Franziska Albrecht (34) aus Erfurt bloggt auf zukkermaedchen.de erfolgreich über Fashion, Beauty und Lifestyle – gezuckert mit einer ganz persönlichen Note und Kolumne. Im Interview spricht sie über ihren Beruf, das Bloggen, Instagram, Highlights ihrer Karriere und Nachhaltigkeit.
Franziska, was hat sich mit der Corona-Krise in Deinem Leben als Bloggerin alles geändert?
Da sich mein Job fast ausschließlich online abspielt und ich mich schon seit vier bis fünf Jahren immer im Homeoffice befinde – zuerst einmal nicht viel. Aber die Themen, die ich online bespiele, haben sich geändert, beziehungsweise sind noch ein Stück mehr in den Alltag gerückt.
Sind auch Aufträge ausgefallen?
Verschoben trifft es eher. Was bei mir persönlich ausfiel, waren die Beratungsgespräche für Kunden im Bereich Social Media wie auch Konferenzen.
Ist inzwischen alles wieder zur Normalität übergegangen?
Vieles hat sich wieder „normalisiert". Dennoch bleibt die thematische Verschiebung meiner Inhalte bestehen. Ich nehme die Follower noch mehr in meinem Alltag mit und versuche noch mehr auf alltägliche Themen, aber auch auf größere gesellschaftliche Ereignisse einzugehen.
Wie sieht es mit dem Reisen aus – wohin wirst Du dieses Jahr reisen?
Gar nicht. Ich habe mich dazu entschlossen, hier in Deutschland zu bleiben und einfach das zu genießen, was ich habe. Ich möchte meine Freunde und Familie nicht in Gefahr bringen und habe mich dazu entschlossen, keine größeren Reisen anzutreten.
Wo sind Deine Fotos in der letzten Zeit entstanden? Und wer fotografiert Dich eigentlich für den Blog?
In Deutschland – in Erfurt, in München, in Brandenburg, in Leipzig … Oft fotografieren Kollegen, Freunde oder der Freund. Es darf gern noch nahbar sein. Hochglanz können andere besser.
Wie sahen Deine ersten Schritte als Lifestyle-Bloggerin aus?
Ich habe neben dem Studium einen Blog eröffnet und das vor 13 Jahren. Viele denken heute, wer einen Account auf Instagram hat, ist Blogger/Bloggerin. Aber hier lohnt es sich, genauer hinzusehen. Ich muss kurz Aufklärung betreiben: Ein Blog ist eine Website, die mit Inhalt gefüllt wird. Auf meiner Website findet man vorzugsweise Themen, die mich beschäftigen. Ich bin keine reine Modebloggerin. Lifestyle trifft es besser. Neben Mode, Beauty, Reisen und Interieur schreibe ich einfach sehr gern über Themen, die uns Frauen bewegen. Freundschaften, Beziehung, unser Körper … all das, was mich und meine Leserinnen interessiert. Instagram und Tik Tok sind für mich nette Add-ons. Ich bespiele sie gern, weil ich so schnell und simpel Menschen erreichen kann. Aber ich benötige immer noch das geschriebene Wort, den Text, der ein Thema aufnimmt und zum Denken anregt. Und so ist mein Blog auch entstanden. Ich hatte das Gefühl, etwas sagen zu wollen. Ob das immer alle interessiert und abholt? Bestimmt nicht. Aber das ist das Schöne an dem Medium Blog. Wer sich dafür interessiert, der kann es lesen – wer nicht, klickt weiter. Es fing alles an mit simplen kleinen Texten aus dem Alltag und steigerte sich zu Themen, die mehr Tiefe benötigen. Aber natürlich war und bin ich immer noch sehr beautyaffin und liebe es ebenso, schöne Looks zu zeigen. Diese Mischung brachte mich auf erste Presse-Events, auf Fashion-Shows, zu Interview-Partnern nach Paris und am Ende auch in die Selbstständigkeit.
Wie kam der Erfolg bei Dir?
Glück, Zufall. Und ich war eine der ersten Bloggerinnen in Deutschland. Wir waren eine überschaubare Gruppe und konnten uns so gut unterstützen und den eigenen Beruf formen und anderen erklären.
Kannst Du Tipps geben: Wie steigt man am besten in diesen Bereich ein?
