Der Konjunktiv ist im Alltag ziemlich aus der Mode gekommen. Völlig zu Unrecht. Lassen sich doch damit so herrliche Sätze formulieren wie: Es wäre eine gute Botschaft, wenn es denn so käme. Gemeinhin ist der Konjunktiv eine Ausdrucksform für Dinge, die wünschenswert, aber (zumindest noch) nicht real sind. Somit wäre er die angemessene Form, um in aller Vorsicht die Schlagzeile von der Anerkennung der Altschulden der Saar-Kommunen auf höchster Ebene, der Kommission für gleichwertige Lebensverhältnisse zu kommentieren. Abgesehen davon, dass sich auch gleich die Frage auf gut saarländisch aufdrängt: Unn weida?
Dass die Anerkennung einer bekannten Tatsache überhaupt berichtenswert erscheint, sagt schon ziemlich viel über den Betrieb in der Bundeshauptstadt.
Dass Kommunen im gravierenden Strukturwandel – nicht nur im Saarland – Haushalte vor sich her schieben, die eigentlich den Gang zum Insolvenzgericht erforderten, ist seit Jahren ein bekanntes Problem. Dass „Berlin" kein Ohr für solcherlei Ungemach hatte, erklärte mir ein Abgeordneter ziemlich schlicht mit Abwinken, wenn er das Thema anbringen wollte. Abwinken, weil schließlich alle Berichte der letzten Jahre zeigen: Auch die kommunale Ebene profitiert von sprudelnden Einnahmen. Somit waren die überschuldeten Kommunen als „bedauerlicher Einzelfall" abzutun.
Eine typische Reaktion im politischen Betrieb, wenn erstens die direkte Betroffenheit fehlt und zweitens etwas so gar nicht ins Gesamtbild passen will. Dummerweise sind es gerade die „bedauerlichen Einzelfälle", die zeigen, wo etwas hinten und vorne nicht stimmt. Und dummerweise haben diese „bedauerlichen Einzelfälle" die unangenehme Eigenschaft, dass sie Bürger direkt betreffen und damit das Bild unseres Gemeinwesens prägen. Erst recht, wenn der „bedauerliche Einzelfall" mitkriegt, dass er zwar bedauerlich dasteht, aber alles andere als ein Einzelfall ist. Es wäre eine nette Botschaft zu Ostern, die Einzelfälle würden Gehör finden, bevor sie zu einem ernsthaften Problem wachsen. Aber das hieße Zuhören statt Talken zu fordern. Was auch keine besonders originell neue Forderung wäre. Trotzdem äußerst wünschenswert.