Von „Walk the Line" zu „I’m Still Here": Joaquin Phoenix hat auch als Musiker einiges abgeliefert.
Joaquin Phoenix kann singen. Das ist spätestens seit dem Film „Walk the Line" aus dem Jahr 2005 auch einem breiten Publikum bekannt. Der Film erzählt die Lebensgeschichte des Sängers Johnny Cash. Obwohl der noch vor Drehbeginn starb, hatte er Phoenix selbst ausgewählt, ihn im Film zu verkörpern. Für „Walk the Line" lernte der Schauspieler sogar Gitarre spielen. Und er sang die Lieder des Country-Sängers selbst ein. Das tat er so gut, dass seine Stimme nicht nur im Film zu hören ist, sondern auch auf dem zum Film erschienenen Soundtrack neun von ihm gesungene Cash-Titel zu hören sind, unter anderem die vermutlich bekanntesten Stücke des Sängers, „Folsom Prison Blues" und „I Walk the Line". Joaquin Phoenix’ Version dieser Titel ist durch und durch überzeugend. Es gibt sogar Fans, die sie besser finden als die Originalaufnahmen von Johnny Cash.
Peinliche Auftritte als Rapper
Phoenix ist kein Mensch, der sich in seinen Entscheidungen vom Geld leiten lässt. Vermutlich lässt sich nur so erklären, dass er in den Jahren 2005 und 2006 die Regie in einer Reihe von Musikvideos von zum Teil bis dahin unbekannten Bands der alternativen Rockszene übernommen hat. Durch die Videos zieht sich, vielleicht auch nicht ganz untypisch für das Genre, eine eher düstere Atmosphäre. Mehrere der Videos erzählen zur Musik der jeweiligen Band eine kurze Geschichte. Zum Beispiel das zu dem Stück „Tear You Apart" der Band She Wants Revenge aus dem Jahr 2005: Eine junge Frau, die offenbar ein dunkles Geheimnis umgibt, geht mit einem Freund zu einem Highschool-Ball. Das Musikvideo spielt stark mit Licht und Dunkelheit, etwa im Tanzsaal und im Gebäude der Schule. Nicht so düster vom Thema her, aber auch ein Spiel mit Licht und Schatten ist das Video zu „Tired of Being Sorry" der Band Ringside, das ebenfalls im Jahr 2005 herauskam. Joaquin Phoenix inszeniert hier die Beziehung eines Paares als Boxkampf – an dessen Ende die Hochzeit steht.
Ziemlich überraschend kam für viele Fans im Jahr 2008 die Ankündigung von Joaquin Phoenix, dass er seine Schauspielkarriere aufgeben und sich stattdessen künftig auf seine musikalischen Projekte konzentrieren wolle. In der Folgezeit schien sich der Schauspieler sehr verändert zu haben: Neben einigen mehr als merkwürdig einzustufenden Auftritten in der Öffentlichkeit etwa in der Show von David Letterman, trat Phoenix tatsächlich als Rapper auf. Diese Auftritte wirkten vor allem peinlich, und viele Beobachter fragten sich, wieso er derart abgestürzt sein konnte. Phoenix wiederum schien selbst voll überzeugt an seiner vermeintlichen Musikkarriere zu arbeiten und schaffte es sogar, bei einem Produzenten einen Termin für ein angeblich geplantes Album zu bekommen. Der allerdings weigerte sich, es zu produzieren. Und als im Jahr 2010 der Film „I’m Still Here" herauskam, wurde das klar, was einige schon geahnt hatten: In Zusammenarbeit mit dem Regisseur und seinem damaligen Schwager Casey Affleck hatte Joaquin Phoenix einen Pseudo-Dokumentarfilm, eine sogenannte Mockumentary, gedreht, die seinen vermeintlichen Absturz zeigte. Die abstrusen Auftritte als Rapper – vermutlich hätte Phoenix auch das besser hingekriegt, wenn er es gewollt hätte.