Vor wenigen Wochen erschien Christoph Butterwegges Dokumentation über wirtschaftliche, soziale und politische Ungleichheit in Deutschland. Butterwegge, Politikwissenschaftler und Armutsforscher, hat mit diesem wissenschaftlichen Buch ein grundlegendes Werk geschaffen, das die Auswirkungen der neoliberalen Politik der letzten Jahrzehnte beschreibt, die maßgeblich für die Umverteilung von unten nach oben verantwortlich ist.
Jahrelang haben die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Eliten die wachsende Ungleichheit verdrängt. Heute versuchen sie die daraus erwachsenen Krisen wie das Erstarken der AfD, das politische Desaster in Thüringen, zunehmenden Rechtsradikalismus wie in Hanau und eine ganze Reihe von Steuerskandalen (Cum-Ex) abzumildern, in Teilen gar zu verschleiern. Doch die Öffentlichkeit ist alarmiert und wehrt sich, zumindest vorübergehend, gegen die Missstände, die die Demokratie in stärkste Bedrängnis bringen.
Butterwegge untergliedert seine Thesen in sechs Themenbereiche: 1. Definitionen, Dimensionen und Diskussionen über Grundlagen der gesellschaftlichen Ungleichheit. 2. Untersuchungen zur deutschen Sozialstruktur zwischen seriöser Empirie und purer Ideologie. 3. Sozialstrukturentwicklung und Diskurskonjunkturen der Ungleichheit. 4. Erscheinungsformen der wirtschaftlichen und sozialen Ungleichheit. 5. Entstehungsursachen und Entwicklungstendenzen der Ungleichheit: Prekarisierung, Pauperisierung und Polarisierung. 6. Konturen und Perspektiven einer zerrissenen Republik.
Butterwegges Fazit zum Zusammenhang zwischen ökologischer Krise und sozioökonomischer Ungleichheit: „Solange der Neoliberalismus in den mächtigsten Staaten der Welt die Wirtschaft ebenso dominiert wie die übrige Gesellschaft, wird es keine ökologische Nachhaltigkeit geben. Anders formuliert: Ohne mehr sozioökonomische Gleichheit kann es weder Gerechtigkeit noch Frieden mit der Natur geben."