Carl Josef ist 14 Jahre und sitzt im Rollstuhl. Bei der „größten Comedy-Show im Südwesten" wird er zu Gast sein. Im Interview erzählt er, wie er zur Comedy kam, warum es für ihn normal ist, im Rollstuhl zu sitzen und was seine Botschaft ist.
Carl Josef, wann hat Dein Interesse an Comedy angefangen? Was begeistert Dich daran?
Seit ein, zwei Jahren schaue ich gerne Comedy auf Youtube. Ich lache halt gerne, wer tut das nicht?
Wann hast Du selbst angefangen, Comedy zu machen und warum?
Wie schon gesagt, schaue ich gerne Comedy auf Youtube und habe Anfang des Jahres den „Newcomer" Jan Overhausen gesehen und auf Instagram markiert. Daraufhin hat dieser mit mir Kontakt aufgenommen und mich im Mai zu einem Open Mic nach Berlin eingeladen.
Wo und wann hattest Du Deinen ersten größeren Auftritt?
Nachdem meine Schwester meinen ersten Auftritt bei dem Open Mic im Mad Monkey Room in Berlin mit dem Handy aufgezeichnet und bei Facebook online gestellt hatte, haben sich umgehend die großen Produktionsfirmen bei mir gemeldet. Der nächste Auftritt war dann schon bei „Nightwash" für Youtube. Danach folgten Auftritte für „Nightwash TV", „Luke! Die Greatnightshow", beim Deutschen Comedypreis, „Genial daneben" und im Quatsch Comedy Club.
Wie reagieren die Menschen auf Dich?
Durchweg positiv. Ich werde im ganzen Land erkannt, sogar in Wien musste ich Selfies machen.
Wie stehst Du selbst zu Deiner Krankheit Muskeldystrophie? Wie fühlst Du Dich damit als junger Mensch?
Ich bin da reingewachsen, daher ist für mich schon völlig normal, im Rollstuhl zu sitzen und auf Hilfe anderer angewiesen zu sein.
Hast Du schon mal negative Erfahrungen gemacht, Mobbing zum Beispiel?
Gott sei Dank nicht.
Hast Du das Gefühl, die Reaktion der Menschen auf Dich hat sich seit Deiner Arbeit als Comedian verändert?
Ich weiß nicht. Die Leute, die mich erkennen, reagieren natürlich anders. Ich bekomme nur positives Feedback.
Ist Deine Arbeit als Comedian ein Weg für Dich, mit der Krankheit umzugehen?
Eigentlich nicht. Für mich ist es in erster Linie Spaß und Abwechslung.
Liegt es Dir am Herzen, die Menschen auf diese Krankheit aufmerksam zu machen? Wenn ja, warum?
Das war mir von Anfang an wichtig. Meine Krankheit ist selten und noch unheilbar. Ich hoffe, dass ich durch die von mir erwirkte Aufmerksamkeit irgendwie dazu beitragen kann, dass die Forschung und Entwicklung vorangetrieben wird.
Welche Botschaft möchtest Du gerne transportieren?
Habt Mut, verlasst Eure Komfortzonen, lebt Euren Traum. Wir sind alle gleich.
Wie hat sich Dein Leben verändert, seit die Öffentlichkeit auf Dich aufmerksam geworden ist?
Mal von den Auftritten abgesehen, nicht so viel. Natürlich reise ich jetzt mehr und habe durch die Gagen die Möglichkeit, mir und meiner Familie die ein oder andere Freude zu machen. Auch ergeben sich viele neue Möglichkeiten. Der krasse Support meiner Fans macht mir Mut und spornt mich an.
Gefällt Dir die Öffentlichkeit?
Noch ist es ganz lustig, erkannt zu werden.
Was ist Dir in deinem Leben besonders wichtig?
Freude und Spaß am Leben haben.
Welche Ziele möchtest Du erreichen?
Dazu beitragen, dass die Krankheit heilbar wird und anderen Betroffenen Mut machen. Und wenn ich dann noch mit dem, was mir Spaß macht, meinen Lebensunterhalt bestreiten kann, wäre das perfekt.
War es immer Dein Wunsch, Comedian zu werden?
Nein, nicht wirklich. In irgendeiner Art und Weise performen hat mir schon immer Spaß gemacht, ob beim Singen im Kindergarten, Vorträge zu Familienfeiern und so.
Könntest du Dir vorstellen, etwas anderes zu tun?
Da es abzusehen ist, dass ich körperlich nicht lange in der Lage sein werde, Liveauftritte zu absolvieren, machen wir uns schon jetzt Gedanken darüber. Es wird wohl in Richtung eigener Youtube-Channel und andere spannende Sachen gehen.
Wie stehen Deine Familie und Freunde zu Deiner Arbeit als Comedian?
Die Familie unterstützt mich, wo sie nur kann, und die Freunde finden es auch ganz cool.
Das Comedy-Splash „Carl-Ticket" integriert eine Spende für Dich. Wie möchtest Du das Geld einsetzen?
Ich bekomme zweimal die Woche Krankengymnastik, um der Skoliose entgegenzuwirken. Anfangs habe ich Kortison genommen. Aber als ich nach einem Beinbruch für immer meine Gehfähigkeit verlor und durch das Kortison so aufgeschwemmt war, habe ich es dann abgesetzt. Bevor ich entscheide wie das Geld aus meiner Crowdfunding-Kampagne eingesetzt wird, werde ich natürlich Rücksprache mit der Duchenne-Stiftung und der Deutschen Gesellschaft für Muskelerkrankte halten.
Was erhoffst Du Dir durch den Comedy-Splash, auch bezüglich Deiner Zukunft als Comedian?
Ich erhoffe mir und dem Publikum einen Riesenspaß und einen Abend voller „Carlauer". Vor 5.000 Leuten zu spielen wird eine spannende Erfahrung, die mir mit Sicherheit bei zukünftigen Auftritten nützlich sein wird. Felix Lobrecht, Tahnee und die anderen Comedians zu treffen wird sicher lustig. Außerdem mit Jan Overhausen, Maria Clara Groppler und Marvin Endres meine Comedy-Family mit am Start.