Der grausame Mord an einem jungen Mädchen hält die Ermittler des Seattle Police Departments Sarah Linden und Stephen Holder auf Trab. Die US-Krimiserie „The Killing" zieht mit düsterer Tristesse und spannenden Charakteren in ihren Bann.
Wer ist Rosie Larson? Das junge Mädchen, das eigentlich auf einer Halloween-Party feiern wollte, verschwindet spurlos. Sarah Linden, gespielt von Mireille Enos, ist Ermittlerin beim Seattle Police Department und wird mit dem Fall betraut. Es soll ihr letzter Fall sein, bevor sie zusammen mit ihrem 13-jährigen Sohn Jack und ihrem Verlobten nach Kalifornien fliegen will, um dort ein neues Leben zu beginnen. An ihrem vermeintlich letzten Arbeitstag findet sie Rosie im Kofferraum eines Autos in den Tiefen eines kleinen Sees – gefesselt und tot. Linden soll den Mörder des Mädchens ausfindig machen und cancelt, nicht zum letzten Mal, ihren Flug nach Kalifornien. Stephen Holder (Joel Kinnaman), der vorher für das Drogendezernat ermittelte und nun Lindens Posten übernehmen soll, wird ihr, eher ungewollt, zur Aufklärung des Falls an die Seite gestellt. Das ungleiche Duo macht sich auf den Weg in den Regen und die düsteren Gassen von Seattle, um Rosies Mörder ausfindig zu machen.
Dabei gerät der Lokalpolitiker Darren Richmond (Billy Campbell), der sich zur Wahl als Bürgermeister stellt, schnell in den Fokus der Ermittlungen. Der Wagen, in dem Rosies Leiche gefunden wurde, gehört zum Fuhrpark seines Wahlkampfteams. Je weiter der Fall fortschreitet, desto verworrener wird er. Immer wieder scheinen neue Türen aufzugehen, neue Geheimnisse und Verdächtige kommen ans Tageslicht: ein reicher Ex-Freund, der muslimische Lehrer …
Immer mehr Geheimnisse und Verdächtige
Währenddessen stürzt das Wissen über die Ermordung von Rosie die Familie Larson, sprich die Eltern, ihre Tante und die beiden jüngeren Brüder, in tiefe Trauer und Wut. Sie brechen unter dem schweren Verlust des geliebten Menschen zusammen. Warum sollte jemand das Mädchen aus scheinbar wohlbehüteten Verhältnissen auf diese grausame Weise töten? Aber auch Rosies Familie kämpft mit den Schatten der Vergangenheit. Rosies Vater, Stan Larson, war Mitglied der polnischen Mafia, die Tante arbeitet für einen ominösen Hostessen-Ring.
Die bleierne Schwere der verregneten Kulisse Seattles und die brillant ausgearbeiteten Charaktere, allen voran Sarah Linden und Stephen Holder, ziehen den Zuschauer ab der ersten Folge in ihren Bann. Für die intelligente und willensstarke Sarah Linden, die selbst eine dramatische Kindheit hinter sich hat, ist ihre Arbeit und gerade dieser Fall enorm wichtig. So wichtig, dass sogar ihr Sohn, den sie dafür zunehmend vernachlässigt, darunter leidet. Ihre Fähigkeit, sich in die Rolle der Opfer und Täter hineinzuversetzen, verleiht ihr einen besonderen Blick für die Dinge und führt die Ermittlungen dadurch immer wieder auf die richtige Fährte. Ihr Partner Stephen Holder dagegen ist ein Ex-Junkie, der die Seele auf der Zunge trägt und mit lockeren Sprüchen und seiner scheinbar naiv-wirkenden Art besticht. Er ist der perfekte Gegenpol zu Sarah Linden – als Team funktionieren sie hervorragend. Aber auch die anderen Charaktere berühren dadurch, dass man ihnen tief in ihre Seele blicken kann. Sie machen es dem Zuschauer leicht, sich in sie hineinzuversetzen. Gerade die Trauer von Mitch Larson, Rosies Mutter, gespielt von Michelle Forbes, wird in sämtlichen Facetten aufgezeigt, geht einem unter die Haut und an den Bestand an Taschentüchern. Jede Folge der ersten beiden Staffeln umfasst 24 Stunden an Ermittlungsarbeit und verfolgt mehrere Handlungsstränge, wobei diese immer wieder miteinander verknüpft werden: die Ermittlungen rund um Sarah Linden und Stephen Holder, der Alltag der Larsons nach dem Tod ihrer Tochter, der Wahlkampf des Stadtrats um den Bürgermeisterposten.
Verschiedene Handlungsstränge werden verknüpft
Wem die Story bekannt vorkommt, der hat wahrscheinlich „Verbrechen", die Fälle von Kommissarin Lund, in Erinnerung. „The Killing" ist das US-Remake der dänischen Erfolgsserie. Was im Original innerhalb einer Staffel aufgelöst ist, streckt sich im amerikanischen Remake über zwei Staffeln hin, was so manch einen Fan der dänischen Serie bei „The Killing" gekostet hat. Sechs Emmy-Nominierungen hat sie dennoch aufzuweisen.
Kein Wunder: US-Sender AMC, auf dessen Konto auch „Mad Men", „The Walking Dead" oder „Breaking Bad" gehen, ist mit „The Killing" eine abwechslungsreiche und spannungsgeladene Inszenierung gelungen. Suchtfaktor vorprogrammiert.