Union Berlin schnupperte gegen RB Leipzig an einer Überraschung, blieb am Ende aber ohne Punkte. Gegen Augsburg soll der erste Sieg der Rückrunde her.
Rot und Weiß sind bekanntlich die Vereinsfarben von Union Berlin, doch beim Rückrundenstart trugen die Fans Schwarz. Beim Trauermarsch vom Leipziger Hauptbahnhof bis zum Stadion protestierten Tausende Anhänger schweigend gegen das Projekt RB, der Sarg inmitten des Zuges und die hochgehaltenen Kreuze sorgten für eine gespenstische Atmosphäre. Sarg und Kreuze legten die Union-Fans dann vor dem Gästeblock ab. Das Auswärtsspiel beim verhassten Brauseclub aus Leipzig, dessen rasanter Aufstieg zum Meisteranwärter vor allem dank der Millionen von Red Bull ermöglicht wurde, hatte da bereits begonnen. Der Union-Block wurde erst nach dem Anpfiff mit Zuschauern geflutet. Coach Urs Fischer hätte sich von Beginn Unterstützung für seine Mannschaft gewünscht, doch den Protest der Anhänger respektierte er: „Wir wünschen uns Stimmung, das steht außer Frage. Aber wenn die Fans entscheiden, etwas zu machen, dann muss man das akzeptieren."
Fischer hatte auch keine großen Probleme damit, das Endergebnis von 1:3 gegen den Tabellenführer zu akzeptieren. Nach dem Führungstreffer von Marius Bülter (10. Minute) schnupperten die Eisernen zwar an einer großen Überraschung, doch am Ende setzte sich Leipzigs individuelle Qualität um Doppeltorschütze Timo Werner durch. „Ein zum Schluss verdienter Sieg von RB Leipzig, aber auch ein toller Auftritt meiner Mannschaft", lobte Fischer. „Sie hat über 90 Minuten alles versucht und nicht zurückgesteckt. Wir nehmen auch positive Dinge mit." Und zwar für das eminent wichtige Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr) in der Alten Försterei gegen den FC Augsburg. Mit einem Sieg könnte Union in der Tabelle am FCA vorbeiziehen, bei einer Niederlage wäre der Mitkonkurrent im Kampf um den Klassenerhalt schon um sechs Punkte enteilt. Dass zum Rückrundenstart auch Bremen und Köln gewonnen haben, ändert für Fischer nichts. Sein Rat an die Spieler: „Schau auf dich, schau nicht auf die Resultate der anderen." Ihm sei aber sehr wohl bewusst, „dass wir Spiele gewinnen müssen. Denn 20 Punkte werden am Ende nicht reichen".
„Wir nehmen auch positive Dinge mit"
Die Augsburger hatten am 18. Spieltag zwei Gesichter gezeigt. Offensiv waren die bayerischen Schwaben um Torjäger Florian Niederlechner beim spektakulären 3:5 gegen Borussia Dortmund sehr gefährlich, defensiv aber mit bedenklich großen Lücken. Und in die will auch Union stoßen. RB-Trainer Nagelsmann traut den Berlinern auch in der Rückrunde viel zu. „Union ist eine gute Mannschaft, die nicht so einfach zu bespielen ist und die nur wenig Gegentore bekommt", lobte der 32-Jährige.
Für ein neues Element im Offensivspiel der Eisernen soll Yunus Malli sorgen. Der Mittelfeldspieler wurde vom VfL Wolfsburg ausgeliehen und durfte schon in Leipzig erstmals das Union-Trikot tragen. Und das, obwohl Malli zuvor kein einziges Mal mit der Mannschaft trainiert hatte. „Er versucht Situationen durch Eins-zu-eins zu lösen, hat eine gewisse Kreativität", lobte Fischer seinen einzigen Winter-Neuzugang, der für die türkische Nationalmannschaft 25 Länderspiele bestritt und der sich in Berlin für die EM empfehlen will. Malli ist ein wahres Schnäppchen für Union, der VfL soll sogar einen Teil des üppigen Jahresgehalts (rund 2,5 Millionen Euro) weiter bezahlen. 2017 war der Dribbler Wolfsburg noch 12,5 Millionen Euro an Ablöse für den FSV Mainz 05 wert gewesen.