Champions-League-Spiele im Ausland, Reisen nach Katar. Während die ganze Welt unter den Belastungen der Corona-Pandemie ächzt und die Politik dem Amateur- und Breitensport bis zum heutigen Tag keine Öffnungsperspektive bietet, agiert der professionelle Fußball frei nach dem Motto: „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich’s weiter ungeniert."
Dass RB Leipzig und Borussia Mönchengladbach für ihre Spiele gegen britische Mannschaften ausweichen müssen, hat die Politik zu verantworten. Bisher sind die Champions-League-Spiele reibungslos verlaufen. Alle Beteiligten werden engmaschig getestet. Warum derart überwachte und im Endeffekt isolierte Sportler aus England nicht einreisen dürfen, ist kaum nachzuvollziehen. Nicht zu verstehen ist allerdings, dass der FC Bayern zu einem Turnier nach Katar reist, dessen sportlicher Wert gering ist. Da geht’s halt um Werbeverträge und neue Märkte. Dass der deutsche Rekordmeister Probleme beim Abflug hatte, ist für verwöhnte Profis sicherlich ärgerlich. Dass Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge, der vor Jahren von einem Katar-Trip mit nicht versteuerten Luxus-Uhren am Zoll hängen blieb, nun von Mobbing sprach, ist allerdings an Zynismus kaum zu überbieten. Glaubwürdig wäre es gewesen, wenn er dieses Wort bei seinen „Wüstenfreunden" vor Ort benutzt hätte. Wie hält es der Katar mit den Rechten von Frauen und Homosexuellen? Wie sind die Arbeitsbedingungen derer, die die Stadion bauen, in denen Rolex-Freund Rummenigge samt Gefolge Hof hielt?
Rummennige ist ein Wortführer der alten Machtstrukturen im Fußball. Internationale Verpflichtungen sind lukrativer und wichtiger als die heimische Basis. Von der Bundesliga bis hin zur Regionalliga werden Spiepläne unter katastrophalen Platzbedingungen durchgepeitscht. 40 Prozent der Saison sollen in den Wintermonaten durchgezogen werden. Die Schönwetterphase muss ja für die großen Reisen freigehalten werden. Von Corona-Demut keine Spur! Dabei wäre die Pandemie die Chance gewesen, vieles zu hinterfragen. Doch die wurde vertan.