Waldhof Mannheim marschiert in der Regionalliga Südwest vorneweg. Das liegt vor allem an Trainer Bernhard Trares.
Es gibt sicherlich bessere Momente für eine solche Nachricht als am Tag eines schweren Auswärtsspiels. Am vergangenen Samstag schrieb der „Mannheimer Morgen", dass das Präsidium des SV Waldhof vor dem Rücktritt stehe. Hintergrund seien Differenzen mit dem Investor Bernd Beetz. Doch die Spieler des Tabellenführers interessierte das wenig. „Ich habe das gar nicht mitbekommen", sagte Außenverteidiger Marco Meyerhöfer, 22, nach dem souveränen Auswärtssieg der Waldhöfer bei der SV Elversberg. Und Maurice Deville, der an alter Wirkungsstätte ein starkes Spiel ablieferte, war überrascht: „Ganz ehrlich, ich wollte mir im Netz ein paar Spielberichte durchlesen, habe dann aber fast nur noch Artikel zum Präsidium gefunden. Aber der Trainer sagt immer, dass wir uns davon nicht ablenken lassen sollen. Wir interessieren uns nur für das Sportliche."
Neuanfang im Sommer
Die Aussage des 26-jährigen Nationalspielers von Luxemburg ist bezeichnend für das Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer. Dabei waren die Widrigkeiten vor der Saison enorm. Hektisch ging es beim Waldhof in der Vergangenheit oft zu. Dass es nach dem abermals verpassten Aufstieg zu einem Aderlass kam, ist auch ein Stück weit normal. Mit Benedikt Koep und Nicolas Hebisch verließen aber beide Torjäger den Club, zudem gingen Kapitän Hassan Amin und sein „Co" Daniel di Gregorio. „Der Trainer hat uns von Beginn an den Glauben vermittelt, dass wir Lösungen finden. Es waren auch viele Spieler dabei, die drei Mal in der Relegation gescheitert waren. Durch den Umbruch im Sommer konnten wir einen Neuanfang starten", sagt Deville. Doch nach den Krawallen im Aufstiegsspiel gegen Uerdingen drohte dem SVW zeitweise ein Abzug von neun Zählern. Nach einem Gerichtsmarathon werden davon drei übrigbleiben, rechtskräftig ist das Urteil aber noch nicht. „Der Coach hat sich vor die Mannschaft gestellt und gesagt, dass wir uns nur auf das nächste Spiel konzentrieren sollen. Eines nach dem anderen und dann abwarten, was passiert", erzählt Deville. Und so steht Trares an diesem Herbst-Samstag im Presse-Container der Elversberger Kaiserlinde und erzählt von „einer besonderen Bindung zu meinem Team". Seine Mannschaft sei sehr intelligent, sie ist aufmerksam und lernwillig. „Und sie will jedes Spiel gewinnen", sagt Trares. Der Saisonstart gegen Ulm ging in die Hose, danach setzte es eine Siegesserie, bis das Prestige-Duell gegen Offenbach verloren wurde. „Da war der Trainer richtig sauer, weil wir so viele Chancen vergeben haben. Er ist ein Perfektionist, der immer gewinnen will. Und er legt Wert auf Disziplin und spielerische Dinge", sagt Deville.
„Dann sind wir noch stärker"
Mit Ruhe, Bedacht und Überzeugungskraft hat Trares im Sommer eine starke Truppe zusammengestellt. Dabei kamen viele Spieler erst spät dazu, teilweise trainierte das Team während der Vorbereitung mit 13, 14 Mann. „Die Vorbereitung war sicherlich nicht ganz einfach, wir hatten zudem viele Verletzte. Wenn die alle zurückkommen, sind wir sicherlich noch stärker", sagt der Ex-Saarbrücker Meyerhöfer.
Schon jetzt gehört nicht viel Fantasie dazu, um vorherzusagen, dass Waldhof am Ende wohl ganz vorne stehen wird. Die Mannschaft ist homogen und hat einige exzellente Einzelkönner. „Wir sind ein verschworener Haufen, wir machen auch privat oft was zusammen", sagt Deville, und sein Trainer ergänzt: „Bei uns spielen viele Leute, die noch richtig was vorhaben. Wir wollen aufsteigen und dazu braucht es Spieler, die noch Ziele haben." Keiner der Startelf-Spieler ist jenseits der 30, viele Akteure haben einen Umweg genommen.
Maurice Deville, früher in Elversberg, beim FCS und dann in Kaiserslautern am Ball, ist einer von ihnen. Das Saarland verließ er als Talent, mittlerweile ist er ein gestandener Spieler. „Ich bin mit dem festen Ziel nach Mannheim gekommen, um in die Dritte Liga aufzusteigen. Wir bleiben ruhig und sachlich, und dann werden wir gute Chancen haben, unser Ziel zu erreichen. Aber es ist auch so, dass wir jetzt die Gejagten sind. Damit müssen wir umgehen und weiter unsere Leistung bringen. Es sind jetzt noch vier Spiele bis zur Winterpause und die wollen wir alle gewinnen." Trainer Trares bringt ohnehin wohl nichts so schnell aus der Fassung. Seine Mannschaft hat er von den Querelen des Vereins abgeschirmt. „Da unten, wo ich mit den Jungs bin, kommt keiner rein, der da nix zu suchen hat", sagt Trares und lacht: „Na gut, die Handwerker, die seit einem halben Jahr umbauen und einen riesen Lärm machen, werde ich ertragen müssen."