Einfach machen. Wir hier in Deutschland wollen am besten alles erlernen, studieren und dann als Schablone auflegen, und es muss sofort laufen. Vielleicht klappt es für wenige, aber du musst es einfach machen: Schreibe, schieße Bilder, lerne dazu, probiere dich aus und lass dir ja nie einreden, dass es keine richtige Arbeit wäre. Wenn es dir Spaß bringt, wenn du siehst, du entwickelst dich weiter – dann ist es genau das Richtige für dich. Aber Erfolg kommt nie über Nacht oder wird dir mit einem Praktikum garantiert. Ich hatte vor allem Glück. Das Glück, Menschen zu treffen, die an mich geglaubt haben. Ich wünsche dieses Glück auch allen anderen Frauen.
Was benötigt ein Lifestyle-Blog, um sich von der Masse abzuheben und erfolgreich zu sein?
Gute Frage. Den Mut besitzen, bei sich zu bleiben. Heute werden wir gern uniformiert, angepasst, um Erfolg zu haben, wie andere ihn kennen. Aber du musst dich immer wieder fragen: Was ist Erfolg für dich? Was willst du erreichen? Willst du schreiben? Willst du der Welt etwas erzählen? Willst du anderen helfen? Möchtest du berühmt werden? Alles absolut legitime Fragen, die du dir aber ehrlich beantworten musst und danach musst du dann deinen beruflichen Werdegang auslegen. Ich empfinde es heute als noch schwerer, bleibe aber dennoch bei der Floskel – du musst vor allem an dich und dein Talent glauben. Wenn du andere findest, die es auch erkennen – wunderbar. Mach dich davon aber nicht abhängig. Gehe immer deinen Weg, lebe im Jetzt und verschließe dich nie vor neuen Themen. Gerade Online-Arbeit heißt auch, neue Arten der Arbeitswelt offen anzugehen. Und ich weiß, hier in Deutschland gibt es oft den Satz, der mit „aber" angefangen wird. Hinterfragen ist ebenso wichtig, aber nicht nur, um den Stillstand aufrechtzuerhalten.
Welchen Blogs und Influencern folgst Du persönlich am liebsten?
Mittlerweile sind es nicht mehr die großen Player, sondern die Nischen. Weil sie tiefer gehen und Themen ansprechen, die mich persönlich interessieren. Business: Ann-Katrin Schmitz (Podcast Baby got Business); Madame Moneypenny – Frauen und Geld; Mode: natali_nata_; Fakerstrom; matildadjerf.
Welche Deiner Instagram-Beiträge sind die beliebtesten?
Die persönlichen, die gerade ein aktuelles Thema aufnehmen. Ich denke der Inhalt ist es, den Menschen am Ende doch schätzen.
Wie authentisch ist die schöne Insta-Welt? Ist das Influencer-Leben wirklich so glamourös und leicht, wie es aussieht?
Wie bei jedem Job hat auch der Influencer/die Influencerin gute und schlechte Tage. Aber ich glaube, wir dürfen uns davon verabschieden, dass es hier gerade nur um Schein geht. Jedes Büro, jeder Außendienstler, jeder der mit Kunden zu tun hat, hat ja den Auftrag, nett aufzutreten und seinen Job gut zu machen. Ich glaube, dass Instagram ein großes Problem in unserer Gesellschaft sichtbar gemacht hat: Neid. Wir pflegen und hegen eine große Neidkultur. Dabei sollte ich einfach auf das schauen, was ich habe und was ich will. Ein Bild kann nicht die ganze Realität wiedergeben. Das muss uns bewusst sein und eigentlich wissen wir das alle auch. Stell dir ein Familienfoto vor. Vorher streiten sich alle, wollen anders stehen, ziehen sich noch einmal um, und was sieht der Betrachter am Ende auf dem Bild? Eine glückliche Familie. So ist es immer mit dem Bild, was wir anderen zeigen. Was aber wichtig ist, dass du immer weißt, dass es anderen genauso schlecht oder gut gehen kann wie dir. Dabei spielen das größte Haus und das schnellste Auto keine Rolle.
Wie viel Erfolgsdruck hat man als Blogger/Influencer?
Der ist da. Weil wir in einer Gesellschaft leben, in der schon in der Grundschule durch Noten beschlossen wird, wo es für dich hingeht. Was sagt eine Note über dich als Mensch aus? Wenig. So ist es auch mit den Follower-Zahlen und Likes auf Instagram. Dennoch bin ich auch mit dem Grundgedanken aufgewachsen, eine Note, eine Zahl zeigt, wie erfolgreich du bist in unserer Gesellschaft. Dieser Grundgedanke steckt leider auch in mir. Aber ich versuche, mich zu bessern, denn am Ende zählt für mich das, was jemand umsetzt und wie er sich benimmt. Aber ja, der Erfolgsdruck ist dennoch da. An manchen Tagen mehr, an anderen weniger.
