Die Jagd nach dem ersten Sex ist etwas, das die meisten Männer lieber verdrängen, wenn sie endlich älter, nicht unbedingt weiser, doch zumindest erfolgreicher geworden sind. Wenn diese Zeit für die Nachwelt aufbereitet wird, dann eher als alberner Klamauk wie die „Eis am Stiel"-Filme oder ebenso peinliche Balladen wie Peter Maffays „Es war Sommer". In Büchern findet sie sich dagegen selten – Angebereien machen sich gedruckt nicht gut und die Wahrheit schon gar nicht.
Der Roman „Die 12 Leidensstationen nach Pasing" von Stefan Wimmer lässt dagegen nicht nur seine eigene Jugend wieder aufleben – auch der Leser könnte jede Menge Episoden entdecken, die er nur zu gut nachempfinden kann, fühlt die Hitze des Sommers und der Suche nach Erfolg. Vielleicht kennt er selbst jene Vororte mit Geschäften, Cafés, Kneipen und Discotheken, die es nicht mehr gibt, ist selbst auch mal in einer Party in der Diaspora jenseits der S-Bahn-Versorgung gestrandet, in Orten wie „Röhrmoos" oder „Sixtnitgern" (hochdeutsch: Siehst‘s nicht gern), einem Kaff mit einfachen Häusern, einer Kneipe und einer Kirche. In Letztere ging der Physiklehrer des Rezensenten übrigens nie, in die Kneipe dafür umso öfter, und Montagmorgen kam er dann unpünktlich und verkatert in die Schule. Dem jungen Wimmer blieb eine solche Laufbahn bergab glücklicherweise erspart, obwohl seine „Kajal-Clique" zeitweise jede freie Minute „am Kiosk" mit für ihr Alter noch gar nicht zulässigen Alkoholika verbringt. Ansonsten jede Menge Unfug veranstaltet und sich für „Baby Love" begeistert, wie eine ebenso auffällige junge Dame.
Sie erlöst den Autor zwar unerwartet von seiner Suche, doch das Glück hält nicht lange. Es siegt die Vernunft. Und tröstet den Rezensenten damit, dass er noch ungeahntes Glück gehabt hat: Seine erste Freundin hatte zwar auch eine „dunkle Vergangenheit", doch ist ihm diese niemals persönlich begegnet …