Die fantastischen Fünf melden sich furios zurück: 2004 revolutionierte Pixars Superhelden-Abenteuer das Animationsfilmgenre. Nun toppt „Ratatouille"-Regisseur Brad Bird mit „Die Unglaublichen 2" die hohen Erwartungen an den Nachfolger und überrascht mit einem Unterhaltungskracher.
Heldentum heißt, auch mit Enttäuschungen leben zu müssen. Dennoch sollte man Heroen feiern, wie sie fliegen und fallen. Ginge es jedoch nach dem Willen der Regierenden, wäre die Ära der Superhelden endgültig vorbei. Zu immens sind die Kollateralschäden, zu desaströs die Spur der Verwüstungen, die die „Unglaublichen" 2004 hinterlassen haben, obgleich es ihnen im ersten Teil erfolgreich gelang die Fieslinge Syndrome und Omnidroid 9000 zu bezwingen. Die wagemutigen Taten gegen den Tunnelgräber haben nämlich die Stadt in Schutt und Asche gelegt.
Genau an diesem Streitpunkt beginnt das neue atemberaubende Abenteuer: Elastigirl Helen (Holly Hunter/Katrin Fröhlich), Mr. Incredible Bob Parr (Craig T. Nelson/Markus-Maria Profitlich) sowie Töchterchen Violet (Sarah Vowell/Felicitas Woll), Sohnemann Robert „Flash" (Spencer Fox/Marco Iannotta) und das Wunderbaby Jack-Jack grämen sich ungemein als anonyme Hotelinsassen über jene spießige Obrigkeiten, die schlichtweg zu empfindlich reagieren, wenn brave Guthelden wie sie optimalen Einsatz zeigen. Doch Rettung naht in Person des begüterten Telekommunikationsbosses und Heroenfanatikers Winston Deaver (Bob Odenkirk) und seiner exzentrischen Schwester Evelyn (Catherine Keener). Helen soll als lobbyistische Botschafterin den angeschlagenen Ruf ihrer Familie wieder sanieren. Gesagt, gehandelt. Während Elastigirl in New Umbrem vor laufenden Kameras Oberbösewichten (und en passant dem städtischen Idyll) den Garaus macht, um die Unglaublichen effektvoll zu rehabilitieren, darf Papa Unglaublich in der bereitgestellten Luxusvilla mehr schlecht als recht die Nanny mimen. Dem Traumboy seiner pubertierenden Tochter löscht er dabei versehentlich das Gedächtnis und mit den neuen, brandgefährlichen Fähig- und Fertigkeiten von Jack-Jack ist er ohnehin völlig überfordert. Der zügellose Wonneproppen ist nämlich völlig außer Rand und Band und schon als zartes Kleinkind weitaus mächtiger als seine gesamte Familie zusammen.
Der alles entscheidende Schlag wird geplant
Doch damit längst nicht genug, schon wieder bebt die Erde. Mit einer monströsen Bohrmaschine taucht der maulwurfähnliche Tunnelgräber (John Ratzenberger/Hartmut Neugebauer) auf der Bildfläche auf. Es droht massives Ungemach, denn der Unterweltkönig hat es diesmal auf Gold abgesehen und entwischt mit seiner Beute bei einer wilden Verfolgungsjagd durch Municiberg. Klar, dass der beschauliche Ort danach aussieht wie nach einem Atombombenangriff. Als weitaus perfider entpuppt sich jedoch anderes, angsteinflößendes Unheil im sowieso schon siedenden Panorama: Der sogenannte Screen-Slaver (Bill Wise) manipuliert TV-Bildschirme, Flats und Tablets, um seine Opfer via Elektrohypnose zu versklaven. Wer aber steckt hinter seiner Maske, wem kann Elastigirl noch trauen? Die Parrs rüsten sich zusammen mit ihrem bewährten Freund Frozone Lucius Best (Samuel L. Jackson/Kai Pflaume) zum alles entscheidenden Schlag …
Ein weltweit finanziell rentabler Schlager an den Kinokassen wird ebenso dieser rasante Superheldenfilm werden: „Die Unglaublichen 2" setzte an seinem ersten US-Wochenende mehr als 180 Millionen US-Dollar um. Derart astronomische Einnahmen vermochte bislang kein anderer Animationsfilm zuvor zu bilanzieren. Weltweit spülte dabei der trickreiche und dialogwitzige Familienkracher in 26 Ländern bereits 232 Millionen in die Lichtspielpaläste, weil das kurzweilige Popcornspektakel nicht nur auf stakkatomontierte Adrenalinaction setzt, sondern auch in ruhigeren Sequenzen mit hintersinnigem Witz und profunder Verve überzeugt. Insbesondere dann, wenn die Hyperfamilie an ganz normalen Hürden des alltäglichen Lebens scheitert.
Die Symbiose exquisiter CGI-generierter Animation, Agentenkrimi und Fantasy im Stil der „Fantastic Four" überzeugt selbst härteste Skeptiker, wobei Baby Jack-Jack die zentrale Position innehat und zum Spaßgaranten erwächst, wenn er sich beispielsweise in einem aberwitzigen Kampf gegen einen ausgewachsenen Waschbären behaupten muss. Dieses Bravourstück steht seinem Vorgänger, der 2004 als bester Animationsfilm und für den besten Soundschnitt zwei Oscars einheimste, in nichts nach. Eigentlich war schon vor Jahren, nach dem ersten Filmcoup, ein Sequel geplant, doch nach dem Zwist in der Zusammenarbeit zu „Toy Story 2" überwarfen sich Pixar und Disney. Eine Kino-Koalition formierte sich erst wieder 2006, als sich der Mickey-Mouse-Moloch die Pixar-Animationskunstschmiede einverleibte.