Egal ob in Vorbereitung auf eine CO2-Steuer oder um weniger klimaschädlich unterwegs zu sein: Mit einfachen Kniffen können Autofahrer ihren Spritverbrauch senken. Gerade die Techniken moderner Fahrzeuge eröffnen hierbei neue Möglichkeiten.
Schnittige Karosserie, PS-starke Motoren und dann mit hoher Drehzahl durch die Innenstadt. Für manche war das früher cool, heute scheint es eher peinlich zu sein.
Stattdessen setzen auch junge Autofahrer darauf, Sprit zu sparen. Diesen Eindruck erhält man zumindest, wenn man Rainer Zeltwanger zuhört. Er ist nicht nur Vorsitzender des Bundesverbandes deutscher Fahrschulunternehmen (BDFU) und erfahrener Fahrlehrer in Stuttgart, sondern auch Vater. „Mein Sohn hatte nicht mit 18 schon gleich seinen Führerschein, sondern blieb erst einmal bei den öffentlichen Verkehrsmitteln, weil das in der Großstadt die bessere Alternative ist", berichtet er.
Doch natürlich gibt es neben dem kompletten Verzicht auf ein eigenes Fahrzeug weitere Möglichkeiten, seinen Kraftstoffverbrauch gering zu halten und damit die Umwelt sowie den Geldbeutel zu entlasten. „Das lernen bereits angehende Autofahrer im Theorie- und Praxisunterricht", sagt Zeltwanger. Wer das Gelernte in der Prüfung nicht umsetze, könne deshalb sogar durchfallen.
Wer hingegen alle gängigen Spritspartipps umsetzt, könne zwischen 20 und 30 Prozent Kraftstoff einsparen. Um Ballast abzuwerfen lautet Rainer Zeltwangers erster Ratschlag: „Die physikalischen Gesetze beachten. Je mehr Masse ich beschleunige, umso mehr Sprit verbrauche ich." Wer 100 Kilogramm mehr geladen habe, der verbrauche auf 100 Kilometern circa einen Liter mehr. Es sei ratsam, etwa leere Getränkekisten und sonstigen Ballast aus dem Kofferraum zu nehmen.
Auch Dachträger und Skiständer kosten wegen des erhöhten Luftwiderstandes mehr Kraftstoff. „Wenn das nicht gebraucht wird, sollte es abmontiert werden", empfiehlt er.
Mit Physik hat auch der zweite Tipp zu tun. „Auf den richtigen Reifendruck achten", rät Herbert Engelmohr, Sprecher beim Automobilclub von Deutschland (AvD). Denn ist der Luftdruck zu niedrig, erhöhe sich auch der Rollwiderstand und somit der Spritverbrauch. „Um das zu minimieren, sollte der Reifendruck um 0,1 oder 0,2 bar über das Soll erhöht werden", sagt Engelmohr. Das Soll können Autofahrer in den Reifendrucktabellen der Hersteller nachlesen, etwa in der Bedienungsanleitung, im Tankdeckel oder am Holm der Fahrertür.
Doch selbst wenn die äußeren Bedingungen für das Spritsparen geschaffen wurden, steht und fällt der Verbrauch auch mit der Fahrweise. Es gilt: Bleifuß sorgt für hohen Verbrauch.
Bei gleichmäßiger Fahrweise und moderatem Tempo lasse sich der Verbrauch deutlich senken, erklärt Herbert Engelmohr. „Das bedeutet vorausschauendes Fahren und sich dabei flüssig ohne plötzliche Beschleunigungs- und Abbremsvorgänge im Verkehr bewegen." Der Verkehrsexperte rät, frühzeitig zu schalten, statt den Wagen hochtourig zu fahren. Rainer Zeltwanger ergänzt im Hinblick auf die Fahrweise auf Autobahnen: „120 und 130 km/h sind noch spritsparend. Danach geht der Verbrauch drastisch nach oben."
Viele moderne Autos sind auch mit Technik ausgestattet, die man sich zunutze machen kann. Man sollte die Hinweise auf dem Display neben oder rund um den Tacho beachten, die zum Gangwechsel auffordern und die jeweiligen Durchschnittsverbräuche anzeigen, sagt Engelmohr.
Rollen im Leerlauf spart keinen Sprit
Die Motoren moderner Fahrzeuge seien alle mit digitalen Steuergeräten ausgestattet. „Damit werden bestimmte Voreinstellungen und optimale Verbrennung des Kraftstoffs automatisch berechnet. Die Fahrer machen letztlich mit dem Druck aufs Gaspedal die entsprechenden Vorgaben für die mathematischen Operationen der Software", so Engelmohr.
Darüber hinaus räumt Engelmohr mit einer Legende auf. Entgegen althergebrachter Meinungen müsse man einen Motor nicht mehr minutenlang warmlaufen lassen, sondern könne gleich aus dem Stand losfahren. „Die aktuell verbauten Einspritzsysteme sorgen für ein störungsfreies Startverhalten, in dessen Folge der Motor innerhalb weniger Minuten auf Betriebstemperatur kommt", sagt der AvD-Experte.
Fahrschullehrer Rainer Zeltwanger entkräftet einen weiteren Mythos. So sei es sinnfrei, sich ohne Gang, also im Leerlauf, an eine rote Ampel rollen zu lassen. Es werde hierbei dennoch Kraftstoff verbraucht. Er rät stattdessen: „Lassen Sie sich mit Gang an die Ampel oder bergab rollen. Nutzen Sie die Schubabschaltung." Diese unterbricht die Kraftstoffzufuhr zum Motor. „Es wird kein Sprit, sondern nur Luft eingespritzt", sagt Zeltwanger.
Er weist auf eine weitere Errungenschaft in den letzten Jahren hin: Die Start-Stopp-Automatik. Dabei geht der Motor aus, wenn man länger steht, und wieder an, wenn man weiterfährt. „Zum Beispiel an der Ampel. Das ist eine sinnvolle Sache. Aber man muss es auch nutzen, indem man die Kupplung herausnimmt." Nur so wird die Automatik ausgelöst.
Zeltwanger berichtet, dass er beruflich schon Menschen getroffen hat, die etwa aus Unsicherheit lieber den Gang drinnen lassen und so versuchen, die Einrichtung außer Kraft zu setzen.
Mehr Technik und Elektronisierung haben auch ihre Nachteile. Deshalb legt Stefanie Henning-Senft, Sprecherin beim Verband der Automobilindustrie (VDA) Autofahrern die überlegte Nutzung der Klimaanlage nahe.
Wer nicht sicher ist, wie er bei seinem Fahrzeug den Verbrauch senken kann, für den hat Herbert Engelmohr einen letzten Ratschlag: „Spritspartipps stehen mittlerweile in jedem Betriebshandbuch." Dort werde etwa auf die Notwendigkeit des Ölwechsels oder den Einsatz von sehr flüssigen Mehrbereichsölen hingewiesen. Letztere verringern die Reibung im Motor und damit den Verbrauch.