Europaminister wissen gemeinhin, was mit „Schengen" gemeint ist. Zumindest sagt ihnen das danach benannte Vertragswerk etwas.
Dass Schengen ein kleines malerisches Winzerdorf am Moselufer an der Luxemburgischen Weinstraße ist, war dem ein oder anderen deutschen Länder-Europaminister nicht so richtig geläufig. Die Wissenslücke ist geschlossen, dank eines Ausflugs, den der saarländische Gastgeber, Europaminister Peter Strobel, organisiert hat.
Nun muss man nicht voraussetzen, dass jeder Europaminister zum Amtsantritt Stätten historischer Etappen der europäischen Entwicklung besucht. Trotzdem spricht die Episode am Rande der Europaministerkonferenz unter saarländischem Vorsitz Bände über die unterschiedlichen Erfahrungshorizonte – und damit auch Bewertungen.
Ganz nebenbei ließ sich bei der Visite auch etwas von der Regionen-Idee einer Region erklären, die nationale und Ländergrenzen für eine ziemlich antiquierte Erfindung halten. Wobei so etwas wie eine Region schon ein merkwürdiges Gebilde ist, das selbst diejenigen, die dort hausen, oft nur schwer zu fassen bekommen. Hilfsweise müssen einigermaßen objektive Kritrien wie etwa wirtschaftliche Verflechtungen und Abhängigkeiten herhalten.
Was aber letztlich weniger sagt als landschaftlich und klimatische Zusammenhänge und noch viel weniger als kulturelle Gemeinsamkeiten, Traditionen und im günstigsten Fall Vorstellungen über eine gemeinsame Zukunft. Womit dann Region schon ziemlich nahe an „Heimat" liegt.
Auch so ein Begriff, für den etwas abgewandelt ein berühmter Philosophenspruch gilt: Wenn mich keiner danach fragt, weiß ich, was es ist. Wenn mich einer fragt, kann ich es nicht erklären. Aber dass es solche Identitäten gibt, wird keiner bestreiten. Obwohl das in Hauptstädten an manche Vorstellungsgrenze zu stoßen scheint. Vielleicht, weil Hauptstädte oft ziemlich weit weg von Grenzen sind. Geografisch und mental.
Hauptstädte an Grenzen zu verlegen, wäre deshalb zwar eine reizvolle Idee, aber wenig sinnhaft, wenn wir die alten Grenzen ohnehin vergessen wollen. Bleibt also nur, weiter mit konstanter Boshaftigkeit für ein Europa mit weitgehenden autonomen Regionen zu kämpfen.