Die Geschichte einer Flugzeugentführung: „7500" kommt am 26. Dezember in die Kinos und sorgt für reichlich Spannung und Nervenkitzel. Obendrein sorgt er mit seiner Drehtechnik für außergewöhnliche Atmosphäre und neue Perspektiven.
Es ist ein ganz normaler Tag am Flughafen. Passagiere sitzen im Wartebereich, bereit, ins Flugzeug einzusteigen. Ein Flug von Berlin nach Paris steht an. Pilot Michael Lutzmann (Carlo Kitzlinger) und Copilot Tobias Ellis (Joseph Gordon-Levitt) gehen im Cockpit die Sicherheitsschecks vor dem Start durch. Es ist Routine, dass sie die Treibstoffmenge berechnen, dass sie die Wettermeldungen durchgehen und den Zustand des Airbus A319 prüfen. Nebenbei wechseln die beiden ein paar persönliche Worte, zwischendurch kommt eine der Stewardessen ins Cockpit, Gökçe (Aylin Tezel), ganz offensichtlich die Partnerin von Tobias. Einen Kindergartenplatz für die gemeinsame Tochter zu bekommen, hat wieder einmal nicht geklappt, sagt sie ihrem Freund. Und verabschiedet sich dann schnell, denn eigentlich wollen die beiden Privatleben und Beruf auseinanderhalten.
„7500" ist das Spielfilmdebüt von Regisseur Patrick Vollrath. Der Film ist komplett mit Handkamera gedreht, verzichtet auf über die Handlung gelegte Musik und erzählt seine Geschichte nahezu in Echtzeit. Was dem Film eine sehr realistische, fast schon dokumentarische Atmosphäre gibt. Als Zuschauer hat man ständig das Gefühl, all das, was man sieht, könnte wirklich so passiert sein.
Während die Piloten noch die letzten Checks durchgehen, beginnt die Cabin Crew mit dem Boarding der Passagiere. Vom Cockpit aus sehen wir, wie die unterschiedlichsten Menschen einsteigen, Alleinreisende, Familien, von den Flugbegleitern gemustert und zu ihrem Platz geschickt werden. Zwei Passagiere fehlen noch, der Pilot muss die Frage beantworten, ob er noch warten oder ihr Gepäck ausladen lassen will. Gerade hat das Bodenpersonal mit der Suche nach den Koffern begonnen, tauchen die beiden auf. Dem Start des Flugzeug stets nichts mehr im Weg.
Entscheidung zwischen Gefühlen und Vorschriften
Den Start erlebt der Zuschauer mit den Piloten im Cockpit. Es läuft alles nach Plan, und kurz nachdem sie die Anschnall-Zeichen ausgeschaltet haben, steht eine Stewardess vor der Sicherheitstür, die das Cockpit vom Rest des Flugzeugs trennt, mit einem Tablett mit dem Essen für die beiden Piloten. Routinemäßig öffnet sie nach einem kurzen Blick die Tür – und im nächsten Moment drängen mehrere Männer in Richtung Cockpit, bewaffnet mit großen Glasscherben. Es kommt zum Handgemenge, Tobias kann die Tür zwar wieder zudrücken und verschließen, doch der Pilot ist schwer verletzt und nicht mehr in der Lage, das Flugzeug zu steuern. Und auf dem Boden des Cockpits liegt einer der Entführer, von Tobias mit dem Feuerlöscher bewusstlos geschlagen. Zwei weitere Entführer sind hinten im Flugzeug. Per Funk gibt Tobias „7500" durch – den Code für „Flugzeugentführung".
„7500" ist ein unglaublich spannender Film, der nichts für Menschen mit schwachen Nerven ist. Brutalität wird hier brutal gezeigt, und es ist völlig unklar, wie die Entführung ausgehen wird.
Der Film erzählt die Geschichte ausschließlich aus der Perspektive des Piloten. Die ganze Zeit über bleibt die Kamera bei ihm im Cockpit. Was sich im Rest der Maschine abspielt, bekommt der Zuschauer nur durch eine Kamera mit, die auf einem Schwarzweiß-Monitor zeigt, was sich vor der Tür zum Cockpit abspielt.
Die Enge im Cockpit, in dem nahezu der ganze Film spielt, bringt es mit sich, dass der Hauptdarsteller einen großen Teil des Films in Großaufnahme im Bild ist. Damit wird die schauspielerische Leistung von Joseph Gordon-Levitt zum entscheidenden Faktor für das Gelingen des Films.
Ihm gelingt es hervorragend, die Zerrissenheit von Tobias zu zeigen, der sich bewusst ist, dass er die Verantwortung für das Flugzeug und die Menschen trägt, der sich entscheiden muss zwischen den Berufs-Vorschriften und persönlichen Gefühlen. Der am liebsten vor Verzweiflung laut losheulen und alles hinwerfen würde, sich dann aber doch zusammenreißt und versucht, mit der Situation irgendwie klarzukommen.