Frank Wrobel bereist vom Saarland ganz Europa, um Memorabilia zum Film „Le Mans" zu sammeln, der im kommenden Jahr 50 wird. Inzwischen hat er es selbst geschafft, Teil der Geschichte zu werden.
Maurer, Bürokaufmann, Fotomodell, Kleindarsteller für Fernsehen und Werbung, Moderator, Werbefachmann – Frank Wrobel war in seinem Leben schon vieles und kann definitiv als Lebenskünstler gelten. Der 53-jährige Wahl-Saarbrücker könnte abendfüllende Geschichten über seine wilde, berufliche Laufbahn erzählen. Doch das ist es nicht, was ihn zu einem wirklich guten Geschichtenerzähler macht. Seine begehrtesten Storys handeln von schnellen Autos, wilden Kerlen und seinem scheinbar nie endenden Eifer, an eben solche Geschichten zu kommen. Akribisch hat sich Wrobel im Lauf der Jahre zu einem weltweit angesehenen Sammler und Experten des Films „Le Mans" mit dem Schauspieler Steve McQueen entwickelt, der im kommenden Jahr sein 50. Jubiläum feiert. „Ich bin vom Grund her Autofan", erinnert sich Frank Wrobel, wie sein Interesse zu schnellen Gefährten anfing. „Ich musste meine Modellautos als Kind immer akribisch mit dem kleinen Lenkrad in aus Büchern gebaute Parklücken lenken."
Später kaufte er sich sein erstes Auto, einen Opel B-Ascona in rot-orange. „Die Farbe werde ich nie vergessen", schwärmt er, als er auf ein Foto des Fahrzeugs blickt. Solche Erinnerungsstücke schmücken die meisten Wände seiner Wohnung. Alte Autos, Treffen mit Berühmtheiten, Poster aus Tagen, in denen Wrobel seinen Waschbrettbauch präsentiert, um damit für Produkte zu werben. Und dann sind da noch die vielen Zeitschriften, Bücher und Utensilien, wie Rennfahrerhelme, die aus seinem Refugium eine Art Museum machen. „Meine Freundin Jasmin schimpft nur manchmal, aber sie ist immer mit dabei", sagt Frank Wrobel und lacht. Doch wie entwickelte sich aus der Leidenschaft für Autos jene für einen speziellen Film? „Es fing mit dem Film ‚Bullitt‘ mit Steve McQueen aus dem Jahr 1968 an", erzählt Frank Wrobel.
Weltweit angesehener Sammler und Experte
Das Lebensgefühl und der Zeitgeist der 60er-Jahre in dem Film über den Mustang-Fahrer Frank Bullitt fesselten ihn ebenso wie das berühmte amerikanische Auto, das er als Kind aus Kaiserslautern schon so oft im Umfeld der dortigen Kaserne gesehen hatte. „Und dann heißt der Hauptcharakter auch noch wie ich", sagt Wrobel. „Mehr geht eigentlich nicht." Zwei Jahre später drehte Steve McQueen dann den legendären Film über das Autorennen von Le Mans. Aus einem Regal holt Wrobel eine alte Videokassette und deutet auf eine Unterschrift, die darauf zu lesen ist: „Von Hans Herrmann, dem Rennfahrer, der das reale Rennen gewonnen hat." Erst vor rund 14 Jahren kam Wrobel an die Videokassette, denn der Film war schwer zu bekommen. Er sah den Streifen zum ersten Mal – und startete eine Leidenschaft, die ihresgleichen sucht. „Ich war total fasziniert", berichtet er. „Ein in Europa gedrehter Film, der so viel näher lag, als Bullitt."
Also begann er damit, Memorabilia aus dem Film zu sammeln. Kinoplakate, Pressefotos. „Aber ich bin anders als andere. Ich bin kein Sammler sondern der, der richtig tief in die Annalen geht." Schon bald sollten das auch die Darsteller des Films erfahren. Denn sie wollte Frank Wrobel treffen, als er alles gesammelt hatte, was er ohne ihre Hilfe bekommen konnte. Steve McQueen war bereits 1980 im Alter von 50 Jahren gestorben. Wrobel musste also andere Wege finden und stieß auf Siegfried Rauch. Der langjährige Traumschiff-Kapitän aus Bayern spielte im Film von Steve McQueen mit. „Ich dachte: Vielleicht ist er ja kontaktierbar. Und so fing mit ihm alles an", sagt Frank Wrobel und grinst schelmisch – schelmisch trifft es gut, denn zum ersten Mal wurde deutlich, dass der Sammler mit seiner Akribie und der Fähigkeit, niemals locker zu lassen, stets an das kam, was er wollte. Im Telefonbuch fand er Rauchs Nummer. Der Schauspieler war gerade unterwegs, auf einem Dreh fürs „Traumschiff" und vertröstete Wrobel auf seine Rente.
Zwei, drei Anrufe später hatte er den Schauspieler weichgekocht. „Dann kommen Sie halt vorbei", murmelte der alte Herr resigniert ns Telefon. Trotz der anfänglichen Skepsis des Protagonisten entwickelte sich seit dem ersten Treffen im Mai 2013 fast so etwas wie eine Freundschaft zwischen Frank Wrobel und Siegfried Rauch. Zunächst empfing Rauch Wrobel in seinem idyllisch gelegenen Gästehaus in Oberbayern, doch bald schon durfte er bei seinen Besuchen am Mittagstisch der Familie im Hauptgebäude Platz nehmen.
