Es gibt sicherlich noch einige künstlerisch versierte Freigeister, die sich an die 68er-Bewegung in den USA mit Ausläufern in Vietnam und anderen Staaten erinnern. In Deutschland äußerte sie sich in einer Studentenrevolte, an der auch der bekannte Liedermacher Hannes Wader teilnahm.
In seiner Autobiografie schildert er getreu dem Buchtitel „Trotz alledem" sein Leben, das geprägt wurde durch das Grundprinzip Widerstand. Bereits als kleiner Junge fiel der Rebell durch unangepasstes Verhalten auf. Dies förderte mit Sicherheit seine Kreativität, nicht aber seine Beziehungen und seinen Status.
Während heute viele Psychologen über Sinn und Unsinn von Verhaltensstörungen diskutieren, hat sich Wader sein „Trotz alledem" als Lebensmotto hochstilisiert und auch ausgelebt. Genaugenommen wie viele Musiker. Seine Autobiografie liest sich gut und ist spannend aufbereitet, auch wenn es nicht wirklich literarisch wertvoll ist, was er so aus seinem Leben erzählt. Denn Wader bleibt im Grunde seines Herzens Musiker.
Und von seinem Leben als Musiker erzählt auch seine Autobiografie, seine spannenden Anekdoten und Erlebnisse sowie seine Lebenserfahrung – nicht von seinem Ausdruck. Er sieht sich auch selbst nicht als Schriftsteller, bezeichnet seine Musik jedoch als eine Art „Tagebuch der Seele".
So erzählt Hannes Wader unter anderem von seinen Lebensjahren in der DDR und seiner Lebenspartnerin, einer Psychologin, die es bestimmt nicht immer leicht mit ihm hatte. Ebenfalls erwähnenswert sind seine Freundschaften zu anderen Musiken, wie beispielsweise Reinhard Mey, der mit Titel wie „Über den Wolken" auf sich aufmerksam machte. Würde man das Leben von Hannes Wader in ein Lied packen, so wäre es hingegen der Titel „Heute hier, morgen dort", den viele nachfolgende Generationen auch im Musikunterricht schmetterten. Mit seiner ansprechenden Autobiografie hat Hannes Wader ein Stück Zeitgeschichte dokumentiert. Ein lesenswertes Werk.