Sie sind jung und mutig. Die Kurzfilme der jungen Nachwuchsregisseure in der Sparte „Saarland Medien präsentiert" – mit Unterstützung der saarländischen Filmförderung entstanden – gehen unter die Haut. Eine Auswahl.
Ellen und Alan
Regie: Jörn Michaely, Schottland 2017
Es ist eine Frage der Priorität, was einem wirklich wichtig erscheint. Für die Mutter der beiden 16-jährigen Zwillinge Ellen und Alan ist es eindeutig ihre Karriere. Vertieft in den nächsten Artikel merkt die prämierte Journalistin nicht, was in ihrem Haus und ihrer Familie vor sich geht. Und diese steuert währenddessen auf eine Katastrophe zu. Um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen, droht Alan damit, sich das Leben zu nehmen. In ihrer Verzweiflung wendet sich seine Schwester Ellen an die Mutter, die mit ihren Kindern ausschließlich durch eine verschlossene Tür kommuniziert. Wird Ellen es schaffen, das letzte noch existierende Mitgefühl ihrer Mutter zu wecken und ihren Bruder zu retten?
Der dritte Kurzfilm des saarländischen Regisseurs Jörn Michaely zeigt sich nicht nur gesellschaftskritisch, sondern überzeugt durch schwarzen britischen Humor und atmosphärische Aufnahmen. Die leeren, fast verlassen wirkenden Räume des Hauses greifen die Thematik der Einsamkeit der Kinder auf. Die liebevoll komponierte Filmmusik von Manuel Franz und Stephan Goldbach untermalt die drohende Tragödie. Die Protagonisten sprechen während des 15-minütigen Films ausschließlich auf Englisch. „Das ist natürlich kein Zufall", erklärt der Regisseur. Die Idee zum Film lieferte Michaely eine Freundin, Alissa Autschbach, die zu diesem Zeitpunkt im Ausland ein Drehbuch-Studium begonnen hatte. „Eigentlich wollte sie, dass ich nur drüber lese und sage, wie ich das Buch finde", erzählt der Regisseur. Vom Stoff gefesselt bietet Michaely Autschbach an, daraus einen Film zu machen. „Das war die Geburtsstunde von Ellen und Alan."
Stand your Ground
Regie: Nicolas Bläs, Deutschland 2018
Blutige Füße, von blauen Flecken übersäte Beine und dieser unglaubliche Leistungsdruck. Der Weg zu ihrem Traum Balletttänzerin zu werden ist für Victoria voller Hindernisse. Der fehlende Rückhalt der Familie und die Zweifel ihres Trainers an ihrem Können bringen die junge Frau an ihre Grenzen. Gibt sie ihren Traum doch auf?
Mit seinem Kurzfilm „Stand your ground" widmet sich der in Saarlouis geborene Regisseur Nicolas Bläs dem Thema der Selbstverwirklichung. Mit Victoria schafft er einen Charakter, der allem zu trotzen scheint, um an sein Ziel zu kommen. „Das wollte ich auch den Zuschauern mit auf den Weg geben", erzählt der Regisseur, „dass sie an sich glauben sollen, egal, was die anderen sagen."
Armut und Edelweiss
Regie: Stephan Rixecker, Deutschland 2014
Soziale Armut hat nichts mit emotionaler Armut zu tun. Das zeigt Regisseur Stephan Rixecker mit seinem 16-minütigen Kurzfilm mit dem klangvollen Namen „Armut und Edelweiss". Im Mittelpunkt seines Film steht ein älteres Ehepaar. DoTrotz ihrer finanziellen Misere – die beiden Eheleute haben nicht mal etwas zu essen – zeigt sich das Paar sehr würdevoll. Der liebevolle Umgang, die Achtung, die die beiden vor einander empfinden, wenn sie in einen Dialog treten, hebt sie vom Rest der typisierten sozialen Armut ab.
„Als ich den Film gedreht habe, war das Thema zwar schon präsent, aber noch nicht so aktuell wie jetzt", erzählt der Regisseur im Anschluss an die Vorführung. Dennoch ist es für den jungen Mann kein „trauriger Film". „Würde hat nichts mit Einkommen zu tun", betont Rixecker. Auch wenn seine Protagonisten gezwungen sind, ihr Essen aus einem Müllcontainer zu fischen. „Denn es ist natürlich nicht das Geld, was uns zu Menschen macht."
Happy Hour
Regie: Marc Andre Misman, Deutschland 2019
Roter Lippenstift, hohe Hacken und eine geladene Waffe. Mit einer heißen Killerin, zwei Typen im Auto und einem Bündel Scheine ähnelt die Auftaktszene zu „Happy Hour" manchem Stoff des Erfolgsregisseurs Quentin Tarantino. Doch die Geschichte um den erfolgslosen Gastronomen Frank spielt mitten im Nauwieser Viertel. Franks Bar hält sich nur dank vereinzelter Stammgäste. Diese sind schon so selten geworden, dass Frank mit dem Gedanken spielt, seine Bar zu schließen. Als Franks zwielichtiger Verpächter in Begleitung eines stämmigen Bodyguards auftaucht, um die Mietschulden einzutreiben, wird es für Frank wirklich eng. Die Lösung für seine Probleme wäre ein mysteriöser Fremder, der in seiner Bar mit einem dicken Geldbündel auf- und kurz darauf am Tresen tot zusammenbricht. Alles nicht so einfach …
Mit seinem 19-minütigen Kurzfilm gelingt dem im Merzig geborenen Regisseur und Drehbuchautoren Marc Andre Misman eine verstrickte Komödie voller schwarzem Humor. Für sein Setting wählt Misman die legendäre Saarbrücker Bar „Karate Klub Meier" im Viertel. „Wir drehten den Film parallel zum regulären Betrieb", erzählt der Regisseur, „deswegen war es zum Teil auch gar nicht mehr klar, ob wir gerade arbeiten oder schon beim Feierabendbier angekommen sind." Dennoch, der Film wurde fertig und „Karate Club Meier" stellte eine Rechnung von rund 600 Euro. „Zum Glück wurde unser Filmprojekt gefördert", scherzt Misman.