Peter Lindbergh hatte alle Supermodels und Weltstars vor der Kamera. Dabei kam es ihm gar nicht auf die äußere Schönheit an. Unlängst ist der Lieblingsfotograf der Promis gestorben.
Sie ließen sich gern von ihm fotografieren, auch ungeschminkt: Naomi Campbell, Linda Evangelista, Tatjana Patitz, Cindy Crawford und Helene Fischer. Peter Lindbergh schuf ästhetische Atmosphären, die teils düster waren, stets aber beeindruckend und ausdrucksstark. Denn dem deutschen Starfotografen kam es nicht auf die geschmückte Schönheit an.
Ihm ging es darum, was sich hinter einer Person verbarg, wie er vor wenigen Wochen noch der Deutschen Presse-Agentur in einem Interview erklärte. Nun ist der Star- und Lieblingsfotograf der Großen und Schönen im Alter von 74 Jahren am 3. September gestorben. Die Nachricht ist also nicht mehr die Neuigkeit schlechthin. Doch sein Vermächtnis sollte gerade in diesen Zeiten Thema bleiben: die Selbstliebe, das „mit-sich-Frieden-machen" und sich einfach so zu lieben und akzeptieren, wie man ist.
Lindbergh ging es stets um den Blick auf den Menschen, auch wenn er den Mythos des „Supermodels" mitbegründet hat. Man habe ihn zum Modefotografen erkoren. Dabei habe er sich selbst nie als einen solchen empfunden, wie er in dem Interview in Paris weiter erklärte, wo er mitten im Herzen der französischen Hauptstadt eine Wohnung hatte. Ihm seien die Seelen der Menschen wichtig, in die er versuche, so tief wie möglich zu blicken. Mode-Guru Karl Lagerfeld schrieb einmal über Lindberghs Fotos: „Die Mode spielt darin nie die Hauptrolle."
Auch waren es seine Natürlichkeit, Offenheit und Fröhlichkeit, die ihn zum Lieblingsfotografen vieler Models machte. Die Deutsche Nadja Auermann mutmaßte einmal, er habe wohl „als Kind die Sonne verschluckt". Und Charlize Theron, die südafrikanisch-amerikanische Schauspielerin, würdigte ihn nach seinem Tod auf Twitter nicht nur als Genie, als einen absoluten Meister, der sein Handwerk beherrschte, sondern auch als einen Mann voller Wärme und Freundlichkeit. Einer der besten Menschen, dem sie je begegnet sei, schrieb die 44-Jährige.
Für Lindbergh war schlechte Laune eine Art Zeitverschwendung. Er habe keine Gründe gehabt, sich über irgendetwas in seinem Leben aufzuregen, sagte er. „Ich habe wirklich sehr viel Glück gehabt", meinte er bescheiden.
Lindbergh wurde am 23. November 1944 als Peter Brodbeck geboren. Aufgewachsen in Duisburg-Rheinhausen, machte er eine Lehre als Schaufensterdekorateur, belegte später einen Abendkurs in Zeichnen an der Kunsthochschule in Berlin und studierte freie Malerei in Krefeld. Zum Fotografieren kam er mehr oder weniger durch Zufall und erst relativ spät: Mit 27 begann er eine zweijährige Ausbildung beim deutschen Fotografen Hans Lux, anschließend machte er sich selbstständig. Fünf Jahre später, 1978, brachte eine viel beachtete Fotoserie im Magazin „Stern" den Durchbruch. Lindbergh war ein Weltenbummler. Er pendelte zwischen Los Angeles, New York und Paris, wo er sich zu Hause fühlte, wie er sagte. Er hat mit allen berühmten Modedesignern der Welt zusammengearbeitet. Er hat ihre Kollektionen fotografiert, darunter Giorgio Armani, Jil Sander, Prada und Calvin Klein. Ans Aufhören hat er nie gedacht.