Fußball-Spieler sind heute mehr als Sportler: Je erfolgreicher sie sind, desto mehr Unternehmer steckt in ihnen. Eine entsprechende Selbstvermarktung gehört dazu. Dem deutschen Nationalspieler IIkay Gündogan folgen bei Instagram mehr als 2,4 Millionen Menschen. Sie registrieren genau, was dem Star gefällt, welchen Personen er Likes gibt. Kurz vor den jüngsten Länderspielen ist ihm, ebenso wie seinem Mitspieler Emre Can, offenbar der Daumen ausgerutscht. Durch einen gelikten Instagram-Post des türkischen Nationalspielers Cenk Tosun sorgten die Deutsch-Türken abermals für eine hitzige Diskussion über die Politisierung des Fußballs. Tosun hatte in der Schlussminute beim 1:0 der Türkei gegen Albanien den Siegtreffer erzielt, diesen mit seinen Kollegen mit einem Salut vor der Ehrentribüne (und später noch einmal in der Kabine) gefeiert und davon ein Foto gepostet.
Unter dem geposteten Foto schrieb er: „Für unsere Nation, vor allem für diejenigen, die für unser Land ihr Leben riskieren." Die Uefa ermittelt gegen die türkische Nationalmannschaft, viele Vereine, in denen türkische Profis spielen, sahen sich zu Reaktionen veranlasst. Am drastischsten fiel diese durch den Zweitligisten FC St. Pauli aus. Der St.-Pauli-Profi Cenk Sahin hatte eine türkische Flagge mit folgenden Worten gepostet: „Wir sind an der Seite unseres heldenhaften Militärs und der Armeen. Unsere Gebete sind bei Euch." Sein Verein, der sonst Werte wie Toleranz, Meinungsfreiheit und Liberalität wie eine Monstranz vor sich herschiebt, griff gleich zum schärfsten Schwert. Er schmiss den Spieler raus. Dafür erhielt der Club viel Beifall.
Und hier liegt das eigentliche Problem. Die Politik benutzt den Sport traditionell zur Übermittlung von genehmen Botschaften. Worte wie Integration, Toleranz und Miteinander werden auf Banner gedruckt. Das Recht auf eine eigene Meinung spricht man ihnen aber gerade im jüngsten Fall ab. Gündogan und Co. haben allerdings einen Fehler gemacht. Ihre politische Meinung mag ihre Privatsache sein, durch ihre Popularität sind sie in die Social-Media-Falle getappt. Das hätten sie eigentlich wissen müssen.