Die meisten Berufszweige kennen Erfolgsrezepte, die garantiert funktionieren. Wir Journalisten und Fotografen lieben den Spruch, wonach Kinder und Tiere immer gehen. Glückwunschkartenhersteller auf aller Welt kennen ähnliches. Karten mit den besten Wünschen nach Gesundheit und Glück sind Selbstläufer, wenn ratlose Kunden rätseln, was das passende Motiv sein könnte.
Für die Bertelsmänner sind Schlagzeilen gesichert, wenn sie die Schließung von etwas mehr als der Hälfte der Krankenhäuser in Deutschland fordern, frei nach dem Motto: Weniger ist mehr. Es liest sich ja durchaus wie eine plausible Rezeptur: Weniger Kliniken – und das Problem mit dem Fachkräftemangel wäre gelöst. Dazu: mehr Fallzahlen gleich mehr Erfahrung gleich bessere Behandlung.
Das klingt so vielversprechend, dass ich mich gern mal probeweise in eines dieser heimeligen kleinen Krankenhäuser der Zukunft mit 600 Betten einweisen würde, wo ein Empfangsroboter meine Gesundheitskarte höflich begrüßt und mich einwinkt. Wenn es mir wirklich schlecht geht, dann ab ins Uniklinikum, wo wechselndes Pflegepersonal von Leiharbeitsfirmen heute schon so für Abwechslung sorgt, dass man fast gar nicht mehr dazu kommt, über den eigenen Zustand zu klagen. Wenn mich dann Angehörige besuchen, die dafür mehr als die Durchschnittsfahrtzeit unterwegs sind, freue ich mich über solch überdurchschnittlichen Besuch. Aber wehe, der gesunde Besuch hält mir ein Gespräch über den industriell-medizinischen Komplex, durch den er per Visitor-Navi-App zu meinem Bett gelotst wurde. Ich verdränge darüber, dass ich mir vorkomme wie mein Auto, das ich kürzlich zur Klinik, pardon Werkstatt zwecks Reparatur samt Austausch einiger Teile gebracht hatte.
Dann bin ich, der frisch Reparierte, in Augmented Reality atemlos joggend in Wäldern unterwegs. Ich hasse Joggen und hatte der Kasse zum Chipprogrammieren für diese Fälle „Fahrrad" angekreuzt. Ich kontrolliere es auf der Rechnung.
Ansonsten danke der Glücks- und Gesundheitswünsche. Waren so richtig liebevoll analog. Wie in der schönen alten Zeit, als Krankenhäuser „für viele Bürger ein Stück Heimat" (Jens Spahn, Gesundheitsminister) waren.