15 Jahre ist es her, dass der deutsche Fußball seinen zweiten großen Skandal nach der Bestechungsaffäre in den 70er-Jahren erlebte. Für viele unvorstellbar, wurde bekannt, dass der junge Schiedsrichter Robert Hoyzer mehrere Spiele absichtlich manipuliert hatte. Von den damals Verurteilten befinden sich alle wieder auf freiem Fuß. Das gilt für Hoyzer ebenso wie für die Sapina-Brüder, die als Paten der Wettmafia in die deutsche Fußball-Geschichte eingingen. Der heute 40-Jährige agierte vor einigen Jahren in der Berliner Amateurszene noch als Technischer Direktor, ehe er komplett von der Bildfläche verschwand. Interviews gibt er keine mehr. Sein Name ist allen Fußballern aber noch ein Begriff. Schließlich gilt „Du Hoyzer!" auf dem Platz als Beleidigung, „hoyzern" schaffte es 2005 auf Platz sieben bei der Wahl zum Unwort des Jahres und wenn Fans singen „Schiri, wir wissen, dass Du Oddset spielst!", schwingt immer noch etwas mit vom größten Skandal der jüngeren Fußball-Geschichte. Wer auf einen Wandel in der Denkweise der Funktionäre gehofft hatte, wurde enttäuscht, wie der Fall Manfred Amerell nur wenige Jahre später zeigte. Das Schiedsrichter-Wesen ist eine Wagenburg, Kritik von außen unerwünscht. Äußern sich Schiedsrichter kritisch über ihre eigene Zunft, gelten sie als Nestbeschmutzer. Auch im Fall Hoyzer gab es frühzeitig Warnsignale, die konsequent ignoriert wurden. Der DFB hatte damals ein Maßnahmenpaket verabschiedet, um solche Vorfälle künftig zu vermeiden. So dürfen Schiris heute nicht mehr wetten. Was bleibt vom großen Aufreger von vor 15 Jahren? Das Misstrauen gegenüber der „schwarzen Zunft" ist bis heute größer, nicht kleiner geworden. Die bittere Gewalt gegen Amateur-Schiris ist ein Symptom dafür. Natürlich: Durch den Videobeweis in den ersten beiden Ligen ist eine direkte Manipulation schwieriger geworden. Aber wer das Fußball-Geschäft und insbesondere die undurchsichtigen Strukturen des Schiedsrichterwesens kennt, weiß, dass sich ein Fall wie der Hoyzers unter anderen Vorzeichen jederzeit widerholen könnte.
SPORT
Foto: picture alliance / AP Photo
Nachspielzeit: Hoyzers Erbe
Sport - Kolumne
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