Menschen brauchen Symbole: Vereine Vereinsfarben, Nationen Flaggen, Unternehmen Logos, dazu allerlei Ritualdesign, wo alte Symbolik uncool geworden ist. Es gehört wohl zur Gattung Mensch, dass sie Symbole ausgerechnet in der Politik für gar nicht überzeugend hält. Wobei wiederum der gegenseitige Vorwurf der ‚Symbolpolitik’ oft selbst nur Ritual ist, um argumentativem Disput zu entrinnen. Nach soviel tief schürfenden Ausführungen zum Auslöser der Betrachtungen: die Neuauflage des Wahlalter-16-Streits.
Die letzte große Absenkung eines Wahlalters (von 21 auf 18) durfte ich seinerzeit mit Freude schnell nutzen und an der allerersten Europawahl teilnehmen (was schon ein paar Tage her ist). Schwer zu sagen, ob und welch entscheidende Wende die Europapolitik dadurch genommen hat.
Die neuerliche „16"-Diskussion, ausgelöst durch die „Fridays", ist ja als Forderung der jungen Demonstrierenden ziemlich nachvollziehbar. Die Art der Debatte darüber in „der Politik" lässt dagegen wenig Gutes ahnen. Nicht nur, weil die Erklärungen dazu wie eine Kopie älterer Mitteilungen daherkommen.
Die Vorstellung, jemandem Verantwortung für eine Wahl zu geben, dem man keine Fahrerlaubnis (mit entsprechender Verantwortung) zubilligt, ist inkonsequent. Dann schon Wahl mit 17 und erfahrenem Begleitwähler.
Umgekehrt: Parteistrategen mit ihrem arithmetischen Kalkül halten politische Schwerpunkte für den älteren und zahlenmäßig größeren Teil der Bevölkerung für wahltechnisch Erfolg versprechender. Was übrigens der Logik des Systems der Mehrheiten und Wahlperioden entspricht. Insofern wäre für Themen und Anliegen der jüngeren Generation ein Wahlalter 16 eigentlich sogar nur ein Feigenblatt, Wahlrecht für alle, für Minderjährige durch die Eltern ausgeübt, dagegen konsequent. Ob man das aber der Generation Helikoptereltern sinnvollerweise anvertrauen kann, ist ein Thema für sich. Es bleibt, so leid mir der Allgemeinplatz tut und so sehr es wie ein Widerspruch im System wirkt, nur eine Politik für „Generationengerechtigkeit", die mehr ist als sperriges Wortungetüm, und für „Zukunft", was mit Visionen und Versprechen zu tun hat.