Casual trifft Brautmode. Zwar sind die Kleider und Anzüge weniger opulent, doch die angesagten Sommerfarben orientieren sich an den Klassikern einer Hochzeitsfeier. Neben Reinweiß und Milchweiß dominieren Beige, Creme und helles Grau die Mode der Saison.
Leinen ist schon seit Jahrtausenden unentbehrlich in der Mode. Es besteht aus Flachsstielen, ist luftig, robust und ungemein zart zur Haut. Neuerdings darf Leinen auch wieder mutig in Schneeweiß daherkommen. Das ist schick und elegant, auch wenn Flecken von Eis und Früchten hier natürlich leichtes Spiel haben. Trotzdem scheinen sich die Designer überall auf dem Erdball nahezu verliebt zu haben in den Stoff, der einer der ersten überhaupt war, den Menschen zur Fertigung von Unterwäsche, Kleidern und Hosen genutzt haben.
Alexander McQueen schickt seine Models für die aktuelle Frühjahrs- und Sommerkollektion in weißen „Beetled Linen"-Kleidern über den Laufsteg. Hierbei handelt es sich um eine spezielle Haptik, bei der das Leinen mit Holzblöcken bearbeitet wird und so seine Form erhält. Um dem Ganzen genug Raum zu schenken, schwingen die locker fallenden Kleider bis zum Boden. Die Puffärmel dazu sind ein romantisches Detail und erinnern an die 60er-Jahre. Doch das Modehaus McQueen wäre nicht McQueen, würde bei den Entwürfen nicht ein Stilbruch für das gewisse Rock-Feeling sorgen. In diesem Fall sind es ein breiter Taillengürtel mit übergroßer Schnalle und braune Lederboots. Solch einen Stilbruch sucht man in der Women Sommer 2020-Kollektion von J. W. Anderson vergeblich. Die romantischen Hängerchen kommen schlicht weiß daher, wissen allerdings durch verspielte Säume auf sich aufmerksam zu machen. Mehr Rüschen und eingearbeitete Details wie Rosenblüten bietet Cecilie Bahnsen. Die reinweißen Leinenkleider sind sehr detailverliebt, so kann ein jedes Modell schnell zum absoluten Lieblingsstück avancieren.
Mit einer weißen Bluse liegt man immer richtig
Neben wunderschönen Kleidern und Röcken (mit Bändern und Schleifen aufgehübscht) gibt es auch Anzüge, bei denen klare Formen dominieren und semitransparente Einsätze für echte Hinguckermomente sorgen. Die großen aufgenähten Taschen sind darüber hinaus super praktisch. Die Modelinie liegt irgendwo zwischen französischem Schick und skandinavischer Gelassenheit.
Gelassen und schick ist auch ein neuer alter Trend: die weiße Bluse. Diese darf aus Leinen sein, gern aber auch aus Seide, glänzendem Satin oder weicher Baumwolle. Inspiriert wurde dieser Look von der unvergessenen Stilikone Audrey Hepburn. Die ließ sich im Jahr 1964 für Givenchy in einer weißen Bluse ablichten. Das Bild ging um die Welt und seitdem ist die Bluse ein echter Modeklassiker, der eigentlich immer Saison hat. Auch die Herzogin von Sussex und Ehefrau von Prinz Harry, Meghan, liebt weiße Blusen zu engen Midiröcken oder Marlenehosen. Man sagt ihr nach, zu allen wichtigen Anlässen genau diesen Look gewählt zu haben. Mit einer weißen Bluse liegt Frau aber auch nie verkehrt. Die kann lässig sein aber auch unaufgeregt elegant, der lockere Schnitt ist ausgesprochen bequem und es gibt die Bluse von zahlreichen Designern in immer neuen Varianten – so unter anderem bei Maryam Nassir Zadeh und Tibi.
Outfits, die Ton in Ton abgestimmt sind, wirken sehr harmonisch
Für all jene, denen Blusen trotzdem zu schick daherkommen und denen ein gemütlicher Tag in den eigenen vier Wänden bevorsteht, für die gibt es jetzt Jogginganzüge in Brautfarben. Dabei dominieren Milchweiß, helles Grau und Beige. Besonders hübsche Exemplare gibt es derzeit bei Le Ger by Lena Gercke. Hier ist der Name Programm, es geht leger zu und trotzdem feminin. Deshalb sind die Jogginghosen mit großen Schleifen am Bund versehen, die Oberteile aus einem extra sanften fließenden Stoff gefertigt. Auf fließende Stoffe setzt auch Asos und hat ebenfalls diverse Modelle in den unterschiedlichsten Nuancen von Weiß im Sortiment. Dazu passen natürlich weiße Sneaker, aber nicht irgendwelche! Niemand Geringeres als Popikone Jennifer Lopez präsentiert echte Bling-Bling-Exemplare. Die hören auf den Namen „Alyona" und sind aus Kunstleder in Diamentensteppung gefertigt. Die Low-Top-Sneakers stehen auf einer Plateau-sohle und sind über und über mit eingearbeiteten kleinen Kreuzen versehen. Die glänzen silbrig und machen den Schuh zu einem echten Hingucker. Und da so schickes Schuhwerk eigentlich zu schade ist für den Tag zu Hause dürfen sie natürlich auch gern raus auf die Straße. Am liebsten im bequemen Alltagslook. Wie der aussehen kann, zeigt die Musikerin und Designerin auch gleich mal auf ihrem Instagram-Profil. „La Lopez" kombiniert zu den Sneakers kurzerhand cremefarbene Chinos und einen weißen Pulli. Nahezu Ton in Ton wirkt immer ausgesprochen harmonisch.
Kein Wunder, dass immer mehr Designer sich ebenfalls dazu entschieden haben, in der gleichen Farbfamilie zu bleiben. So auch Jil Sander. Über den Laufsteg flanieren die Models in hellem Creme. Der Long-Blazer im Hemdenschnitt ist mit einem hohen Kragen versehen, an der Taille hält ein Mini-Gürtel alles in Form. Dazu kombiniert Jil Sander wadenlange Marlenehosen und bodenlange Röcke. Tailoring ist dabei ein wichtiges Thema. Darunter ist echte Maßarbeit zu verstehen, also Mode, die auf den Leib geschnitten ist und wie eine zweite Haut passt. Anzüge sind immer eine gute Wahl, denn auch die lassen sich maßfertigen oder kommen zumindest in so vielen Taillen- und Längenmaßen daher, dass sich für jede Rundung die passende Hülle findet. Bei Tod’s zum Beispiel gibt es aktuell schicke cremefarbene Anzüge. Den Ein-Knopf-Blazer kombiniert man klassisch mit einer leichten Bundfaltenhose. Darunter tragen die Models einfache Shirts. Günstiger geht dieser Look natürlich auch bei Esprit oder S.Oliver. Der einzige Nachteil der neuen Brautfarben-Outfits ist sicherlich der, dass sie einen erhöhten Pflegebedarf haben, denn helles Leinen und Seide neigen zu Knitterfalten und brauchen dringend ein Bügeleisen. Doch der Mehraufwand sei ihnen schnell verziehen, denn der Tragekomfort ist riesig und die Optik einfach atemberaubend schön. •