Ingo Nommsen (48) moderiert die ZDF-Morgenshow „Volle Kanne", bei der auch viele Stars zu Gast sind. Im Interview spricht der Moderator über seinen Beruf, seine Leidenschaft für Serien und verrät, was ihn an der Promi-Welt fasziniert und was er von Stars gelernt hat.
Herr Nommsen, Sie moderieren aktuell die ZDF-Morgenshow „Volle Kanne". Sind Sie Frühaufsteher?
Geworden. Früher war ich ein schlimmer Morgenmuffel. Wahrscheinlich, weil ich als Gitarrist mit meinen Bands oft bis tief in die Nacht Musik machte. Meine Mutter kriegte mich schon zu Schulzeiten nur schwer aus dem Bett. Damit ich dann nicht ohne die wichtigste Mahlzeit aus dem Haus ging, bekam ich damals sogar das Frühstück ans Bett gebracht. Während der Arbeit als Praktikant beim Film, als Volontär und später als Moderator einer Morningshow beim Radio hat sich das gewandelt. Heute wache ich sogar am Wochenende gut gelaunt früh auf. Unter der Woche klingelt der erste Wecker bei mir um 6.30 Uhr. Frühstück bereitet jetzt das ZDF vor – samt wunderbarer Gästeliste.
Wollten Sie schon immer Moderator werden und vor die Kamera?
Ja. Wie meine Vorbilder Jauch und Gottschalk. Wenn ich an meine Zeit als Teenie zurückdenke, als ich unbedingt als Moderator zum Radio und ins Fernsehen wollte und nur hörte „das wird nichts", dann weiß ich heute, dass die Verwirklichung dieses Traumes am Ende trotz vieler Herausforderungen und Widerstände funktioniert hat. Ich denke, wer mit Leidenschaft und Fleiß seinen Weg geht, kommt auch ans Ziel.
Was mögen Sie an Ihrem Beruf?
Ich finde, dass es der spannendste Beruf der Welt ist. Ich begegne so vielen unterschiedlichen Menschen. Vor und hinter der Kamera, bei der Arbeit zum Buch oder auf den anderen Feldern des Journalismus. Ich bin sehr neugierig. Auf Menschen und auf das Leben. Mich da mit anderen auszutauschen und dabei immer wieder neue Facetten auch an mir zu entdecken, gibt mir ein gutes Gefühl. Das mit Information und Unterhaltung auch beim Publikum auszulösen ist die tägliche Herausforderung.
Wie sieht der Ablauf hinter den Kulissen bis zur Ausstrahlung einer „Volle Kanne"-Sendung aus?
Der größte Teil der Sendung wird am Tag vor der Live-Sendung vorbereitet und dann am nächsten Morgen umgesetzt. Unser Team und ich sind da zu einer gut geölten Maschine verschmolzen. Und doch genießen wir es mit den Jahren immer wieder, an einzelnen Punkten die Stellschrauben nachzuziehen. Wir riskieren mehr, wir probieren Dinge einfach aus. Und wenn’s sein muss, können wir uns auch während der Sendung noch einmal komplett verändern und auf aktuelle Entwicklungen reagieren. Das ist eine Herausforderung, der wir uns immer wieder gern stellen. Das hat dafür gesorgt, dass „Volle Kanne" für viele Fernsehheimat geworden ist. Mit Themen, die an dem Tag wichtig sind. Mit Experten, die mit Sachverstand die Zuschauer informieren. Und mit Stars, die wirklich was zu sagen haben. Die Atmosphäre am Frühstückstisch trägt sicher dazu bei, dass die Gäste offener sind. Was mich persönlich freut, ist, dass sich die Menschen bei mir wohlfühlen und auch Dinge erzählen, die Du im Fernsehen noch nicht gehört hast. Da ist bei vielen Stars ein großes Vertrauen gewachsen, weil unsere Sendung auch zu ihrem Alltag gehört. Das ist schön.
Welche Formate würden Sie gern noch moderieren, wenn Sie träumen dürften?