Wie wichtig ist Dir Mode privat? Und trägst Du zu Hause auch mal Jogginghose?
Ich komme aus einer Familie, die taffe aber immer gut gekleidete Frauen hervorbrachte. Ich liebe es, mich aufzuhübschen. Daran ist auch nichts auszusetzen. Clever und modisch sein gehen gut zusammen. Ich muss auch zugeben, bis vor zwei Jahren besaß ich noch keine Jogginghose. Jetzt wo sie Trend ist und in tollen Qualitäten auf dem Markt, trage ich sie auch. Jedoch immer etwas eleganter kombiniert. Und ich muss auch zugeben, nach langer Homeoffice-Erfahrung muss ich mich jeden Morgen anziehen, als würde ich in ein Büro gehen. Einfach, um motiviert zu bleiben und nicht auf der Couch zu versacken.
Du hast vor Kurzem eine Wimpernverlängerung getestet. Kannst Du es weiterempfehlen – es hält ja leider nicht so lange und hin und wieder sieht man fiese Fotos von geschwollenen, total verklebten oder kaputten Wimpern …
Hier ist Recherche wichtig. Kosmetikstudio ist nicht gleich Kosmetikstudio. Das ist am Ende ein Handwerk, was beherrscht werden muss, weil so auch viel schiefgehen kann. Daher schaue ich mir die Arbeiten immer genau an, erkundige mich in einem Vorgespräch und höre mich im engeren Bekanntenkreis nach Empfehlungen um.
Eine kleine Lobeshymne muss ich hier loswerden: Die Damen und Herren, die jeden Tag ihre Arbeit mit Leidenschaft und Können verrichten, sind meine persönlichen Helden. Sie setzen ihr Talent ein, damit ich mich schöner fühle! Hut ab! Wenn das jeder könnte, wie wir es ja so oft glauben …
Darf man sich normal waschen und schminken, wenn man Wimpernverlängerung trägt?
Ja, nach 24 Stunden ist das alles kein Problem. Nur Mascara fällt dann weg. Ist ja auch der Sinn der Wimpernverlängerung/Verdichtung. Aber einen ausführlichen Erfahrungsbericht findet ihr natürlich auf meiner Website zukkermaedchen.de.
Was waren die Highlights Deiner Karriere?
Karl Lagerfeld zu treffen, mit Stella McCartney Kuchen zu essen. Für Marken, die ich selbst schon lange immer wieder nachkaufe, zu arbeiten und mir somit eine eigene Karriere aufzubauen.
Sind Dir Themen wie Nachhaltigkeit wichtig?
Ja, absolut. Ich werde aber nie das Paradebeispiel, die Vorzeige-Bloggerin in diesem Bereich sein. Ich bewege mich ständig auf bessere Umsetzungen zu, aber ich bin nicht perfekt. Ich suche mir meine Kooperationspartner in dieser Richtung auch aus. Die Themen werden immer mehr vertieft und ich habe in den letzten drei Jahren meine Inlandsflüge komplett gegen die Bahn ausgetauscht, versuche zu Hause alles an Mülltrennung, Plastikvermeidung umzusetzen und bilde mich weiter. Das versuche ich auch mit meinen Leserinnen zu teilen. Auch weise ich Marken darauf hin, wie Dinge verschickt oder verpackt werden können … viele kleine Schritte, die hoffentlich auch etwas bewegen.
Womit bist Du aktuell beschäftigt? Und was wird uns als Nächstes auf Deinem Blog erwarten?
Ein sehr emotionales Thema. Upskirting/Übergriffe von Männern an Frauen. Mir ist es vor Kurzem leider erst selbst passiert und ich habe meine Erfahrung mit meinen Leserinnen geteilt und war schockiert, wie vielen Frauen das so gut wie jeden Tag passiert. Sie werden übergriffig behandelt. das liegt mir gerade sehr am Herzen. Da es mich aber auch selbst betrifft und es mehrere Betrachtungsseiten gibt – von Täter bis Opfer und Zuschauer muss ich mir hier viel Zeit einplanen und ich muss zugeben, die Geschichten der anderen Frauen lassen einen nicht mehr so einfach los.