Bloß weg hier. Nachdem Micha zu Hause rausgeflogen ist, dauert es nicht lange bis er abhaut aus diesem eintönigen Nest. Alles hinter sich lassen: die Ödnis und Langeweile, das Kleinkarierte. Die Freiheit suchen, Kämpfen für ein selbstbestimmtes Leben, sich weiterentwickeln. Sein Ehrgeiz hat sich gelohnt: Schulabschluss, Studium, Karriere und eine tolle Wohnung in Berlin. Dann kommt er zurück. Als Architekt übernimmt er die Bauleitung für neue Eigentumswohnungen mitten im Ort. Nur vorübergehend wird er hier wohnen, nur für diesen Auftrag, so beruhigt er sich.
Doch während er die Menschen trifft, die diesen Ort nie verlassen haben, holt ihn seine Vergangenheit wieder ein. Seine Geschwister, alte Schulfreunde sowie Kumpels aus dem Fußballverein lassen sich von seiner Position und den schicken Designerklamotten nicht beeindrucken. Sie sehen in Micha den Menschen, der er war. Als der Verein einen Trainer für die Jugendmannschaft sucht, erwarten alle, dass Micha den Job macht.
Der Architekt gerät in die Zwickmühle. Berlin hat für ihn schon längst keine berufliche Zukunft mehr. Der Umgang mit den reichen Auftraggebern ist nicht seine Welt. Aber einfach hier zu bleiben, scheint unvorstellbar. Hat er nicht den besseren Weg gewählt, als er damals wegging? Andererseits bemerkt er, wie vertraut ihm hier alles ist, wie sehr er die ländliche Abendstimmung am Fluss genießt und dass er die Gesellschaft im Fußballverein braucht.
Autor Jan Böttcher zeichnet in seinem Roman Bilder unterschiedlicher Lebensentwürfe: Stadt oder Land, Karriere oder soziales Engagement, Konkurrenz oder Gemeinschaft.
Böttcher lässt den Ich-Erzähler Micha Schürtz mit Ironie, Spott und verhaltener Sehnsucht zu Wort kommen. Überzeugend schildert der Autor den inneren Kampf und die Entwicklung des Protagonisten vom Möchtegern-Typ zurück in die eigene Wirklichkeit und zur Erkenntnis: Ich bin auch nur einer von ihnen.