Nach ihrer steigenden Wertschätzung in der Medizin hat die lange Zeit als Rauschmittel verrufene Hanfpflanze auch in der Beauty-Industrie in Gestalt der CBD-Kosmetik einen regelrechten Hype ausgelöst. Die Wirksamkeit als Schönheitsmittel durch Studien ist allerdings noch längst nicht ausreichend belegt.
Wer in der kosmetischen Forschung Unsummen für mit Diamantenstaub, Kaviar oder Meteoritenextrakten aufgepeppte und hochpreisige Anti-Aging- oder Schönheits-Produkte investiert hat, von dem ist nicht zu erwarten, dass er sich gleich mit fliegenden Fahnen einem neuen Lifestyle-Trend anschließen wird, der auf dem günstig und inzwischen legal zu kultivierenden Nutz- oder Industriehanf basiert. Im Unterschied zu den für Haschisch oder Marihuana angebauten Sorten enthält dieser Hanf so gut wie kein psychoaktives Tetrahydrocannabinol (THC) und löst daher keine berauschende Wirkung aus. Die großen Beauty-Konzerne halten sich in Sachen Hanf-Präparaten noch auffällig zurück und überlassen den Markt bislang kleineren Anbietern oder Nischenfirmen. Erstaunlich, denn dem im Nutzhanf enthaltenen Cannabidiol (CBD) werden wirksame Wunderkräfte zugeschrieben, die, in der Gesundheits-Branche als Öle oder Kapseln eingesetzt, entspannend und entzündungshemmend wirken sollen. Vor allem in den USA wird CBD längst als neueste Supersubstanz der Wellness-Industrie gefeiert.
CBD gilt als das am besten erforschte Cannabinoid, einer ziemlich heterogenen Gruppe pharmakologisch aktiver Substanzen. CBD wird aus den Blüten, Blättern und Stängeln der Hanfpflanze gewonnen. Da es nicht süchtig macht, wird es von der Weltgesundheitsorganisation WHO als unbedenklich eingestuft. In seiner Wirkung ist CBD den im menschlichen Körper enthaltenen Endocannabinoiden sehr ähnlich. Dies ist in unserem Immun-, Verdauungs- und Fortpflanzungssystem sowie in der Haut. Dadurch wird CBD inzwischen eine große Spannweite von therapeutischem Potenzial zugeschrieben, von Schmerzlinderung bis hin zu Stressabbau. Auch bei chronischen Hauterkrankungen wie Ekzemen, Akne oder Schuppenflechte kommt es inzwischen zum Einsatz.
Soll Hautalterung verlangsamen können
Neuerdings wird ihm laut einer noch nicht ausreichend abgesicherten Studie der University of Colorado auch eine Fähigkeit zur Reparatur geschädigter Haut und eine Verlangsamung der Hautalterung zugeschrieben. Es soll demnach in der Lage sein, die Erneuerung der Hautzellen anzukurbeln. Dieser Aspekt wurde in der Beauty-Industrie mit besonders regem Interesse registriert. Da CBD nach der Bearbeitung im Labor eine kristallförmige Substanz besitzt, braucht es bei der Verarbeitung in ein Kosmetikprodukt einen Träger wie Salbe, Creme, Lotion oder Öl. Da bietet sich für viele Hersteller der neuen CBD-Kosmetik natürlich auch gleich der naheliegende Partner Hanföl an. Im Unterschied zu CBD, das fast aus allen Bestandteilen der Pflanze gewonnen werden kann, stammt Hanföl ausschließlich aus den kaltgepressten Hanf-Samenkernen. Da Hanföl aber nur einen sehr geringen CBD-Gehalt hat, wird es zur Wirkungssteigerung bei vielen Kosmetik-Produkten mit CBD kombiniert (CBD-Hanföl). Theoretisch könnte CBD auch mit anderen Ölen wie Olivenöl oder Traubenkernöl verarbeitet werden, doch Hanföl enthält einige für Pflege und Wasserspeicherung hochinteressante Ingredienzen. Vor allem die essenziellen Fettsäuren wie Omega-3, Omega-6, Gamma-Linolensäure, Linolsäure, Palmitinsäure oder Stearinsäure, dazu noch die hautschützenden Antioxidantien Vitamin A und E tragen dazu bei. Diese Fettsäuren können von der Haut direkt aufgenommen und damit beinahe vollständig absorbiert werden.
Ob mit den inzwischen immer zahlreicheren CBD-Kosmetik-Produkten tatsächlich ein Anti-Aging-Effekt für die Haut erzielt werden kann, bleibt abzuwarten. Denn bislang gibt es diesbezüglich nur präklinische Studien (Laborstudien), deren Ergebnisse bislang noch der Überprüfung durch klinische Studien harren. Wenn sich mit CBD-Präparaten, bei denen aktuell die Gesichtsöle am verbreitetsten sind, tatsächlich die Hautzellen-Neubildung stimulieren und sich sogar eine Faltenreduzierung erzielen lassen könnte, wäre das fast zu schön, um wahr zu sein. Diese Produkte werden entweder direkt nach der Pflegeroutine auf die gereinigte Haut aufgetragen oder können auch mit der Tages- oder Nachtcreme vermischt werden.
Bisher nur präklinische Studien
Häufig werden CBD-Produkten, bei denen das Hanföl auch schon mal durch Sheabutter oder auch Teebaumöl ersetzt wird, auch noch weitere Substanzen wie Rosmarin, Lavendel, Zink, Bisabolol (Inhaltsstoff der Kamille) oder Dexpanthenol (Wirkstoff aus der Gruppe der Vitamine) beigefügt. Wer sich für CBD-Kosmetik interessiert, wird vor allem im Online-Bereich schon ein großes Angebot finden können. Beim etwaigen Kauf sollte auf jeden Fall darauf geachtet werden, dass der CBD-Gehalt des ausgewählten Produkts möglichst hoch ist, um damit eine möglichst hohe Wirkung erzielen zu können. Das ist vor allem bei Hauterkrankungen sehr wichtig. Reines Hanföl, das als Wunderwaffe gegen Falten, unreine Haut und Entzündungen sowie als perfekter Feuchtigkeitsspender sowie Nährstoff-Booster angepriesen wird, kann zwar nicht schaden, aber seine Wirkung dürfte angesichts des geringen CBD-Gehalts überschaubar bleiben.