Das Wort „radikal" verbinden viele ausschließlich mit Rechtsextremismus. Immer wieder – und das seit Jahrzehnten – wurde über Anschläge auf Asylanten- und Flüchtlingsheime berichtet. Auch Menschen, die sich engagiert gegen Nazis einsetzen, leben mit der ständigen Gefahr, selbst ein Opfer von Gewalt zu werden – darunter viele Ärzte, Sozialarbeiter, Lehrer, Juristen, Künstler – und Journalisten. Die Corona-Welle hat viele zusammengeschweißt und hat ein wenig von dem „Stammtischradikalismus" abgelenkt. Der rechte Block der AfD ist momentan weniger gefragt.
Da freut man sich doch gleich über den dennoch zeitlosen Thriller „Im Namen der Lüge", der die Themen Links- und Rechtsradikalismus am Beispiel der RAF behandelt und mit einem spannenden Plot verwebt. Im Zentrum der Handlung steht Melia Khalid, die das Referat für Linksradikalismus beim Inlandsgeheimdienst leitet. Man teilt ihr mit, dass die Gründung einer neuen RAF geplant sei. Doch Melia Khalid vermutet eine rechtsradikale Verschwörung …
Und nun, während alle mit Corona-Updates beschäftigt sind, wagt sich der ehemalige Journalist Horst Eckert an das Thema „Nazis" versus „RAF". Ein brisantes Thema, zumal in diesem Buch Linksradikale auf Rechtsradikale treffen und es so schwierig wird, den größeren Straftäter zu ermitteln. Denn leider ist das Wort „Terror" nicht nur mit Rechtsradikalismus gleichzusetzen. Es handelt sich dabei bekanntlich um einen universellen Begriff für alles Radikale, das aus den Fugen geraten ist, um auf die Menschheit losgelassen zu werden. Und: Nein, es handelt sich dabei auch nicht um Muslime mit Bart und Frauen mit Kopftüchern.
Der 11. September 2001 ist aber ein trauriges Beispiel dafür, dass die radikale Ausübung einer Religion, egal welcher, ebenso viele Opfer fordert. Auch die Kreuzzüge der Christen im Mittelalter waren nicht wirklich vorbildlich.
Ein gut recherchierter Roman, der Eckert zufolge mehrmals umgeschrieben wurde, weil die Realität seine Wege kreuzte.