Der Traum von automatisierten Hotels stockt – noch
Ein nettes Lächeln, eine freundliche Frage, ob der Gast eine gute Reise oder einen schönen Tag hatte: Derart mitmenschliche Dienstleistung sollte in Japan in einer wachsenden Zahl von sogenannten Henn-na-Hotels von Robotern erbracht werden. Von Rezeptionisten, die Menschen nachempfunden werden, mit Silikonhaut und einem Wimpernschlag, der Lebendigkeit simuliert. Beispielsweise in Tokio eröffnete erst 2018 eines dieser hochautomatisierten Übernachtungsressorts, die vollgestopft sind mit innovativer Technologie. Das japanische „Henn na" heißt auf Deutsch „vorwärtsgewandt" oder „wechselnd".
Neuerungen müssen nicht schlecht sein. Besonders, wenn die Bevölkerung schrumpft und die Touristenzahlen steigen, wie es in Japan der Fall ist. Wo zugleich mehr Hotels benötigt werden, um auf die Olympischen Spiele 2020 vorbereitet zu sein. Da kann man schon auf die Idee kommen, vorprogrammierte Gestalten, in deren Gliedern Strom fließt, einzusetzen, um Personal und Kosten zu sparen. Warum sollen sich nicht Maschinenmenschen um bürokratische Routine, Sauberkeit, Kofferschleppen und besondere Wünsche der Gäste kümmern? Sogar in mehreren Sprachen, etwa Englisch, Japanisch, Mandarin und Koreanisch, wie im Henn-na-Hotel in Tokio.
Spezielle Kleiderschränke, die an Kühlschränke erinnern, helfen dort den Robotern, lüften die Garderobe der Reisenden und glätten Fältchen. Eine Kollegin vom „Nikkei Asian Review" überzeugte sich vor Eröffnung des Hotels in Japans Metropole, wie ein Gästehaus, das normalerweise mit 30 Mitarbeitern betrieben wird, theoretisch mit nur sieben Menschen zu führen ist. Vorausgesetzt, humanoide Roboter, also Maschinen in Menschenoptik, unterstützen die echten Lebewesen.
Bei einem bereits älteren Hotel der Kette ging der Betreiber noch weiter. Da es zu einem Themenpark in Sasebo in der Präfektur Nagasaki im Südwesten der Insel Kyushu gehört, empfingen seit der Eröffnung im Jahr 2015 passenderweise zwei Dinosaurier-Roboter die Gäste. Doch kaum wiederbelebt und sogar mit einem festen Job beglückt, geht es den beiden digitalisierten Urviechern und ihren insgesamt 250 Roboterkollegen jetzt an die Existenz. Dabei trällerte ein freundliches Zimmerrobotermädchen auf Wunsch sogar ein Liedchen, freute sich ein Gast in seiner Bewertung. In Automaten standen warmes Essen, Getränke und Souvenirs bereit. Die Zimmertemperatur orientierte sich an der Körpertemperatur der Gäste. Dennoch klappte es wohl nicht wirklich mit der ersparten Einsparung von 90 Prozent aller Aufgaben, wie beim Start erwartet worden war.
Einem Bericht des „Wall Street Journals" zufolge, wurden die meisten der Roboter gut drei Jahre nach ihrer Einstellung gefeuert. Sie sollen zu viele Zwischenfälle verursacht haben oder stießen per se auf Konstellationen, die ihre Programmierung überstiegen. Etwa beim Check-in brauchten sie die Unterstützung menschlicher Kollegen, um Pässe zu kopieren. Gepäck in Zimmer bringen, die außerhalb des Hauptgebäudes lagen, konnten Roboter auch nicht: Komplexere Maschinenmenschen dürfen nicht nass werden. Eine urig gemeinte Roboterpuppe reagierte zu aufmerksam gegenüber menschlichen Urlauten der Gäste: Bei jedem Schnarchen eines männlichen Übernachtenden fragte „Churi" nach, ob er etwas wünsche.
Schlauere „Cobots" kommen nach. In diesem Jahrtausend haben Robotik-Entwickler den Maschinen zunächst ein Verhalten gegeben: eine erste Station ihrer Annäherung an die Menschen. Interaktionen von Maschinen-Menschen mit echten Menschen folgten. Feinfühligkeit war ihr nächster großer Schritt auf den Menschen zu.
Ein erfahrener Forscher zu Künstlicher Intelligenz und Robotik ist Professor Dr. Bruno Siciliano von der Universität von Neapel Federico II. Der Wissenschaftler sieht Roboter nicht als Bedrohung, sondern als Helfer in einer vielfach ausgelasteten Gesellschaft: „Eine intelligente und mobile Kombination ist die große Chance". Er sagt auch: „In Asien werden Roboter eher akzeptiert."