Die Gesellschaft zur Förderung des Saarländischen Kulturbesitzes feiert 30-jähriges Vereinsbestehen. Eine Betrachtung.
„Ein Glücksfall", sagt Dr. Roland Mönig, und meint die Gesellschaft zur Förderung des Saarländischen Kulturbesitzes. Der Direktor des Saarlandmuseums erfreut sich eines Vereins an seiner Seite, der ihn auf vielfältige Weise unterstützt. Dabei ist nicht nur das Interesse an der Kunst, sondern auch gegenseitige Sympathie in der Zusammenarbeit hilfreich. Als „Menschenfischer" hatte Professor Dr. Inge Weber schon kurz nach seinem Amtsantritt den Direktor erkannt. Die Präsidentin der Fördergesellschaft begann ihrerseits schon früh damit, im Dienste der Kunst nach Menschen zu fischen.
Öffentlichkeitsarbeit? Was darunter zu verstehen sei, war in Kultureinrichtungen Anfang der 90er-Jahre kaum bekannt. Man hat ein Gebäude mit Kunst. Die Menschen kommen – von alleine. Punkt. So dachte manch einer damals. Zum Teil, ob bewusst oder unbewusst, in gepflegt-elitärer Weise. Inge Weber jedoch nahm die Zeichen der Zeit wahr und startete eine Werbeoffensive mit dem Ziel, den Aufbau der Fördergesellschaft voranzubringen und gleichzeitig über die Stiftung Saarländischer Kulturbesitz zu informieren. Schließlich möchte man kennen und kennenlernen, wofür man sich engagieren soll. Bereits 1995 konnte die Präsidentin das 1.000. Fördermitglied begrüßen. Zwei Jahre zuvor hatte die Fördergesellschaft den ersten Personalcomputer für das Saarlandmuseum angeschafft. Dort war man skeptisch. Man wollte den PC nicht. Auch war es die Fördergesellschaft, die die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit begründete, indem sie die erste Stelle einrichtete und finanzierte – heute sind in der Abteilung vier Menschen beschäftigt.
Kinder- und Jugendliche an Kunst heranführen
Die „Realisierung von Projekten der Museumspädagogik, um Berührungs- und Schwellenängste im Zusammenhang mit Kultur abzubauen sowie Kinder und Jugendliche an die Kunst heranzuführen" ist in der Satzung der Fördergesellschaft verankert. Dazu ließ man sich in der Vergangenheit immer wieder Aktionen einfallen, darunter ein Jugend-Kultur-Preisausschreiben, das 50.000 Schüler und Schülerinnen zur Teilnahme animierte.
Mit ihrem vierjährigen Enkel besucht die Präsidentin regelmäßig das Museum und erfreut sich an seinen „spontanen Reaktionen auf Bilder und Skulpturen". Irgendwann einmal wird sie ihm erklären, dass „Das blaue Pferdchen" nicht seiner blauen Farbe wegen, sondern wegen des Kaufpreises in den 50er-Jahren für Schlagzeilen sorgte. Heute wäre ein Gemälde wie dieses, und viele weitere, die der kluge damalige Direktor Rudolf Bornschein ankaufte, und damit den Grundstock für eine hervorragende Kunstsammlung legte, für ein öffentliches Museum nicht mehr erschwinglich.
An diesem Oktobernachmittag sortiert Gabriele Krug Postkarten und Kataloge im Museumsshop Wa(h)re Kunst. Erst seit diesem Sommer ist sie eine von 30 Ehrenamtlichen, die die Besucher mit Schönem und Interessantem rund um das Thema Kunst versorgen. Ganz neu: „Der Denker." Hat einer falsch gedacht und geschrieben, radiert man es weg. Ab sofort mit dem Radiergummi: Der Denker. Wer die aktuelle Ausstellung „Rodin/Nauman" besucht und dieses Mitbringsel verschenkt, wird auf jeden Fall ins Gespräch kommen und die Kunst ins Gespräch bringen. Sie schreiben nicht von Hand und schon gar nicht mit Bleistift? Das Armband mit lichtreflektierenden Miracle-Perlen ist ein echter Hingucker und Umsatzbringer. Die Gewinne des Shops, den die Fördergesellschaft seit 20 Jahren betreibt, gehen an die Stiftung Saarländischer Kulturbesitz. Verantwortlich dafür, dass Museumsbesucher immer wieder etwas Neues im Shop entdecken können, ist Geschäftsführerin Gerda Thier. Sie hat Etliches für Kinder im Sortiment und nun kommen schon „Sachen für Weihnachten" sagt Gabriele Krug. „Weihnachten" reißt mich aus den Gedanken, als ich die Porzellantasse Museum entdecke. Die