Das „Martinis" in Göttelborn ist vieles: Restaurant, Weinlounge, Veranstaltungsort und Feinkostladen – und auf jeden Fall einen Besuch wert.
Auf der Suche nach den guten Restaurants im Lande bin ich heute in Göttelborn fündig geworden. Ich besuche das „Martinis", einen schmucken Laden mit vielfältigem kulinarischen Angebot, der sieben Tage die Woche durchgehend von morgens bis nachts geöffnet ist. Hier wird großen Wert auf Kaffeekultur gelegt. Das „Martinis" bezieht seine Bohnen von einer kleinen Kaffeemanufaktur, die ihren Kaffee schonend röstet. Es werden keine Industriekaffees angeboten, sondern ganz besondere Mischungen und Spezialitäten.
Wer das Haus betritt, findet linker Hand die Wein-Lounge. Hier können Gäste alle Weine, die sie anschließend trinken, zuerst probieren oder auch für zu Hause kaufen. Das nennt sich dann „By the glass" und Gäste haben so eine Auswahl aus 14 hochwertigen Weinen.
Früher eine Industriebrache
Morgens gibt es eine reichhaltige Frühstückskarte, nachmittags werden selbst gebackene Kuchen gereicht. Zudem gibt es den ganzen Tag über Spezialitäten aus der Antipasti-Theke – auch zum Mitnehmen. Jede Woche gibt es darüber hinaus eine wechselnde Wochenkarte, aus der sich die Gäste ihre Spezialitäten zusammenstellen können. Wer mag, kann natürlich auch à la carte essen.
Die Geschichte dieses Hauses ist die Geschichte zweier Frauen, die aus einer Industriebrache ein Schmuckstück gemacht haben. Im weitläufigen Restaurant mit großer Terrasse kann man auf zwei Ebenen all diese Spezialitäten genießen. Das Haus selbst wurde in den 50er-Jahren gebaut. Einst war es die alte Festhalle von Saarberg – nicht schön, aber mit stabilem Mauerwerk. Wo jetzt die Empore ist, war einst die Bühne. Ohne Wände, alles groß und offen. In den oberen Etagen befinden sich die Verwaltung und zwei Wohnungen.
In den 70er-Jahren wurde die Halle von unterschiedlichen Diskothekenbesitzern angemietet. Heute sind die Betreiberinnen Heike Martini und Sandra Scholler. Beide sind gelernte Krankenschwestern und haben sich 2003 mit einem mobilen Pflegedienst selbstständig gemacht. Dafür hatten sie damals eigentlich ein großes Haus gesucht, um alles unter einem Dach zu haben. Die linke Hälfte des Hauses beherbergt den Pflegedienst und die rechte das Restaurant. Eigentlich hatte die Gemeinde das Haus abreißen wollen, doch die beiden Frauen kauften das heruntergekommene Anwesen und investierten kräftig – in 4.000 Quadratmeter Fläche für Haus und Garten. 2014 fingen sie an und räumten mit der Hilfe von Freunden zunächst einmal die Halle leer. Sie schlugen Wände ein, die die Disko-Betreiber eingezogen hatten und verwirklichten nach und nach ihren Traum. Im März 2015 wurde das Dach neu gemacht, und im Dezember zog der Pflegedienst ein. Drei Monate später war auch das Restaurant fertig.
Pflegedienst und Restaurant unter einem Dach
Anfangs wollten die beiden gar kein Restaurant aufmachen, sondern lediglich eine Weinbar mit Antipasti-Angebot. Beide hatten keine Erfahrung in der Gastronomie, aber dafür jede Menge Ideen. Martini und Scholler erarbeiteten ein ganz neues Konzept und eröffneten am 1. April 2016 ihr Restaurant. Mit einer Küche, die beide selbst gerne essen. Für alle Produkte, die sie verarbeiten und verkaufen, machten sie sich auf die Suche nach besonderen Lieferanten. Ihr erwähnter Kaffee etwa stammt von der Kaffeemanufaktur Reismühle. Beide Frauen mögen eine südeuropäische Küche, haben aber auch viele deutsche Spezialitäten auf ihrer Speisekarte.
Zudem ist der Laden auch ein Feinkostgeschäft. Vieles gibt’s zum Mitnehmen: Weine oder Präsentkörbe, Käse oder Aufstriche etwa aus Auberginen, auf indische Art oder als Schnittlauchpaste. Vieles wird zudem an umliegende Firmen geliefert, die die hochwertigen Produkte schätzen: beispielsweise die Sandwiches oder die Antipasti-Platten.
Ihr Eis stammt aus Italien, aus der Nähe von Parma. Positionen von der Mittagskarte sind etwa „gebratenes Rotbarschfilet an Rieslingsauce mit Reis und Salat" oder „Zartgeschmorte Rinderroulade an Barolosauce mit Kartoffel-Sellerie-Stampf und Blumenkohlgemüse", „Geheiradde mit kross gebratenem Seelachsfilet und Apfelmus" oder „Hausgemachte Zucchinispaghetti mit Bolognese-Tartar und Gemüse". Samstags gibt es Eintopf. Auch für Low-Carb-Freunde, Veganer und Vegetarier sind Gerichte auf der Wochenkarte vermerkt. Die Speisekarte bietet vier Antipasti-Variationen, sechs Vorspeisen – von gegrilltem Schafskäse bis Rote-Bete-Carpaccio –, zwei Suppen, einmal Bouillabaisse und auch Curry-Kokos-Suppe, verschiedene Offenkartoffeln, drei Pastavarianten, fünf Fleischgerichte von Schweinefilet bis zu irischem Rind und zwei Fischgerichte; Lachs und Dorade. Zurzeit gibt es eine Spargelkarte, und im Sommer dürfen sich die Gäste auch auf eine besondere Karte mit Flammkuchen freuen. Die Küchenbrigade wird geleitet von Christoph Unglaub, einigen Feinschmeckern bekannt aus dem Saarbrücker „Esplanade". Über das Jahr verteilt gibt es zudem jede Menge Veranstaltungen. Weinabende etwa, Jazzabende oder auch Musicaldinner. Im Sommer zudem immer wieder Grillevents.
Viele benachbarte Unternehmen werden beliefert
Der Weinberater hier im Haus ist Christian Löw, ein Önologe, der schon mehrfach von verschiedenen Weinführern ausgezeichnet wurde. Sein Geschäft liegt in unmittelbarer Nachbarschaft. Die Weinkarte ist klein, aber fein. Hier gibt es etwa den Weißburgunder von Van Volxem – einer meiner Lieblingsweine unter den weißen Burgundern. Auch die anderen Positionen versprechen jede Menge Genuss. Die Weine kommen aus Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und Neuseeland. Zudem gibt es zwei Hausweine mit dem Etikett Martinis: einen Roten und einen Weißen. Dazu gibt es – ganz neu – noch ein Projekt mit dem saarländischen Weingut Schmitt-Weber. Zusammen mit der Regionalinitiative „ebbes von hei" wurde im Weingut eine Cuvée gemacht. Ein typischer Sommerwein mit 11,5 Volumenprozent Alkohol und einer frischen, feinherben Restsüße. Hergestellt aus verschiedenen Burgundertrauben aus dem Saarland.