Vierbeiner und elektronische Aufpasser sollen Bedürfnis nach Sicherheit befriedigen
Der Hund im Allgemeinen ist ein Multitalent: Er begleitet uns Menschen auf Schritt und Tritt, muss als Objekt für allerlei Liebkosungen herhalten und verfügt über Qualitäten für den Schutz unseres Eigentums.
Letzteres sorgt unter Umständen aber eher für Erheiterung, insbesondere entsprechende Warnschilder an Grundstückszäunen und -toren. Besonders „sympathisch" finde ich die Typen, die mit einem Schild alle Welt von der Existenz ihrer animalischen Allzweckwaffe in Kenntnis setzen müssen. Etwa: „Ich bin in drei Sekunden am Tor", daneben prangt ein grimmig dreinschauender Schäferhund-Kopf.
Eigentlich sollen solche Schilder eine abschreckende Wirkung auf Menschen mit krimineller Energie haben, bei mir regen sie eher das Kopfkino an. Ich stelle mir vor, dass der Eigentümer des genannten Schildes zwar so tut, als würde hinter seinem Zaun eine zu allem bereite Kampfmaschine lauern. Aber in Wirklichkeit lauert hinter der Wohnungstür die kleine Chihuahua-Susi.
Angesichts der im vergangenen Jahr erstmals seit 1997 wieder unter die 100.000-Marke gesunkenen Zahl an Wohnungseinbrüchen in Deutschland stellt sich ohnehin die Frage, ob die Angst vor marodierenden Einbrecherkolonen aus Osteuropa noch zeitgemäß ist? So ein komplett ausgebildeter Wachhund geht ja schließlich auch ins Geld. Langfristig günstiger wäre es sicher, einfach den Vorgarten mit ausreichend Hundegebell-Bewegungsmeldern zuzupflastern. Für ausreichend Verwirrung sollte deren infernalischer Lärm sicher sorgen.
Die großen Gefahren lauern heute ohnehin eher drinnen statt draußen. Stichwort Smarthome, das sich zunehmend mehr Menschen mit unerschütterlichem Vertrauen in den Komfort der Technik zulegen. Einer der weltweit größten Elektronikkonzerne hat eine Vision, wie in naher Zukunft das intelligente, vernetzte Zuhause aussehen könnte: Saug-Roboter entfernen nicht nur Wollmäuschen und Brotkrümel, sondern überwachen wie ein elektronischer Wachhund die Räume mit Kameras. Dabei ist völlig unklar, ob und wie solch ein Roboter für den Fall eines Einbruchs programmiert werden kann. Kann er selbsttätig die Polizei alarmieren? Oder kann er gar als digitaler Hilfssheriff eingesetzt werden, der im Angriffsmodus zwischen die Beine des Eindringlings fährt und diesen zum Straucheln bringt?
Da das wunderbar vernetzte Eigenheim von heute mit verborgenen Kameras allzeit überwacht werden kann, fehlt natürlich noch ein Aufpasser für das Internet of Things, also einer, der ständig den Datenstrom überwacht und jede verdächtige Bewegung meldet.
Gott sei Dank gibt es dafür bereits kleine Boxen, die so heißen wie eine japanische Hunderasse – Akita – und Schutz vor Hackern bieten sollen. Die Box scannt permanent alle Geräte, die mit dem Heimnetzwerk verbunden sind. Wenn doch einmal das Thermostat oder die Kamera an der Decke gehackt worden sein sollten, blockiert die Box sofort die Cyber-Attacke, so als würde sie das betroffene Gerät aus dem Netzwerk entfernen. Der Firewall-Wachhund benachrichtigt den Nutzer auf einer speziellen App.
Wer nun denkt, der echte Wachhund wäre ein Auslaufmodell, liegt falsch. Er könnte dank einer Erfindung, die vor ein paar Monaten auf der Londoner Waffenmesse vorgestellt wurde, zu einem echten Hightech-Vierbeiner aufgerüstet werden. Am Kopf würde er eine schwarze Maske mit Nachtsichtbrille und eingebauter Kopfkamera tragen und wie ein Hund aus der Zeichentrickserie „Paw Patrol" aussehen. Nette Idee, den Wachhund zum Agenten aufzuwerten, aber offenbar noch nicht ausgereift. Denn die Bilder der Kamera auf dem Kopf des Hundes wären wohl sehr verwackelt.
Vielleicht muss es auch gar kein militanter Wachhund mit Überwachungsgimmicks sein. Neulich habe ich in einem Garten in einer modernen Wohnhaussiedlung eine überlebensgroße Dobermann-Figur gesehen. Betrachtet man die Plastik bei Tageslicht, denkt man, das ist Kunst, doch in der Dunkelheit erschrickt man beinah vor dem ponygroßen Etwas auf vier Beinen.