Union Berlin schnupperte auch gegen Bayer Leverkusen an der Überraschung, doch am Ende ging dem Aufsteiger die Puste aus. Dennoch hat sich das Team viel Respekt erarbeitet.
Peter Bosz war der Sieg fast ein bisschen peinlich. „Union hat mehr verdient", sagte der Trainer von Bayer Leverkusen ehrlich: „Es gab sehr viel Druck, viele lange Bälle nach vorne, viele Kämpfe um die zweiten Bälle – das haben die wirklich super gemacht."
Bis auf das Lob des Gegners stand Union Berlin nach dem 2:3 (1:1) im Heimspiel gegen die Werkself aber mit leeren Händen da. In der Schlussphase musste der Aufsteiger dem hohen Einsatz der ersten Stunde Tribut zollen. „Wir haben uns in der Kabine gesagt: Das können die nicht 90 Minuten durchziehen", verriet Bosz. Und so war es dann auch. Am Ende ergaben sich für den Favoriten plötzlich Räume, die die Unioner zuvor mit Zweikampfhärte, Lauffreude und Kompromisslosigkeit immer wieder zugestellt hatten. „Über 80 Minuten haben wie es sehr gut verteidigt, waren die bessere Mannschaft mit den besseren Chancen. Die letzten zehn Minuten haben wir es nicht mehr so hinbekommen, vielleicht auch aus Kraftgründen", sagte Mittelfeldspieler Christian Gentner, Torschütze zum 1:0 (7.). Doch allein an der Kraft lag es nicht, dass die Eisernen nach dem zwischenzeitlichen 2:2-Ausgleich durch Shootingstar Marius Bülter (87.) nicht zumindest einen Punkt mitgenommen haben. „Nach diesem Tor sollte man den Riegel vorschieben", so Trainer Urs Fischer – aber seine Mannschaft war plötzlich offen wie ein Scheunentor. „Der Trainer hatte vor dem Spiel von Dummheit und Naivität gesprochen, dass uns das nicht passieren darf", verriet Gentner. „Aber da war leider etwas dabei." Auch Innenverteidiger Marvin Friedrich gab zu: „In der zweiten Halbzeit haben wir uns einfach dumm angestellt." Die beiden späten Gegentreffer durch die eingewechselten Moussa Diaby (83.) und Karim Bellarabi (90.+4) waren „viel zu einfach", kritisierte auch Kapitän Christopher Trimmel: „Das darf uns nicht passieren, egal gegen wen in der Bundesliga." Im Montagsspiel am 24. Februar bei Eintracht Frankfurt wollen die Köpenicker über die volle Distanz konzentriert zu Werke gehen.
Gegentore waren „viel zu einfach"
Eine Woche später gibt es für Union die Chance zur Revanche in Leverkusen, wenn beide Teams im Viertelfinale des DFB-Pokals erneut aufeinandertreffen. „Das wird mindestens genauso schwer", warnte Bayer-Sportdirektor Simon Rolfes vor den Berlinern: „Union steht nicht umsonst im Bundesliga-Mittelfeld und im Viertelfinale." Da auch die direkten Konkurrenten SC Paderborn, Werder Bremen und Fortuna Düsseldorf verloren, schmerzte die Last-Minute-Niederlage gegen Leverkusen nicht mehr ganz so sehr. Nach dem Schlusspfiff wurden die Spieler bei ihrer Ehrenrunde mit großem Applaus bedacht. Die Stimmung in der Alten Försterei beeindruckte auch Gäste-Trainer Bosz. „Man hat mir gesagt, dass die Fans hier mächtig Lärm machen. Und das haben sie", sagte der Niederländer: „Das war eine super Atmosphäre, es hat einen Riesenspaß gemacht." Die mitgereisten Fans aus Leverkusen trübten jedoch das gute Bild. Weil aus dem Gästeblock permanent Pyrotechnik gezündet wurde, musste Schiedsrichter Harm Osmers die Partie mehrmals unterbrechen. Fischer hätte offenbar eine weitere Unterbrechung in Kauf genommen, um mit taktischen Anweisungen die Niederlage zu verhindern. „Ich wäre froh gewesen, hätten die Fans von Leverkusen noch mal gezündelt, dann hätte ich vielleicht die Chance gehabt, etwas anzusprechen", sagte Fischer schmunzelnd.