Tasse zieren Satzfragmente. Es handelt sich um Auszüge aus einer Debatte, die sich 2015 im Landtag auf den Erweiterungsbau und das Schrift-Kunstwerk, das sich ebenso auf Boden und Fassade des Museums ausbreitet, bezieht: „Bauten auch ähnlich viel Geld ich habe dennoch Verständnis für den hiesigen Bürgerunmut." Der Bürgerunmut, auch in der Fördergesellschaft, brachte viele dazu ihre Mitgliedschaft zu kündigen. Der Skandal um den Erweiterungsbau, der einen Untersuchungsausschuss, eine mehrjährige Bauverzögerung und anschwellende Kosten nach sich zog, sorgte für Vergleiche mit dem Debakel um den Flughafen BER. Seltsam mutet an, dass sich die Präsidentin der Gesellschaft zur Förderung des Saarländischen Kulturbesitzes zu diesen Vorgängen in Schweigen hüllt. Weder in ihrem Rückblick „30 Jahre Fördergesellschaft" noch in der Vereinsgeschichte der neuen Broschüre „Kunst braucht Freunde" oder im FORUM-Interview geht sie darauf ein. Der Erweiterungsbau der Modernen Galerie wurde 2017 eingeweiht. Die Mitgliederzahlen bei der Fördergesellschaft steigen wieder. Im August 2019 erhielt Inge Weber den Saarländischen Verdienstorden für herausragendes ehrenamtliches Engagement.
Die Kunst im Saarland zu fördern, kostet nicht die Welt
Wer sich engagiert, bekommt auch etwas zurück. Das kann und muss nicht immer und überall so sein. Im Falle einer Mitgliedschaft bei der Gesellschaft zur Förderung des Saarländischen Kulturbesitzes trifft es zu. Vor allem finden bei der Fördergesellschaft Gleichgesinnte zueinander, das schätzen auch Dr. Heiner Klein und Anne Klein. Sie sind seit 2014 Fördermitglieder, die gerne an den Previews teilnehmen. In guter Erinnerung sind ihnen „die Ausstellung von Franz Gertsch und die persönliche Begegnung mit diesem außergewöhnlichen Künstler." Ebenso „die Kunstreisen, die die Fördergesellschaft initiiert, allen voran die Reisen zu den Floating Piers von Christo an den Lago d’Iseo". Hat das Paar aus Heusweiler Gäste aus dem In- und Ausland geladen, besucht man gemeinsam die Moderne Galerie und die Alte Sammlung. Als Fördermitglied agiert man als Multiplikator und Botschafter der Kunst. Eine Einzelmitgliedschaft ist mit 50 Euro, eine Familienmitgliedschaft mit 70 Euro und eine Firmenmitgliedschaft mit 200 Euro abzuschließen. Die Kunst im Saarland zu fördern, kostet nicht die Welt.
Eine Firmenmitgliedschaft unterhält die HDW Werbeagentur. Der geschäftsführende Gesellschafter Matthias Hahn hat die Überschneidungen von „kreativer Kommunikation und Kunst" im Blick. Seine Agentur übernahm das Layout der Broschüre „Kunst braucht Freunde". Er findet „wichtig, was die Fördergesellschaft macht" und erfreut sich daran, dank der Firmenführungen, gemeinsam mit Mitarbeitern „nah an der Kunst" zu sein.
Die Fäden der mittlerweile angewachsenen Fördergesellschaft hält Dr. Elke Schwarz souverän zusammen. Sie ist Redakteurin des quartalsweise erscheinenden Magazins „Unsere Art", verantwortet alle Publikationen des Vereins, zuletzt das fast 50-seitige Buch „Kunst braucht Freunde 1989–2019". Sie steht in Kontakt mit Direktion und Museumsmitarbeitern, um Termine für Führungen und Künstlerbegegnungen zu koordinieren und organisiert Tagesausflüge sowie Reisen für Fördermitglieder. Sie ist zuständig für die Kommunikation mit Mitgliedern, Vereinsvorstand und Presse. Als Kunsthistorikerin ist sie vom Fach und seit 2008 als Geschäftsführerin aktiv.
Neue Werke für das Museum
Nicht wenig stolz ist die Gesellschaft zur Förderung des Saarländischen Kulturbesitzes auf die zahlreichen Ankäufe, die mit ihrer Unterstützung erfolgen konnten, darunter Meese und Slevogt. So verwundert es nicht, dass Roland Mönig, kunst- und kulturwissenschaftlicher Vorstand der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz, Direktor des Saarlandmuseums, die Fördergesellschaft als „Glücksfall" bezeichnet. Jede Neuerwerbung ist gleichzeitig ein Glücksfall für die Bürger des Saarlandes.