Das Theater von Vigata geht nach Abbruch der Vorstellung in Flammen auf. Polizeikommissar Puglisi ermittelt in Sachen Brandstiftung. Dem Polizeipräsidenten von Montelusa schreibt er, die bisherigen Ermittlungen hätten ergeben, dass „hohe Persönlichkeiten dahinein verwickelt sein könnten“. Man fragt ihn ungeschönt: „Ja glauben Sie, das sind Dinge, die ohne Bedenken schwarz auf weiß festzuhalten sind?“ Der Präfekt Bortuzzi hatte den Bewohnern von Vigata die Oper „Der Bierbrauer von Preston“ zur Einweihung des Theaters aufoktroyiert. Der Präfekt kommt aus Florenz. Die Oper stammt von einem neapolitanischen Komponisten. Die Bewohner von Vigata sind Sizilianer. Ein unverträgliches Amalgam.
Schreckt der Autor nicht einmal davor zurück, einen ermittelnden Kommissar zu ermorden? Camilleri platziert nebeneinander in der Theaterreihe: den Mafioso zur Rechten des Präfekten Bortuzzi und zu dessen Linken den Vertreter des Gesetzes. Ränkespiele verhinderten nicht, dass die Vorstellung am 10. Dezember 1874 in Vigata stattfindet. Die Presse hat man sich gefügig gemacht. Schafe verschwinden. Nach erwiesener Gefälligkeit des Besitzers tauchten die Tiere wieder auf. Setzt sich die Obrigkeit durch? Immerhin kann das Theater nach nur zehnmonatiger Verspätung eingeweiht werden. Jahre zuvor hatte der Gemeinderat dem Bau zugestimmt. Aber: Existiert eine Beziehung zwischen dem Abgeordnete Fiannaca und dem Bürgermeister von Vigata zur ausführenden Baufirma? Lustvoll klingelt es im Kopf des Lesers. Ein Meisterstück liefert Camilleri mit der Inszenierung einer wilden Massenflucht aus dem Theater. Ein falscher Ton der Sopranistin, ein Schuss aus einem Karabiner, Orchestermusiker, die allesamt gleichzeitig ihre Instrumente fallen lassen, entfachen ein Tohuwabohu, das als herrlichstes Kopfkino Lachen und Lesefreude hervorruft. Wie schade, dass Camilleri verstummt ist. Er starb im Juli im Alter von 93 Jahren in Rom. Wie schön, dass wir seine Bücher immer wieder lesen können.