Langweilig, anstrengend, spannend, nervig. Es gibt wohl nur wenige Attribute, die die Bemühungen der Wahlkämpfer nicht begleiten. Kulinarisch ist dieser Wahlkampf, soweit ich ihn bislang verfolgen konnte, nur bedingt geeignet, die Aufmerksamkeit der Michelin-Sterne-Tester auf sich zu ziehen. Was bitte nicht als Herabwürdigung der Bemühungen, Selbstgebackenes zu kredenzen, missverstanden werden sollte. Liebe geht bekanntlich durch den Magen und kennt im Zweifel auch keine Liga. Abgesehen davon ist der 26. Mai auch kein Kuchen-Contest. Und ich sollte den Wahlkampf weniger aus dem Blickwinkel eines Bäckersohns betrachten. Obwohl der weiß, wie viel Mühe da aufgewandt wird.
Andere verwenden ihre Mühe lieber, um auf allen zur Verfügung stehenden Kanälen die Wahlkämpfenden ganz anders zu begleiten. Was mir die so Attackierten, insbesondere Kandidatinnen, über Kommentierungen im Netz berichten, will ich hier gar nicht wiedergeben. Ich frage regelmäßig, ob man/frau sich das antun muss und will. Die ebenso regelmäßige Antwort: Sich davon herunterziehen zu lassen oder gar aufzugeben, hieße, dass diese Idioten, so wird man es wohl sagen müssen, am Ende erreicht hätten, was sie wollten, falls sie überhaupt etwas wollen. Also jetzt erst Recht, auch wenn es Kraft und Nerven kostet, antworten die, die ihr Gesicht offen zeigen, laternenreihenlang. Und die haustürklingelnd mit schroffen Reaktionen rechnen müssen. Was zumindest hierzulande eher die Ausnahme ist. Vielleicht gerade weil das mit Kuchen und Gespräch so wunderbar aus der Zeit gefallen ist. Und weil es einem tiefen Grundbedürfnis entspricht, dass einer auch mal zuhört, statt dass dauernd nur dieselben Gesichter in immer denselben Talkshows über einen reden. Da nimmt man auch schon mal gerne in Kauf, dass der Besuch nicht nur Kuchen, sondern auch Botschaften loswerden will, bestenfalls weniger, was „man mal müsste", sondern was „ich machen will". Das alles ist nicht besonders schlagzeilenverdächtig, hat aber gerade deshalb meine große Anerkennung. Übrigens: Von dem Kuchen nehm’ ich gern noch ein Stück. Die Wahlen sind ja geheim.