Laura Faust gehört zu den Menschen, die nicht nur reden, sondern auch etwas tun. Vor acht Jahren hat sie ihr Leben konsequent auf Nachhaltigkeit und den Verzicht auf Plastik umgestellt. Dazu gibt sie mittlerweile sogar Workshops.
Mit dem erhobenen Zeigefinger auf andere zeigen, das mag Laura Faust gar nicht. Auch wenn sie als Lehrerin sicherlich so manches Mal ihre Schüler mit dem Zeigefinder auf Fehler hinweist. Nein, außerhalb der Schule ist das nicht ihr Ding. Viel lieber will sie selbst mit gutem Beispiel vorangehen und andere begeistern, sie nachzuahmen. Wobei? Beim Müllvermeiden! Ihre Devise: „Less waste – less worries". Gemeint ist damit: „Weniger Müll – weniger Sorgen."
Seit Greta Thunberg und Fridays for future viele Menschen auf die Straßen treiben, sind die Themen Umweltschutz, Müllvermeidung und CO2-Reduktion in aller Munde. Doch wie schafft man es im alltäglichen Leben, umweltgerecht einzukaufen, also auf Plastik- und jegliche Art von Verpackungsmüll zu verzichten, sich mit fair gehandelten Produkten einzukleiden und so letztendlich ein möglichst müllfreies Leben zu führen? Und damit seinen CO2-Fußabdruck so klein wie möglich zu halten?
„Schritt für Schritt", sagt Laura Faust, die seit einiger Zeit ihr Konsumverhalten nachhaltig umgestellt hat. „Man kann nicht von heute auf morgen alles ändern. Das wäre utopisch. Aber man kann anfangen, sich Gedanken zu machen, bewusste Entscheidungen zu treffen, wissenschaftliche Erkenntnisse ernst zu nehmen." Bei Laura Faust fing alles vor rund acht Jahren an. „Ich war in Israel im Urlaub, lag an einem wunderschönen Strand, das Meer schimmerte in sanftem Blau, alles war traumhaft. Doch dann entdeckte ich Plastik in den Wellen. ‚Das kann doch nicht sein‘, habe ich gedacht. Da leben die Menschen an einer solch schönen Bucht und werfen ihren Plastikmüll ins Meer? In den Geschäften, in den Bars und Cafés wimmelte es nur so von Plastiktüten, Plastikstrohhalmen, Plastikbechern. Mir wurde in diesem Moment bewusst, wie unbedacht wir mit Plastik umgehen." Laura Faust fasste einen Entschluss: „Damit ist ab sofort Schluss. Zurück in Deutschland habe ich angefangen, zuerst auf Einweg-Plastik zu verzichten." Ein Einkaufsnetz ersetzte die Plastiktüte, lange bevor man Plastiktüten bezahlen musste. In der Küche stieg die gebürtige Karlsruherin von Plastikverpackungen auf Pappverpackungen um. „Im Supermarkt habe ich dafür immer die Verpackungen geschüttelt, um zu hören, ob der Inhalt noch mal zusätzlich in Plastik abgepackt ist. Für flüssige oder feinkörnige Waren habe ich mir passende Säckchen genäht. Oder ich nehme Einweckgläser mit."
In Israel schwamm Plastik im Meer
Am Anfang wurde sie belächelt, manchmal als Spinnerin abgetan. Mittlerweile hat sie immer mehr Nachahmer gefunden, und auch die Supermärkte reagieren auf den neuen Trend, nicht alles doppelt- und dreifach zu verpacken. „Am liebsten kaufe ich aber in Unverpackt-Läden ein. Ist mittlerweile auch gar nicht mehr so schwer, es gibt ja immer mehr". Auch ihren Wasserverbrauch hat sie reduziert. Damit meint die 33-Jährige jedoch nicht, dass sie aufs Duschen verzichtet. Ihr geht es um den Primärwasserverbrauch, also um die Menge an Wasser, die gebraucht wird, um zum Beispiel Kleidung zu produzieren. „Um ein Kilo Baumwolle herzustellen, braucht die Industrie rund 10.000 Liter Wasser. Aber genau in den Ländern, in denen wir größtenteils unsere Kleidung produzieren lassen, herrscht eher Wassermangel. Paradox, oder? Ich habe mir gesagt: Na gut, dann kaufe ich halt weniger Kleidung, weniger Jeans. Oder schaue mich nach Secondhand-Kleidung um. Geht alles, wenn man will."
