Der deutsche Fußball befindet sich im Umbruch. Daran wird sich auch nach den beiden EM-Qualifikationsspielen und der Tatsache, dass sich die DFB-Elf ziemlich sicher für das Turnier qualifizieren wird, nichts ändern. Nun wurde in den vergangenen Tagen eine Baustelle aufgemacht, die absolut vermeidbar gewesen sei. Marc-André ter Stegen hat seine Ansprüche angemeldet, das Tor der Nationalmannschaft hüten zu dürfen. Das ist zunächst einmal legitim.
Mit 27 Jahren ist er im besten Alter, er ist Stammtorwart bei einem der besten Clubs der Welt und spielt in einer der besten Ligen der Welt. Für Manuel Neuer, den Platzhirsch, gilt das derzeit nicht. Weder gehört die Bundesliga zur absoluten Beletage Europas, noch ist der FC Bayern in den vergangenen Jahren ein ernsthafter Champions-League-Kandidat gewesen. Neuer braucht sich dennoch nicht zu rechtfertigen. Ohne ihn wäre Deutschland 2014 nicht Weltmeister geworden, ohne ihn hätte Bayern ein Jahr vorher die Champions League nicht gewonnen. Dass er nach seiner schweren Verletzung noch einmal so zurückgekommen ist, spricht für seinen Ehrgeiz. Ist er fit, gehört er nach wie vor zu den drei, vier besten Keepern der Welt. Dass Bayern-Präsident Uli Hoeneß in einer höchst unfairen Art und Weise noch gegen ter Stegen schießt, zeigt die Probleme des deutschen Fußballs. Denn egal, ob Neuer oder ter Stegen zwischen den Pfosten stehen, auf allen anderen Positionen sind die DFB-Sorgen größer. Warum reagiert Hoeneß also (über): Die bajuwarische Abteilung Attacke hat nicht vergessen, wie wenig schmeichelhaft Bundestrainer Joachim Löw seinen Ziehsohn Bastian Schweinsteiger 2016 zum Rücktritt „überredet" hat. Und die sportlich diskutable, aber menschlich unwürdige Ausbootung von Hummels, Müller und Boateng hat tiefe Gräben gerissen. Der öffentliche Streit, der sich nun an der Torhüterfrage entzündet hat, ist die Folge eines Machtkampfs zwischen dem FC Bayern und dem Bundestrainer. Dass er auf dem Rücken von Neuer und ter Stegen ausgetragen wird, ist bitter und wird diesen Weltklassesportlern nicht gerecht. Das Problem heißt Löw und nicht Neuer!