40 Wochen, die ein Leben verändern und neues Leben schaffen
Puh, jetzt ist es raus Ich bin schwanger. Die vergangenen Wochen waren schon ein bisschen anstrengend. Beim Ausstand der Kollegin irgendwie um den Sekt herummanövrieren, beim Mädels-Abend klammheimlich Traubensaft ins Weinglas füllen und beim Geburtstagsessen im Freundeskreis so tun, als genieße man die Pasta beim Italiener in vollen Zügen, obwohl einem permanent übel ist.
So nach und nach habe ich es dann doch ein, zwei richtig guten Freundinnen erzählt, dazu sind sie ja da. Und auch vor den Eltern konnte ich es irgendwann nicht mehr verheimlichen. Sie wünschen sich seit Jahren nichts sehnlicher als ein zweites Enkelchen. Und da wollten wir sie nicht allzu lange auf die Folter spannen, um ihnen zu sagen, dass sie nochmal Großeltern werden.
Schwieriger war dann schon die Frage: Wann sag’ ich es dem Arbeitgeber? Da gibt es ja nicht wirklich eine gesetzliche Regelung. Allgemein steht immer diese zwölfte Woche im Raum, um das Umfeld über die neuen „Umstände" zu informieren. Ab der zwölften Schwangerschaftswoche nimmt das Risiko einer Fehlgeburt nämlich deutlich ab. Und die permanente Angst im Hinterkopf, dass man dann allen, denen man die „freudige Botschaft" übermittelt hat, sagen muss, dass es doch nichts wird, ist schon ziemlich abschreckend. Dann lieber drei Monate Schweigen bewahren, dem Alkohol irgendwie aus dem Weg gehen und die Übelkeit runterschlucken.
Wobei die zwölf Wochen natürlich auch nur eine Zahl und keine Garantie sind. Aber ich kenne jetzt den eigentlichen Grund, wieso es die meisten um diesen Zeitpunkt herum allen erzählen: Von einem Tag auf den anderen explodiert der Bauch. Kein Scherz. Hat man eine Woche zuvor noch äußerlich kaum Veränderungen wahrnehmen können, sieht es plötzlich so aus, als beherberge man in seinem Unterleib eine kleine Wassermelone. Dabei ist das Mini-Menschlein doch erst wenige Zentimeter groß.
Das ist wie bei den Kindern im Wachstum: Im einen Augenblick passen ihnen noch sämtliche Klamotten – und nur einen Tag später kann man den gesamten Kleiderschrank aussortieren. Ich rede aus Erfahrung – ich habe einen 14-jährigen Sohn. Das war mir echt ein Mysterium, wie ihm gestern die Hosen noch gepasst haben und am nächsten Tag schon nicht mehr. Jetzt habe ich es am eigenen Leib erfahren. Gegen Ende der zwölften Woche machte es plötzlich „Plopp" und nichts passte mehr.
Naja, wahrscheinlich fällt es anderen Leuten nicht wirklich auf. Oder sie wären sowieso zu höflich, einen auf ein kleines Bäuchlein anzusprechen. Aber es ist dann eben doch ein guter Zeitpunkt, Freunden und Arbeitgeber über das neue Leben zu informieren, das da in einem heranwächst. Und vielleicht auch der Zeitpunkt, im örtlichen Bekleidungsgeschäft mal die Umstandsmoden-Abteilung anzupeilen. Schon irgendwie ein komisches Gefühl, dass man seine liebste hautenge Jeans jetzt erstmal auf unbestimmte Zeit einmotten muss.
Jetzt lebt es sich jedenfalls wesentlich entspannter. Man kann ganz gemütlich sämtliche Vorzugsbehandlungen in Anspruch nehmen, sich im Bus den Sitzplatz einfordern und braucht nach einem üppigen Essen nicht mehr krampfhaft den Bauch einzuziehen. Sekt trinken kann man zwar immer noch nicht, aber das kommt ja auch irgendwann wieder.
Übrigens fragen sich viele, warum Schwangere eigentlich so viel zunehmen (im Durchschnitt zwölf bis 15 Kilogramm), wo ein Neugeborenes doch meist nicht mehr als dreieinhalb Kilo wiegt. Doch auch Fruchtwasser, Gebärmutter und Plazenta wiegen jeweils ein gutes Kilo. Dazu kommen eine vermehrte Blutbildung, Flüssigkeitseinlagerungen und die Bildung von Fettreserven für die Zeit nach der Geburt. Ein Blick in verschiedene soziale Medien und Blogs anderer werdender Mütter verrät mir, dass es völlig normal ist, wenn der Körper quasi „über Nacht explodiert", obwohl das Kind noch nicht mal handtellergroß ist. Der Körper baut für den neuen Erdenbürger eine ganz eigene Umgebung auf, die für 40 Wochen sein Zuhause ist. 40 Wochen, in denen ein neues Leben entsteht – und sich mein Leben von Grund auf ändern wird.