Als eine tragende Säule der deutschen Wirtschaft sehen sich Familienunternehmer stiefmütterlich behandelt. Verbandspräsident Reinhold von Eben-Worlée sieht das Tischtuch trotzdem nicht völlig zerschnitten.
Herr von Eben-Worlée, zu Ihrem Verbandstag haben Sie Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier gar nicht erst eingeladen. Das ist ja doch ein bisschen unhöflich?
Nein, keinesfalls. Wir waren uns im Präsidium meines Verbandes einig, dass es keinen Zweck hat, einen Wirtschaftsminister einzuladen, der vor allem die Großindustrie im Blick hat. Die Politik von Peter Altmaier ist nur darauf ausgerichtet, und er macht nichts für den Mittelstand und die Familienunternehmen. Es ist einfach nicht unsere Art, Menschen zu unserem Verbandstag einzuladen, um sie dann auf offener Bühne zu kritisieren. Das wäre dann eher unhöflich.
Also ist das Tischtuch zwischen Ihnen und dem Wirtschaftsminister endgültig zerschnitten?
Nein, das würde ich so nicht sagen. Zum Beispiel waren wir ja noch zwei Tage vor unserem Verbandstag im Bundeswirtschaftsministerium bei Peter Altmaier zum Abendessen. Dort haben wir sehr offen alle Punkte besprochen. Das Ergebnis dieses Abends ließ dann aber etwas zu wünschen übrig. Er hat uns eingeladen zu Arbeitsgruppen im Ministerium. Dort sollten wir dann noch mal unsere Positionen darlegen. Man darf eines nicht vergessen: Wir stellen 60 Prozent der Arbeitsplätze und 80 Prozent der Ausbildungsplätze im Dualen System. Wir haben einfach mal ein bisschen mehr Aufmerksamkeit verdient als bei irgendwelchen Arbeitsgruppen wie Pennäler vorzusprechen.
Was ärgert Sie denn an der Ausrichtung der Wirtschaftspolitik von Peter Altmaier?
Die Regierung will nationale Champions und große Kapitalgesellschaften fördern und unterstützen und für die das Risiko übernehmen, wie zum Beispiel bei Airbus. Das sehen wir nicht ein. Denn der deutsche Wohlstand, die Arbeitsplätze, kommen vor allem vom Mittelstand, von den Familienunternehmen.
Ist das ein generelles Problem der Union? Oder liegen Sie tatsächlich nur mit Peter Altmaier über Kreuz?
Nachdem der Zwist mit Altmaier öffentlich wurde, habe ich eine Menge positiver Reaktionen aus der CDU erhalten. Also die Union bleibt weiterhin die Mittelstandspartei, natürlich mit der FDP zusammen. Die Basis der CDU ist auf unserer Seite, nur der Wirtschaftsminister hat da eben seine eigene Agenda. Aber wir nehmen zur Kenntnis, dass Wirtschaftsminister Peter Altmaier seine Industriestrategie 2030 ja nun noch einmal überdenken will. Ich deute das mal als Reaktion auf unsere Kritik.