Ochsenwang – irgendwie ist das ein sonderbares kleines Dörfchen auf der schwäbischen Alb. Aus diesem Dorf ist Jo Haug vor Jahren geflohen, nachdem die Dorfgemeinschaft davon ausging, dass er der Mörder seiner Jugendfreundin Vanessa war, die auf grausame Weise umgebracht wurde – beweisen konnte das bislang aber niemand.
Nun wurde Ines Schneider ermordet, Pflegemutter von Jo Haug, der sie ausgerechnet am Tag ihres Todes nach vielen Jahren besuchte. Für die verschworene Dorfgemeinschaft ist der Fall klar, doch auch hier fehlen ausreichend Beweise, denn der Angeklagte versichert, dass er noch nie jemanden getötet hat. „Warum eigentlich noch die Gerichtsverhandlung? Egal, was die Wahrheit ist, am Ende werden die mich in den Knast stecken“, äußert Haug gegenüber seiner Pflichtverteidigerin Linn Geller. Und die hält an der Unschuldsvermutung fest, selbst wenn sie sich damit immer wieder in einem eigenen Zwiespalt befindet und immer wieder selbst nicht weiß, wem sie was glauben soll. Weil sie grundsätzlich nicht nur an solche Vorurteile glaubt und so manche Ungereimtheiten entdeckt, beginnt sie selbst zu ermitteln und stößt dabei auf gefährliche Geheimnisse, die die eingeschworene Dorfgemeinschaft lieber auf ewig in Schweigen gehüllt hätte.
In „Nebeljagd“ verfolgt der Leser einen neuen Fall der Anwältin Linn Geller. War ihr erster Fall in der neu gegründeten Kanzlei im Kriminalroman „Totwasser“ schon spannend, dann setzt „Nebeljagd“ in Sachen Spannung noch eine gewaltige Schippe drauf. Fesselnd und verwirrend sind gleich zwei Mordfälle so spannend gestrickt, dass man dieses Buch besser nicht zum Einschlafen liest. Immer neue Hinweise lassen den Kriminalroman für den Leser bis zum Ende zu einem großen Rätselraten werden, bei der man sich immer wieder fragen muss: Wer ist der „Schlächter vom Maar“, der sein jugendliches Opfer wie ein Stück Wild erlegt und auf grausame Art zur Schau gestellt haben soll?
KULT[UR]
Foto: Bastei Lübbe
In Schweigen gehüllt
Julia Hofelich: Nebeljagd. Bastei Lübbe, 400 Seiten. ISBN 9783404179114
Kult[ur] - Buch-Tipp
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