Ich empfinde es als Riesengeschenk, dass ich in meinem Traumberuf nun schon so viele Jahre so konstant arbeiten kann. „Volle Kanne" erfüllt mich sehr, das macht großen Spaß. Daneben darf ich mich immer wieder auf anderen Bühnen bewegen, Shows moderieren oder Galas wie den „Live Entertainment Award LEA" und die „Publisher’s Night". Von der Moderation dieser Events hatte ich lange geträumt, heute weiß ich: Dieser Beruf hält viele Überraschungen bereit.
Welche Sendungen und Filme schauen Sie sich privat gern an?
Ich bin ein großer Serienfan. Diese Art der Erzählweise gefällt mir sehr. Am liebsten sind mir dabei in sich abgeschlossene Staffeln wie bei „Fargo" oder „True Detective". Die große Gefahr: Es macht süchtig. Im Kino mag ich Blockbuster, bei denen ich einfach mal die Gedanken abschalten kann. Ab und an darf es allerdings auch ein Film mit wirklichem Tiefgang sein. In letzter Zeit gibt es auch immer mehr Dokus, die ich spannend finde. Und natürlich liebe ich Late Night Shows und Comedy-Specials, die ich meistens streame. Die „Heute Show" im ZDF ist mein wöchentlicher Fix-Termin. Die hole ich mir aus der ZDF-Mediathek, am Samstagmorgen zum Frühstück.
Hat Ihr beruflicher Erfolg Freundschaften beeinflusst oder verändert?
Durch meinen Beruf habe ich einen großen Bekanntenkreis. Dazu kommen wenige enge Freunde, zum Teil noch aus Schulzeiten. Einige davon sind im Laufe meines Arbeitslebens dazugekommen. Für mich ist das ein großes Glück, die gefunden zu haben. Alle freuen sich mit mir über jeden neuen Schritt. Und einige davon waren für das neue Buch auch meine Testleser. Ein Schulfreund ist heute Deutschlehrer, sein positives Feedback war mir viel Wert. Seit einigen Jahren sind unsere Klassentreffen für mich dick im Kalender eingetragen. Das ist jedes Mal ein großes Hallo und für uns alle eine kleine Zeitreise. Plötzlich sind wir wieder Teenager und es ist, als wäre fast nichts gewesen.
In Ihrem Buch „Erfolgsmenschen – Was ich von meinen prominenten Gästen gelernt habe" beschäftigen Sie sich mit Stars. Was fasziniert Sie an der Welt der Promis?
Mich faszinieren in erster Linie Menschen. Und die mit einer spannenden Lebensgeschichte ganz besonders. Im Buch findet sich eine Auswahl meiner Lieblingsgäste. Dass sie alle gern mitgemacht haben, war ein gutes Gefühl. Viele der Prominenten haben mich durch mein Leben begleitet: In Kim Wilde war ich als Teenie verliebt, die Scorpions-Platte „World Wide Live" war meine erste selbstgekaufte, die Karriere von The BossHoss haben wir bei „Volle Kanne" von Anfang an begleitet. Deutschlands bester Parodist Max Giermann hat mich bei Switch parodiert. Nun auch abseits der Kameras intensiver hinter die Erfolge zu blicken, hielt auch für mich immer wieder Überraschungen bereit. Dass ich durch Atze Schröder zum Meditieren kommen würde, hätte ich zum Beispiel nicht gedacht. Heute ist das ein schöner Weg, vor und nach der Arbeit zur Ruhe zu kommen.
Haben Sie sich auch mal über einen Promi geärgert?
Die meisten sind wirklich sehr entspannt. Und wenn nicht, dann freue ich mich über die Herausforderung, auch diese Situation zu meistern. Ich kann mich an einen US-Rapper erinnern, der Ende der 90er in einer meiner Radio-Shows bei Bayern 3 so gar nicht reden wollte. Als ich ihm erklärte, das Interview deshalb zu beenden, änderte er sich und begann plötzlich zu plaudern. So wurde es ein echt spannendes Gespräch. Am Ende also auch eine tolle Erfahrung.
Was denken Sie, fasziniert die Leute so an Stars?