In „Sack und Asche" geht Laura Faust deswegen keineswegs. Aber ihr Kleiderschrank platzt nicht mehr aus allen Nähten, sie kauft bewusster ein und hat die gute alte Kunst des Selbernähens wiederentdeckt. „Und wenn das alles zu anstrengend ist, kann ich ja auch Fair-Trade-Kleidung kaufen."
Im Bad ersetzte die Englisch- und Spanischlehrerin Duschgel und Shampoo in Plastiktuben durch Seife und Zahnpasta durch Zahntabs. „Kann man sogar selbst herstellen – auch kein Zauberwerk, man kann alles lernen."
Ihre Erfahrungen als Müll-Vermeiderin hat Laura Faust zuerst mit Freunden und später im Internet als Bloggerin geteilt und sogar Workshops konzipiert, in denen sie zeigt, wie man zum Beispiel selbst ein Deo herstellt, das lange hält.
„10.000 Liter Wasser für ein Kilo Baumwolle"
Kürzlich war sie hierfür sogar im Unverpackt-Laden in Saarbrücken. Das Interesse war groß, vor allem die praktischen Anleitungen kamen gut an. „Was viele Besucher meiner Workshops immer wieder beruhigt, ist mein Eingeständnis, dass ich nicht rigoros auf allen Müll in meinem Leben verzichte. Ich brauche zum Beispiel meinen Laptop oder mein Handy. Und da ist nun mal Plastik drin, es gibt noch keinen Holz-Laptop. Auch aufs Fliegen und Autofahren kann ich (noch) nicht gänzlich verzichten. Klar, lasse ich, wo immer möglich, mein Auto stehen, gehe zu Fuß oder fahre Rad oder Bus. Aber wenn ich zum Beispiel zu meinen Workshops fahre, brauche ich ein Auto, da ich dann meine große Leinwand, Herd, Geschirr und Utensilien transportieren muss. Dann geht es halt nicht anders." Auch in puncto Lebensmitteln geht Laura Faust neue Wege. „Ich engagiere mich bei Foodsharing. Ich sammle zum Beispiel abends in einem Geschäft, das bei Foodsharing mitmacht, Brötchen, Joghurt, Obst oder Gemüse ein, das nicht verkauft wurde und weggeworfen werden müsste. Damit bestücke ich einen Foodsharing-Kühlschrank. Oder ich nehme was für mich oder meine Kollegen mit. Das funktioniert sehr gut. Damit habe ich zum einen meine eigenen Kosten für Lebensmittel reduziert. Das Vorurteil, dass sich Müllvermeidung und umweltbewusstes Handeln nur Besserbetuchte leisten können, weil sie in teureren Bio-Läden einkaufen können, kann ich mit meinem Haushaltsbuch problemlos widerlegen."
Mit drei Euro am Tag kann sie gut leben, ohne vom Fleisch zu fallen, sagt Laura Faust. „Denn die in der Tat etwas teureren Öko-Produkte gleichen sich dadurch aus, dass ich gezielt nur Lebensmittel einkaufe, die ich wirklich brauche und Spontan-Einkäufe vermeide."
Mit gutem Beispiel vorangegangen ist die couragierte Minimalistin auch im Berufsalltag. „An meiner Schule habe ich auf der Lehrertoilette einfach ein Handtuch hingehängt, das ich regelmäßig ausgewechselt habe. Das sparte enorm viel an Papierhandtüchern. Auch Arbeitsblätter habe ich beidseitig bedruckt, Schmierpapier gesammelt und eine Ausstellung zum Thema Nachhaltigkeit organisiert. Schüler und Kollegen haben sich anstecken lassen. Einige haben meine Tipps in ihren Alltag einfließen lassen." Genau das ist es, was Laura Faust motiviert, weiterzumachen.
„Ich bin nicht missionarisch, ich muss an der Supermarktkasse nicht belehrend oder herablassend auf jemanden einreden, der seine Lebensmittel mehrfach in Plastiktüten verpackt. Da kann ich gelassen reagieren. Ich versuche aber, ein Vorbild zu sein. Aufzuklären, Wege aufzuzeigen, dass es auch anders geht. Halt mit weniger Müll."