Dass The Lemonheads ein Händchen fürs Covern haben, erfuhr die Welt bereits 1993 mit der berückenden Version von Simon & Garfunkel’s „Mrs. Robinson". Vor neun Jahren veröffentlichte die Independent-Pop-Band aus Boston dann mit „Varshons" ein Werk, auf dem sie dunkle Singer-Songwriter-Helden wie Townes Van Zandt und Leonard Cohen coverte, sich aber auch an Punk (Wire) heranwagte.
Ihrem angestammten Genre erschlossen sich dadurch tatsächlich neue Dimensionen, Schärfen und, ja: Tiefen. Das Konzept rief also definitiv nach einem Nachfolger … Hier ist er nun: „Varshons 2". Er ist sogar noch besser. „Can’t Forget" von Yo La Tengo schleicht sich noch recht originalgetreu ins Hörer-Ohr. „Settled Down Like Rain" geriet etwas rauer als die süffige Jayhawks-Version, erlaubt sich gar ein Gitarren-Solo. Und Evan Dando erweist sich als gereifter Sänger, der niemandem mehr etwas beweisen muss. Eine größere Herausforderung war sicher „Old Man Black". Das Ergebnis ist komplett geglückt, also irre gut. Die Saiten schlingern und zerren standesgemäß, nur eben anders als bei den Psyche-Rockern Bevis Frond. So darf’s weitergehen. Geht es auch. Paul Westerbergs „Things" schlingert köstlich entspannt, John Prines meisterhaftes „Speed Of The Sound Of Loneliness" haben ja schon viele toll gecovert (am besten: Nancy Griffith).
Auch den Lemonheads gelingt’s vortrefflich. Gleiches gilt für „Abandoned" von Lucinda Williams. Dando hat spürbar Spaß seine sechs Saiten allerfeinste Kapriolen schlagen zu lassen.
Einmal nur wird’s laut, ein andermal gibt’s Reggae, doch am Ende wird mit Nick Cave („Straight To You") und den Eagles („Take It Easy") wieder Naheliegenderes serviert – und somit auch Überzeugenderes. Allzu weit sollten sich eben auch flexible Zitronenköpfe nicht von ihrem Terrain entfernen.
Unterm Strich geht „Varshons 2" nicht ganz weit hinter den besten Cover-Alben der Pop-Geschichte – Yo La Tengos „Fakebook" und „Satisfied Mind" von den Walkabouts – durchs Ziel … Applaus dafür!