Hey, wie vertraut Minor Majority auch nach neunjähriger Studio-Pause klingen! Immerhin ist die Rückkehr der Norweger eine doch ziemlich unerwartete. Dass sie seit ihrem letzten Album („Either Way I Think You Know") in Oslo jährlich ein einziges ausverkauftes Konzert gespielt haben, war hierzulande ja kaum zu registrieren …
Irgendwie war das Quintett halt einfach vom Radar der Aufmerksamkeit verschwunden. So hielt man all die wunderschönen melancholischen Pop-Perlen wie „Supergirl" oder „Come Back To Me" via Langzeitgedächtnis in Ehren.
Wie willkommen ist nun aber dieses musikalische Lebenszeichen! „Napkin Poetry" (übersetzt: Servietten-Poesie) klingt, als hätte die Band aus ihrer ausgedehnten kreativen Ruhephase ungeheuer viel Kraft gezogen. Das Bewährte – die Melodiebögen, der filigrane Sound, das nichtsdestotrotz Hymnische, das Schwermütige, das nichtsdestotrotz Schwebende, der gefühlvolle Gesang – wird mühelos in die Neuzeit überführt.
Wichtige Einflüsse von Minor Majority wie Neil Young & Crazy Horse („Can’t Think Of A Reason", das Titel-Stück), die Jayhawks („Trust", „Patricia") oder Elliott Smith („Travelling Light", „She’ll Be Alright") finden sich nun expliziter in den Songs wieder. Zudem fällt spätestens jetzt auf, dass die hochgeschätzten Kollegen der Band Spain im letzten Jahrzehnt die brach gelegene Scholle ziemlich erfolgreich beackert hatten …
Spain und Minor Majority sind fraglos Brüder im Geiste – hier insbesondere zu hören auf „I’ve Been Here Before" und „Another Year". Was nicht heißen soll, dass Pal Angelsklar (Gesang, Gitarre), Jon Arild Nupen-Stieng (Gesang, Gitarre), Henrik Harr Wideroe (Bass, Klavier, Flöte, Gesang), Harald Sommerstad (Klavier, Orgel, Synthesizer), Halver Hogh Winsnes (Schlagwerk) im Verbund mit einigen erlesenen Gästen und einem Streichorchester Kompromisse bezüglich Eigenständigkeit eingegangen wären. Keineswegs! Doch offeriert dieser neue Song-Reigen eine Reichhaltigkeit, die mehr noch als jedes Vorgängerwerk betört. Reinhören wird nun quasi Pflicht.