Das Wetter hat eine ausgesprochen gute Eigenschaft. Wenn man sonst wenig mit den Nachbarn zu reden hat, hilft das Wetter ebenso wie bei jedem anderen für aus welchen Gründen auch immer als nötig empfundenen Smalltalk. Das Wunderbare daran ist, dass ein Gespräch auf Augenhöhe stattfinden kann. Mögliche Informationsdefizite lassen sich mit einem Blick nach draußen beheben. Und das Wetter liefert Bilder, die jeder einigermaßen nachvollziehen kann. Zum Beispiel das von den „dunklen Wolken", die nach Überzeugung des Innenministers herannahen.
Dem wird übrigens kaum jemand widersprechen, selbst wenn gerade ausnahmsweise mal die letzten wärmenden Sonnenstrahlen durch den November blinzeln sollten.
Allenfalls ließe sich darüber debattieren, ob das Wort von den heranziehenden „dunklen Wolken" nicht zu harmlos ist angesichts der Prognosedaten über Wirtschafts-, Steuer- und sonst noch Entwicklungen, auf die sich das Land einstellen muss.
Allerdings kommt das alles nicht, um im Wettersprech zu bleiben, aus heiterem Himmel. Es erübrigt sich, die bekannten wirtschaftlichen Herausforderungen zu wiederholen. Gleichzeitig wird immer deutlicher, dass die Verteilungskämpfe an Schärfe zunehmen.
Dass einmal mehr aus Bayern eine Föderalismusreform unter dem Stichwort der zwei Geschwindigkeiten aufgerufen wird, ist ein ernstzunehmender Warnschuss im Blick auf die Verhandlungen über Hilfen für hoch verschuldete Kommunen. Zwar hat Bundesfinanzminister Olaf Scholz etwas mürrisch Bewegung signalisiert, aber geklärt ist nichts. Die Zeit, dass Steuereinnahmen von Rekord zu Rekord eilen, ist vorbei. Die harten Verhandlungen über Strukturhilfen im Zuge des Kohleausstiegs sind allenfalls ein Vorgeschmack auf künftige Kämpfe. Dabei kann es durchaus nicht nur ein Vorteil sein, wenn Saarländer in Berliner Spitzenpositionen sitzen, weil das alle anderen zu argwöhnischem Blick auf jeden Cent reizt, der womöglich ins Saarland fließen könnte. Umso entscheidender ist eine klare gemeinsame Strategie gegenüber Berlin mit einem ebenso klaren Konzept fürs Land. Die Klausurtagung der Koalition Ende des Monats ist der richtige Ort dafür. Egal, was für Wetter dann draußen ist.