Familie und Freundschaften sind die beste Altersvorsorge
Während der vergangenen Wochen fiel uns auf, dass es etliche Möglichkeiten der Altersvorsorge gibt. So erheiterte uns eine bunte Sonntagszeitung mit vielen Bildern, die den ehemaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder mit seiner koreanischen Frau zeigten. Die Dekoration um Schröder nebst Gattin erinnerten an eine Szene aus dem „Dschungelcamp". Was beweist: Wer viel Geld hat, hat noch lange nicht Geschmack.
Wobei sich uns die Frage stellte: Was macht man, wenn man in Rente ist oder ansonsten auch nicht mehr tätig sein muss? Festzustellen war: Je mehr jemand Protz und Pomp liebt, desto schwieriger dürfte es für den Betreffenden sein. Wir machten uns Sorgen um den zurückgetretenen DFB-Präsidenten Reinhard Grindel. Den siedeln wir auf der nach unten offenen Beliebtheitsskala ganz tief gleich bei Gazprom-Schröder an. Der arme Herr Grindel, der jetzt seine Uhr am Kaufgummi-Automaten ziehen muss, war früher beim ZDF Mikrofonhalter. Vielleicht geht da noch etwas. Die Freunde aus der Politik werden ihn gewiss nicht darben lassen.
Treue und Freundschaft können im Alter hilfreich sein. Wie im Fall des Fußball-Profis Franck Ribery vom FC Bayern München. Der Franzose bekam trotz seines biblischen Fußballer-Alters noch einen Vertrag bis Ende der gerade zu Ende gegangenen Saison. Sozusagen als vergoldetes Gnadenbrot. Ein vergoldetes Stück Fleisch hat Ribery bereits in Dubai genossen. Jetzt zieht es ihn nach Katar, wo alterslahme Flügelflitzer immer noch Verwendung finden.
Wir hatten uns für Ribery schon eine schöne Zukunft in den Emiraten oder auch China ausgemalt. Der FC Bayern ist ein Global Player und benötigt immer wieder Statthalter, die ein ähnlich diplomatisches Geschick wie Präsident Uli Hoeneß haben. Ohnehin sorgt dieser Verein fast immer dafür, dass verdiente Spieler nach ihrer Karriere nicht auf der Straße landen.
Allerdings: Wer sorgt für uns? Als einst die Zeit reif war, hatten wir plötzlich täglich 24 Stunden für uns selbst. Also schauten wir uns um, was andere Herrschaften in solch einer Situation machten. Nach etlichen Stunden im Wartezimmer unseres Arztes kamen wir noch an einem Zeitungsladen vorbei und staunten über ein vier Meter langes Regal, wo gefühlt mehr als 100 Druckwerke mit Kreuzworträtseln feilgeboten wurden.
Wir kauften keine Zeitschrift, denn in der Apotheke gab es ja die „Rundschau" mit Kreuzworträtseln kostenlos. Ein Artikel machte uns Mut. Eine Altersforscherin namens Ursula Staudinger stellte fest: „Die 65-Jährigen von heute haben viel mehr Energie als frühere Generationen." Wer so etwas beruflich erforscht, hat für sein Alter ausgesorgt.
Ein Tim Hagemann von der Fachhochschule der Diakonie in Bielefeld behauptete auch noch, dass Arbeit die Gesundheit fördere und gut für den Blutdruck sei. Nach unseren Erfahrungen muss das nicht unbedingt immer der Fall sein. Gelegentlich waren wir nämlich einst mit einem dicken Hals von der Arbeit nach Hause gefahren.
Einen dicken Hals bekommen wir jetzt nur noch selten. Meist noch, wenn wir im Fernsehen Nachrichtensendungen mitbekommen. Lieber greifen wir zu Biografien, meist über Menschen aus der Antike oder dem alten Preußen. Dabei stießen wir auf den Preußen-König Friedrich II. Der „Alte Fritz", auch „der Große" genannt, hatte viel gearbeitet, war von echten Freunden und Schmeichlern umgeben. Im Alter waren fast alle weggestorben, nur noch Windhunde und ein Kammerdiener waren ihm geblieben. Der allgemein recht bedürfnislos lebende Friedrich II. verbrachte seine letzten Tage im Potsdamer Prunk-Schloss Sanssouci, das ihm sein Jugendfreund und Architekt Georg von Knobelsdorff errichtet hatte. Von Gold, Stuck und Brokat-Teppichen umgeben, starb „Fritz" einsam.
Was lehren uns solche Geschichten? Es ist ziemlich egal, ob das Gold auf Türrahmen oder Steaks ist – was auch und besonders im Alter zählt, sind die Familie und Freundschaften. Eine aufgeblasene Wichtigkeit wirkt dann reichlich lächerlich. Deshalb sind wir auf die Schröders und Grindels dieser Welt nicht neidisch. Uns überkommt eher Mitleid.