Es ist wohl der Blick in eine fremde Welt, die viele interessant finden. Allerdings sehen die wenigsten, dass hinter goldenen Schallplatten und Fernseherfolgen auch sehr harte Arbeit steckt. Mit den Geschichten in „Erfolgsmenschen" ermögliche ich dem Leser einen Blick hinter die erfolgreichen Karrieren von Menschen, die wir oft nur aus den Medien kennen. Ich habe Promis wie Atze Schröder, Klaus Meine von den Scorpions oder Fecht-Olympiasiegerin Britta Heidemann für das Buch in einer anderen, persönlicheren Umgebung getroffen, abseits des Fernsehstudios. In Steffen Hensslers Küche zu stehen und bei Vollbetrieb zu kochen fühlt sich ganz anders an, als mit ihm bei einem Espresso zu plaudern. In so einer Umgebung kommen ganz andere Gespräche zustande. Das war wichtig, um ihn, seine Karriere und Erfolge wirklich zu begreifen. Alle Begegnungen habe ich dabei als sehr inspirierend und motivierend empfunden.
Was haben Sie von Promis gelernt?
Die Begegnungen für mein Buch haben auch meinen Blick auf das Thema Erfolg geschärft. Ich denke, Erfolg ist etwas sehr individuelles und sollte unabhängig von anderen sein. Es wird immer einen Menschen geben, der „mehr" hat – ganz gleich ob Geld, Ruhm oder Status. Wer langfristig erfolgreich und glücklich sein will, sollte sich intensiv mit sich selbst und seinem Leben auseinandersetzen. Hilfreiche Fragen können dabei sein: Was ist Erfolg für mich? Welche Wünsche und Ziele habe ich? Und: Welche Schritte sind auf diesem Weg sinnvoll? Zu sehen, dass es kein Patentrezept für einen erfolgreichen Lebensweg gibt, sondern dass jeder sich seine Erfolge ganz individuell erarbeiten konnte, fand ich besonders schön an dem Projekt „Erfolgsmenschen". Jeder der Prominenten, die ich für mein Buch traf, hatte seine eigene Erfolgsdefinition. Ich bin mir sicher, jeder von uns ist schon einmal erfolgreich gewesen. Zu schauen, was wir in unserem eigenen Leben bereits erreicht haben, kann dabei echte Erfolgsgefühle wecken.
Gab es in Ihrer Moderatorenlaufbahn schon Interviews oder Beiträge, die so richtig schiefgelaufen sind?
Ich freue mich über alles, was ungeplant anders als erwartet passiert. Momente, in denen Gäste plötzlich nicht kommen oder Live-Interviews über Satellitenleitungen abstürzen. Ungewöhnlich sind immer wieder die Begegnungen mit Tieren vor der Kamera. Spinnen, Schlangen oder Krokodile. Da ist die Anspannung besonders groß. Da saß schon ein Riesenweißkopfseeadler auf meinem Arm, da war ein Waschbär, der – als ich ihn hielt – mein Sakko ruinierte. Und das Drei-Meter-Krokodil, das bei der Probe ohne Leine im Studio gewütet hat, als es aus seiner Kiste kam. Das haben wir allerdings vor der Sendung aus der Live-Show verbannt. Zum Glück hatten die Kollegen Bilder von den Proben aufgezeichnet. So hat jeder Zuschauer verstanden, warum. Wir brauchen Team und Moderator ja unverletzt.
Womit sind Sie aktuell beschäftigt?
Ich zitiere da gern Siegfried Rauch. Der Schauspieler hat zu mir gesagt: nicht so viel quatschen – einfach machen. Ein sehr weiser Satz. Mein Buch ist auch so ein Beispiel dafür. Ich hatte schon länger daran gedacht, ein Buch über die vielen inspirierenden Begegnungen im Laufe meiner Karriere zu schreiben. Jetzt habe ich es einfach gemacht. Das nun in die Welt zu tragen, Menschen damit zu inspirieren und zu unterhalten, erfüllt mich sehr. Als ich „Erfolgsmenschen" vor Kurzem zum ersten Mal gedruckt in Händen hielt, war das ein großes Erfolgsgefühl.