Der Schauspieler Richard Rüdiger war schwer zu erreichen
Frank Wrobel kommt aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus, wenn er von den Treffen erzählt. Davon, wie er mit Geschenken aus Saarbrücken auf Gegenliebe gestoßen ist, wie Stunden wie Minuten vergingen, in denen er und seine Freundin an den Lippen des Schauspielers hingen. Und von zahlreichen Signaturen, mit denen er stets den Rückweg antrat, bis Rauch im Jahr 2018 starb und Frank Wrobel als einer der wenigen, die nicht der Familie angehören, zur Beerdigung eingeladen war.
Was ihm heute von der jahrelangen Bekanntschaft mit dem Schauspieler geblieben ist, holt er vorsichtig aus einem Schrank. Fast schon zärtlich blättert er durch die Seiten des Original-Drehbuchs zum Film „Le Mans", das ihm Rauch nicht lang vor seinem Tod noch verkauft hatte. „Das Drehbuch zu dem Rennfahrer schlechthin und ich habe es aus seinen Händen bekommen", erzählt er
Es sollte bei Weitem nicht der letzte gewinnbringende Kontakt zu Schauspielern bleiben. Und zuweilen waren kuriose Begegnungen dabei. Etwa die mit jenem deutschen Darsteller, der im Film Steve McQueens Co-Pilot mimte: Richard Rüdiger. „Ich wusste, dass er in München lebt, aber die Kontaktaufnahme war wirklich eine Tortur", erinnert sich Wrobel. Denn Rüdiger, ein grantiger Bayer, hat sich heute längst von der Schauspielerei verabschiedet – und vor allem von schnellen Autos. „Er hat damals schon Autos gehasst", sagt Wrobel und lacht. Und so kontaktierte Frank Wrobel Rüdigers Sohn, seine Frau, ebenfalls Schauspielerin, und versuchte mehrfach erfolglos, einen Kontakt herzustellen. Als bereits ein Jahr vergangen war, klingelte allerdings plötzlich das Telefon. „Rüdiger hier", tönte es aus dem Hörer. „Ich kenne keinen Rüdiger", erwiderte Frank Wrobel. „Na, der Herr Rüdiger", sagte Richard Rüdiger am anderen Ende der Leitung und fügte an: „Sie sind also der, der keine Ruhe geben will, bis er mich getroffen hat?" Spontan vereinbarten die beiden ein Treffen in München, während dem Richard Rüdiger viele Geschichten von den Dreharbeiten erzählte, ein Foto mit Frank Wrobel und seiner Freundin Jasmin machen ließ und einige Poster signierte – so weit war bei Rüdiger zuvor kein „Le-Mans"-Fan gekommen.
„Sie sind der, der keine Ruhe geben will, bis er mich getroffen hat?"
Aufgeschlossener war Luc Merenda. Der französische Schauspieler lebt heute in Paris und arbeitet inzwischen als Antikhändler für Japankunst. Frank Wrobel stieß dadurch auf seine Adresse. Und wieder einmal sollte sich seine detektivische Arbeit auszahlen. Kaum ein Wort französisch sprechend, rief Wrobel bei Merenda an. Mit Händen, Füßen und elementaren Englischkenntnissen verständigten sich die beiden darauf, sich in Paris auf einer Kunstausstellung zu treffen. Wieder fuhr Wrobel in Begleitung hin, wieder verquatschten sich der Sammler und der Darsteller mehrere Stunden und wieder entstand ein wertvoller Kontakt. „Man hätte denken können, wir kennen uns schon seit 20 Jahren", sagt Wrobel, der Merenda tatsächlich ja länger kennt als 20 Jahre.
Zwei Jahre später waren Wrobel und seine Freundin unterwegs zu einer Rennsportveranstaltung in LeMans und hatten eine spontane Idee: „Wir sind einfach mal bei ihm vorbeigefahren, weil sein Haus auf dem Weg lag", erzählt Wrobel von seinem tollkühnen Plan. Also klingelte er an der Klingel des prachtvollen Anwesens und Merenda freute sich, als stünde ein alter Bekannter vor seinem Tor. Er führte die Besucher durch seine Villa, über den Boule-Platz und entlang der japanischen Kunst. Irgendetwas, wusste Frank Wrobel da längst, musste er in den Protagonisten des Films hervorrufen, das die oft unnahbaren Prominenten ihn so herzlich empfangen. Heute noch lacht der Sammler über solche Anekdoten.
Original Renngarnitur von Steve McQueen
Vielleicht hilft ihm sein Ruf als jener Sammler, der auch solche Stücke findet, die sonst kaum einer hat. Besonders stolz ist er auf die original Renngarnitur, die Steve McQueen während der Dreharbeiten getragen hat. Frank Wrobel spürte sie in Baden-Württemberg auf. 2018 wurde sie beim Auktionshaus Sotheby’s in London für 400.000 Dollar versteigert. Den Wert seiner eigenen Sammlung vermag er nicht zu schätzen. Klar ist aber: Über die Jahre hinweg hat es Frank Wrobel so zum wohl bedeutendsten Sammler und Kenner des Films gebracht, der im kommenden Jahr sein 50. Jubiläum feiert. Und mehr noch: Wrobel ist inzwischen sogar ein Teil der Geschichte. Der Zeichner Sandro Garbo hat ihm in seinem neuen Comicband „Steve McQueen in Le Mans‚ The Final Opus‘" ein Denkmal gesetzt. Das in der Szene mit Vorfreude erwartete Comicbuch erscheint im kommenden Oktober. Frank Wrobels Version als Comiczeichnung trifft in einer Szene Steve McQueen am Rand der Rennstrecke. „Ein Traum wird wahr!", freut sich Wrobel.