Sänger und Gitarrist Lukas (26) bildet mit Gitarrist Alex (25), Bassist Kevin (27) und Schlagzeuger Dominic (22) das saarländische Punkrock-Quartett „Die Relevanten". Erste Songs veröffentlichten sie über ihren Spotify-Kanal, derzeit arbeiten sie an ihrem ersten Album.
Lukas, wie kam es zur Gründung von „Die Relevanten"?
Lukas: Ich habe Die Relevanten im April 2017 gegründet – damals als Nebenprojekt zu meiner anderen Band. Das Ganze kam in die Gänge, als ich mit meinem Ex-Bandmitglied Sascha bei mir daheim Musik gehört habe. Ich spielte ihm ein paar Songs von mir vor. Daraufhin äußerte er Interesse daran, mitzumachen. Dann ging es ziemlich schnell: Innerhalb von zwei Tagen waren Sascha als zweiter Gitarrist, Jonathan am Bass und Dominic an den Drums an Bord. Irgendwann war das Nebenprojekt mein Hauptprojekt, weil es genau das war, was ich machen wollte. Seitdem hat sich einiges getan. Zeitweilig hatten wir einen anderen Schlagzeuger, weil Dominic für ein Jahr wegzog, um Schlagzeug zu studieren. Im Februar 2019 stieg er wieder ein. Im August 2018 stieg Alex als zweiter Gitarrist und im September 2019 Kevin als Bassist ein.
Ihr bezeichnet Euch als „Punkrock-Band der etwas anderen Art". Was ist anders an Eurer Musik?
Lukas: Dieser Leitspruch entstand, weil wir uns musikalisch nicht zu 100 Prozent als Punkrock-Band betrachten. Im Grunde kann man die Musik als Punkrock betiteln, aber sie beinhaltet noch einige andere Genres. Der Punkrock bildet nur den roten Faden, der sich durch die Songs zieht.
Dominic: Wir sind insofern anders, dass wir nicht die Punkrock-Regeln beachten. Wir brechen diese auf und formen sie neu. Die Einflüsse, die in unserer Musik verschmelzen, reichen von Osteuropa bis in die Unendlichkeit, und es bleibt im Kern immer noch eine punky Attitüde über. Man weiß im Grunde genommen nicht, was kommen wird, und das nutzen wir, um unsere Zuhörer zu erschrecken, zu erheitern und zum Nachdenken zu bringen.
Was sind Eure Ziele: Reicht es Euch, die Band als Hobby zu betreiben, oder wollt Ihr diese möglichst professionell aufziehen?
Lukas: Anfangs war es nur ein Hobby. Im März 2018 hatten wir dann unseren ersten Auftritt. Der hat mich richtig gekickt, und ich beschloss für mich selbst, dass ich diese Band ernsthafter betreiben wollte. Mittlerweile sind wir alle der Meinung, dass wir unser Bestes versuchen wollen, es weiter nach oben zu schaffen und später auch einmal davon leben zu können.
Alex: Wir wollen die Weltherrschaft! (lacht) Nein … Es ist eben mehr als nur ein Hobby. Wir arbeiten immer professioneller und haben die Ambition, das Ganze nach vorne zu bringen. Wir haben alle den Ruf der großen Bühnen gehört.
Es gibt viele Spielarten des Punkrock. Würdet Ihr widersprechen, wenn man Euch eher als unterhaltsame Punkrocker bezeichnen würde? Ein Song wie „Hypochonder" erinnert phasenweise an die Ärzte, die zwar auch mal ernste Themen anschneiden, aber immer mit viel Humor agieren.
Lukas: Humor spielt bei uns privat eine große Rolle. Ich kann wohl für uns alle sprechen: Wir lachen gerne und reißen oft Witze – vor allem über uns selbst. In der Musik findet das natürlich auch seinen Platz. Aber wir sind nicht hauptsächlich witzig, sondern auch mal ernst. Im Gegensatz zu uns als Personen nehmen wir unsere Musik ernst. Die Songs sind gesellschaftskritisch und handeln von dem sozialen Miteinander, der Digitalisierung, dem Schönheitswahn, der von den sozialen Medien ausgelöst und bestärkt wird, und einigem mehr. Da gibt es Humor (wie in „Hypochonder") und Ernsthaftigkeit (wie in „Pawlows Hund"), aber manchmal auch beides (wie in „Call Of Beauty").
Viele Bands leiden derzeit unter der Corona-Krise, da sie nicht nur lange nicht proben, sondern auch nicht live auftreten konnten. Wie ist es Euch in den letzten Wochen ergangen?
Lukas: Es war und ist definitiv eine beschwerliche Zeit – vor allem als während der Kontaktsperre auch keine Treffen von vier Personen zugelassen waren. Die Kommunikation war nicht mehr wie zuvor, was einige Dinge in den Hintergrund verschob. Auch wir waren natürlich von Konzertabsagen und Probeausfällen betroffen. Das ging ja jedem so. Nach dem Start der Pandemie hat das uns allen etwas die Luft genommen. Mittlerweile hat sich das wieder gelegt, und wir schmieden fleißig Pläne, was die Zukunft betrifft.
Alex: Es nervt schon sehr im Moment, nicht auftreten zu können. Der Kontakt zu Fans und Freunden fehlt einfach. Ein paar Einnahmen brechen uns natürlich auch weg. Aber da Gigs und deren Planung momentan fast komplett wegfallen, nutzen wir die Zeit für andere Dinge. Wenigstens müssen wir – im Gegensatz zu anderen Musikern oder generell Kulturschaffenden – von unserer Musik noch nicht leben. Da geht’s uns noch vergleichsweise gut.
Dominic: Es lässt sich nicht bestreiten, dass das Jahr 2020 die schlimmste Zeit für Kunst- und Kulturschaffende darstellt. Man versucht sich über Wasser zu halten und setzt die Hoffnung auf das noch bestehende Standbein. Für mich als jemand, der von der Musik lebt, bleiben nur die Einnahmen als Musiklehrer, denn wirklich gewinnbringende Konzerte und Projekte sind weggefallen. Der neuste Trend der „Drive-in-Konzerte" ist im Endeffekt ein Nullgeschäft, denn wer möchte schon vor leblos hupenden Autos spielen?
Was sind Eure Pläne, sofern sich die Lage wieder etwas normalisieren sollte? Seid Ihr bereits dabei, Songs für Euer Debütalbum zu schreiben?
Lukas: Aktuell befinden wir uns im Studio, das wir uns selbst zusammengebastelt haben. Ende 2020 soll voraussichtlich unser erstes Album erscheinen. Die 13 Songs, die bereits geschrieben sind, werden wir in Eigenregie aufnehmen. Da haben wir noch eine Menge Arbeit vor uns. Zum Glück können wir uns jetzt auch alle wieder persönlich sehen und gemeinsam daran arbeiten.
Alex: Wir haben auch Glück, dass wir schon viel Planungs- und Beschaffungsarbeit vor Corona erledigt hatten. Wir können also aktuell sehr autonom an unserem Album arbeiten.