Es ist völlig okay, verletzlich zu sein – einen großen Schmerz zu fühlen. Es ist aber auch in Ordnung, dafür zu anderen Zeiten eine große Freude zu verspüren. So erklärt Hayley Williams den Sinn des Titels ihres Debütalbums. „Petals For Armor" – zu deutsch etwa „Blütenblätter statt einer Rüstung". Ein Besuch bei einer Schädel-Kreuzbein-Therapie-Masseuse habe bei ihr eine Art Vision ausgelöst und sie zur Veröffentlichung inspiriert. Dabei ist die 31-jährige US-Amerikanerin seit 2004 im Musikgeschäft tätig und hat als Frontfrau von Paramore schon einige Erfolge gefeiert.
Nachdem die Alternative-Powerpop-Gruppe auf dem 2017er-Output bereits ziemlich viel der punkig-rotzigen Gitarren zurückfuhr, geht Hayley Williams diesen Weg nun konsequent weiter. „Petals For Armor" besteht im Grunde aus zwei bereits vorab veröffentlichten EPs und fünf neuen Songs. Die Vorab-Single „Simmer" ist ein starkes Stück Düster-Pop mit zurückhaltenden, beinahe fragilen Strophen und lauerndem Refrain und handelt von zurückgehaltenen Emotionen und dem Verlust der Kontrolle.
„Cinnamon" klingt mit seinem verschleppten Schlagzeug und den entrückt eingesprenkelten „Ahs" und „Oohs" wie der musikalisch zum Leben erwachte Aufwachvorgang. Dementsprechend singt sie auch davon, dass sie nicht einsam, sondern frei ist – hier in ihrem Zuhause, wo es nach Zitrone und Zimt riecht. „Creepin‘" klingt passend zum Titel, als würde es sich hinter einer Hecke verstecken, und dennoch so konkret, als wäre Franz Ferdinand die Begleitband. In „Dead Horse" thematisiert sie ihre Depressionen: „Ziemlich cool, dass ich noch lebe." Zu Steel Drums und einem Happy-Hippie-Zwischenspiel webt sie noch eine verflossene Liebe ein.
Die 55 Minuten bieten überwiegend guten und einfallsreich produzierten Pop, der auch gern mal im Radio gespielt werden könnte. Hayley Williams zeigt sich stimmgewaltig und kraftvoll. Dies kann aber auch nicht darüber hinweg täuschen, dass sich doch das ein oder andere Füllmaterial auf dem Output befindet.