Es mag nicht zwingend sympathisch sein, wie Carsten Friedrichs – seines Zeichens Songschreiber, Sänger und Gitarrist der Hamburger Band Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen – im Waschzettel zu „Fuck Dance, Let’s Art!" hemmungslos vom Leder zieht. Doch ist das einerseits bezüglich Wortwahl wirklich charmant und zum anderen von wirklich verdammt hohem Wahrheitsgehalt.
Vom „besten Album in der an besten Alben nicht eben armen Liga-Diskografie" ist die Rede, ebenso von einer „Mischung aus preiswerter Partydroge und libertärer Splittergruppe", die man „entweder liebt oder liebt". Ja, was soll er denn machen, der gute Herr Friedrichs? Es stimmt ja auch alles. So gehen auch die originellen Texturen in eine ähnliche Richtung – „Ich verlieb’ mich wieder in mich" beispielhaft.
Unbedingt sollte man aber den tieferen Sinn dahinter nicht verpassen. Wenn nämlich ganz am Schluss dieses wunderbaren Uptempo-Popsongs die scheinbar selbstverliebte Zeile minimal variiert wird: „Ich verlieb’ mich wieder in dich".
Ja, so ist Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen: immer für eine lebensweise Pointe gut. Wer sich selbst liebt, kann eben auch andere echter lieben. Ebenso wunderbar geriet „Der kleine Matratzenmarkt", eine Trauerverarbeitung über einen bankrottgegangenen Concord-Markt direkt gegenüber des Texters Wohnung. Ein Album von Jonathan Richman & The Modern Lovers genügte zur Inspiration. Was man hört: Rhythmus und Melodie, Ohrwurm und Finesse, Augenzwinkern und Tiefgang gehen hier wie dort auf infizierende Weise Hand in Hand. „Hässlich und faul, Musik und der HSV" ist eine weitere genialische Nummer. „Die Achtziger waren schwer zu ertragen" wird konstatiert – was im Verlauf so köstlich wie punktgenau erklärt wird.
Zwei fabelhafte, von Madness inspirierte Instrumental-Stücke überzeugen ebenso restlos – wie überhaupt alles auf diesem Füllhorn zwischen Northern Soul (Bläser, Orgel), Ska, Rock’n’Roll und Indie-Pop. „Fuck Dance, Let’s Art!" geht tatsächlich als bislang komplettestes Liga-Album aller Zeiten durch’s Ziel.