Berlins Star-Friseur Udo Walz (74) hat sich ein neues Ziel gesetzt: „Bei alten Damen muss Schluss sein mit dem Oma-Look. Weg mit der Dauerwelle, her mit dem modischen Haarschnitt!" In Walz’ Nobel-Salon am Ku’damm geht’s den Damen künftig nicht nur ans Haar. „Wir liefern hier eine komplette Beratung – vom Haar über Schminktipps.
Ortstermin in Walz’ Flagshipstore: Schon um 11 Uhr vormittags ist der riesige Salon gut gefüllt. Neben den Kunden wirbeln gut zwei Dutzend Friseure durch den Salon. Alle tragen Schwarz, auf der Brust das weiße Logo: „Udo Walz – Coiffeur." Überall wird man an den Star-Friseur erinnert: An den Wänden hängen riesige Walz-Porträts. Auch die Stühle, Handtücher und Fenster sind mit dem Walz-Logo gebrandet. In den Regalen steht eine riesige Flut schwarzer und weißer Flaschen – erlesene Haarpflegeprodukte, natürlich auch aus dem Hause Walz. Udo Walz selbst hat auf einem bequemen Sessel im Eingangsbereich Platz genommen. „Von hier aus koordiniere ich mein Team und begrüße jeden einzelnen Kunden. Ich schneide ja seit ein paar Jahren nicht mehr selbst. Wer will sich ja auch schon von einem 74-jährigen die Haare schneiden lassen?", fragt der Star-Friseur. Doch heute stehen keine Promis wie Angela Merkel, Gerhard Schröder oder Naomi Campell auf der Kundenliste. „Heute kommt Brigitte Hähnel", erzählt Walz. „Und ich will beweisen, dass man auch im Alter noch stylisch und gut aussehen kann".
Bei seiner neuesten Mission hat sich Walz keine leichte erste Kundin ausgesucht. Die 79-Jährige hat als ehemalige Botschaftergattin die ganze Welt gesehen. „Natürlich war ich auch überall bei guten Friseuren. Ich wurde selbst in Ägypten, Syrien und Nigeria nie enttäuscht. Die haben alle gute Arbeit gemacht." Der Besuch bei Walz am Kurfürstendamm sei dann aber doch etwas Besonderes: „Man kennt ihn ja aus dem Fernsehen und aus der Zeitung, er ist schon sehr bekannt. Natürlich war ich im Vorfeld ein wenig nervös." Doch die Nervosität verfliegt schon wenige Meter nach der Eingangstür. Walz lächelt, begrüßt herzlich und nimmt die neue Kundin erst mal freundschaftlich in den Arm. Dann flüstert er der rüstigen Rentnerin augenzwinkernd ins Ohr: „Keine Sorge, ich habe vor Dir schon mindestens 350.000 Menschen gestylt. Die meisten waren begeistert!"
„Jeder will schön sein, egal wie alt er oder sie ist"
Schick im Alter! Dies ist für Udo Walz eine Herzensangelegenheit. Gemeinsam mit der Bel Etage der Residenz Ambiente im Bezirk Prenzlauer Berg legte er eine spezielle Kooperation für die älteren Bewohner auf. „Die können sich zum Beispiel mit einem Shuttle in meinen Salon bringen lassen, wenn sie nicht mehr so mobil sind." Schließlich gelte auch für ältere Menschen: „Jeder will schön sein, egal wie alt er oder sie ist". Dabei wolle Walz unbedingt helfen. Schön sein sei schließlich keineswegs nur eine Frage des Geldbeutels. Walz: „Stylisch und schick im Alter kostet nicht mehr als maximal 200 Euro im Monat. Da sind Bekleidung, Kosmetika und Friseurbesuche mit eingerechnet."
Zurück zu Brigitte Hähnel und dem Star-Friseur. Der hat schnell erkannt: „Brigitte, deine Haare sind gut gepflegt. Da müssen wir hier und da ein wenig kürzen und wir verpassen Dir ein leichtes Tages-Make-up, dann bist Du wieder richtig schick." Diesen Job übergibt Walz an seine Friseurmeisterin Isabelle Dierks. Die greift deshalb nur zu einer kleinen Schere und zum Rasierer: „Das reicht völlig aus. Frau Hähnel hat ja schon eine Kurzhaarfrisur. Die hätten wir ihr sonst empfohlen." „Das stimmt", ergänzt Udo Walz, „und was ganz wichtig ist: Ab einem bestimmten Alter sollte man sich die Haare nicht mehr färben. Das ist einfach überflüssig, ein absolutes No-Go. Brigitte, Du hast also gleich zwei Dinge völlig richtig gemacht." Denn: Brigitte Hähnel trägt seit Jahrzenten nicht nur eine Kurzhaarfrisur, gefärbt habe sie ihr Haare auch noch nie. Sie habe stets zu ihren schneeweißen Haaren gestanden.
Und schon gibt der Promi-Coiffeur den nächsten Tipp: „Es ist einfach so, dass Haare im Alter dünner und weniger werden. Das gilt für Männer und Frauen. Ich empfehle deshalb ein Haarpflegeprodukt mit Kokosmilch. Das hilft!" Genauso wichtig wie die Haare sei im Alter aber auch die passende Kleidung. „Ich fordere nicht nur weg mit der Dauerwelle, sondern auch weg mit Blümchenkleidern oder Blümchenblusen", sagt Udo Walz mit Nachdruck. Auch Sachen wie Schluppen- oder Rüschenblusen gehörten in die Altkleidersammlung und nicht in den Kleiderschrank. „Das alles lässt die Damen ja zusätzlich altern." Die Lösung, sagt Walz, seien hier Basics aus hochwertigen Stoffen und in einer guten Verarbeitungsqualität. „Ich empfehle unifarbene Sachen. Dabei kann man ruhig seinen eigenen Stil umsetzen." Diese Tipps habe er auch seiner bislang ältesten Kundin immer gegeben. Walz: „Die Dame war 101. An ihren Geburtstagen kam sie immer auch zum Haareschneiden." Anschließend seien Walz und sie immer einen Kaffee trinken gegangen. „Das eigentliche Highlight kam danach: Ich habe ihr danach immer ein neues Kleid geschenkt, unifarben versteht sich."
Brigitte Hähnel bewundert derweil ihre Haare im Spiegel. Sie sind vor allem hinten ein wenig kürzer geworden. Der Nacken wurde rasiert. Eine spezielle Haarkur hat dafür gesorgt, dass die Haare insgesamt voluminöser wirken. „Ja, das sieht richtig gut aus. Ich fühle mich wieder richtig wohl!" Doch trotz des Kundenlächelns ist Udo Walz noch nicht ganz zufrieden: „Brigitte, wir verpassen Dir jetzt noch ein wirklich leichtes Tages-Make-up." Gesagt, getan. Nach gut 40 Minuten ist Rentnerin Hähnel fertig und strahlt über beide Wangen: „Danke, das war wirklich alles sehr professionell hier. Das tut gerade einer alten Dame wie mir richtig gut." Und dann gibt es noch das Versprechen: „Ich komme wieder, ganz sicher!"