienen 21 Prozent weniger. Es gibt nach wie vor viel zu wenige Frauen in Führungsetagen, obwohl es sehr viele gut ausgebildete und hochmotivierte Frauen gibt. Doch ihnen wird zu wenig zugetraut – oder sie trauen sich selbst zu wenig zu. Männer bekommen den Job wegen ihres Potenzials. Frauen dagegen müssen dafür erst unendlich viel leisten.
Unter dem Motto „(Un)gleich besser?!" findet am 27. September, in Berlin die „4. Gender Studies"-Tagung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Ebert-Stiftung statt.