Das Leben erfolgreicher Künstler wird von ihren zumeist jungen Fans, aber auch von Erwachsenen, oftmals ganz anders wahrgenommen, als es eigentlich ist. Sieht man einmal hinter die Fassade, erscheint die vermeintlich strahlende Glitzerwelt nicht mehr so schillernd wie zunächst angenommen.
Genau diesen Blick hinter die Kulissen bietet das neue Album „Konturen" von Johannes Oerding, der momentan auch in dem Videoclip zu dem Song „Auf das, was da noch kommt" von Lotte und Max Giesinger zu sehen ist: Von einem luftig-leichten Künstlerleben kann keine Rede sein. Bereits der Eröffnungssong „An guten Tagen" beschreibt den inneren und äußeren Druck, unter dem das lyrische Ich – quasi Johannes Oerding selbst – steht: An guten Tagen läuft nämlich alles problemlos, an schlechten Tagen nun einmal nicht – wie im oft besungenen „echten Leben". Stattdessen trifft man in seinen Songs auf einen desillusionierten Musiker, der sich selbst nicht als die Krone der Schöpfung sieht, sondern oft mit sich und seinem Leben hadert, aber dennoch das Beste daraus machen will. In dem Song „Vielleicht" räumt er beispielsweise ein, dass er vielleicht häufig zu zögerlich gewesen sei und statt zu handeln große Reden geschwungen habe.
Hört man sich aber die gut gemachte, eingängige Musik an, so kann er beruhigt sein. Denn an Talent fehlt es nicht. Eine Perle ist der Abschlusstitel „Benjamin Button". Dieser Name ist vielen vielleicht noch aus dem Kinofilm „Der seltsame Fall des Benjamin Button" ein Begriff. Erzählt wird ein Leben in umgekehrter Reihenfolge: Ein Mensch kommt als Greis zur Welt, um als Kind zu sterben. Untermauert wird dies von traurigen Piano-Klängen, die erahnen lassen, dass diese Art zu leben wohl doch nicht so erstrebenswert ist. Keine Angst vor dem Älterwerden also.
Warum auch? Schließlich hat er ja auch noch seine Angetraute: Ina Müller, die als Duett-Partnerin ebenfalls auf dem Album vertreten ist, unter anderem mit dem Titel „Ich hab dich nicht mehr zu verlier’n". Weitere Unterstützung erhält Johannes Oerding von einigen Background-Chören. Kuschelige Musik – passend zur kalten Jahreszeit am Kamin.